Ein Remis mit mindestens einem Tor würde dem HSV heute (21.05 Uhr) in Fulham fürs Finale reichen. Dennis Aogo meldet sich gesund.

London. Gute Nachrichten für den HSV und seine Fans: Verteidiger Dennis Aogo, der den Flug nach London zum Halbfinalrückspiel der Europa League gegen den FC Fulham wegen einer Magen-Darm-Verstimmung zunächst nicht antreten konnte, ist heute nachgereist, fühlt sich fit für einen Einsatz und wird auch in der Startformation der Hamburger stehen. Aogo verteidigt auf der linken Abwehrseite.

Auch die Engländer bangen um einen ihrer stärksten Spieler: Stürmer Bobby Zamora, der in der Liga und im Europapokal die meisten Treffer der Londoner auf seinem Konto hat, fällt aufgrund von Achillessehnenproblemen möglicherweise aus.

Hoffmann: "Endspiel um das Endspiel"

Dass Hamburgs neue Nummer eins überhaupt kein Problem damit hat, freiwillig in die zweite Reihe zu rücken, bewies Ricardo Moniz einmal mehr beim gestrigen Flug von Fuhlsbüttel nach London Gatwick. Während die erste Reihe des Fliegers Nr. 4R8266 gemäß der Rangordnung von Klubboss Bernd Hoffmann und seiner Frau Nicole beansprucht wurde, machte es sich der neue HSV-Cheftrainer auf den Plätzen direkt dahinter bequem.

Für den 45-Jährigen, der den einstündigen Flug mit einer Zeitung und einem Sandwich gut überbrückte, war es die erste Möglichkeit seit seiner kurzfristigen Beförderung, um mal durchzupusten. "Ich habe tatsächlich in den vergangenen beiden Tagen etwas weniger geschlafen als sonst", sagte der Niederländer, der sich sogar durch das für ihn ungewohnte Rede-und-Antwort-Spiel mit den Medien nicht stressen lassen wollte. Immerhin mehr als 50 Reportern und sogar einem mit einem Bettlaken über dem Kopf verkleideten Scherzbold von Radio Hamburg, der sich als neuer und zuletzt vermisster Teamgeist des HSV ausgab, gewährte Moniz beim Einchecken vor dem Abflug zum wohl wichtigsten Auswärtsspiel der vergangenen zwei Jahrzehnte bereitwillig Auskunft. Wenig entspannt gab sich dagegen Torwart Frank Rost, der den Reporter beschimpfte, ihm das Laken vom Kopf zog und ihn zur Seite schubste. Pressesprecher Jörn Wolf musste schlichten.

Trotz der gereizten Atmosphäre ist der Interimstrainer sicher, dass seine 17-Tage-Mission von Erfolg gekrönt sein wird. Wenn der HSV am heutigen Abend im ausverkauften Craven Cottage gegen Fulham antritt (21.05 Uhr/Liveticker auf abendblatt.de), reicht den Hamburgern dank der Europapokal-Arithmetik schon ein Unentschieden mit mindestens einem geschossenen Tor, um nach dem höhepunktarmen 0:0 im Hinspiel doch noch ins Finale am 12. Mai in Hamburg einzuziehen. "Wir haben jetzt ein echtes Endspiel um das Endspiel", sagte Vereinschef Hoffmann, der von seinen Vorstandskollegen Katja Kraus und Oliver Scheel sowie den Aufsichtsräten Sergej Barbarez, Alexander Otto und Eckart Westphalen begleitet wurde. Mit Rudi Kargus, Peter Nogly und Caspar Memering, die 1977 den Europapokal der Pokalsieger nach Hamburg geholt hatten, lud man sich sogar externe Glücksbringer auf den für den Verein so wichtigen Drei-Tages-Trip nach England ein.

Etwas Glück kann die Mannschaft nach den turbulenten Tagen rund um die Entlassung von Moniz-Vorgänger Labbadia tatsächlich gut gebrauchen. Neben einem vermeintlich versöhnlichen Saisonfinale steht nach dem Absturz in der Bundesliga auf Platz sieben gegen Fulham auch die Möglichkeit zur Teilnahme am Europapokal in der neuen Saison, und damit nicht unerhebliche finanzielle Mehreinnahmen auf dem Spiel. So müsste der HSV nicht nur auf die Europacupprämien der Uefa in der kommenden Spielzeit verzichten, sondern auch auf vertraglich festgeschriebene Zusatzleistungen von Sponsoren. Alles in allem könnte dem Verein im Vergleich zu dieser Spielzeit ein zweistelliger Millionenbetrag in der ohnehin nicht üppig gefüllten Kasse fehlen. Zur Erinnerung: Der Sieger der Europa League würde sich automatisch für den internationalen Wettbewerb in der kommenden Saison qualifizieren.

Neben dem finanziellen Aspekt geht es den Spielern, die trotz der desolaten Auftritte in der Bundesliga für das Erreichen des Endspiels eine Sonderprämie bekommen würden, in erster Linie um den moralischen Wert. "Wir können Geschichte schreiben", sagt Angreifer Ruud van Nistelrooy, der keine Probleme mit seinem zuvor schmerzenden Hüftbeuger mehr hat.