Die Hanseaten hatten Mühe gegen KS Vive Kielce und verloren mit 27:30. Sie stehen aber dank des 30:24-Hinspielerfolgs im Viertelfinale.

Hamburg. Als es geschafft war, gaben sich die HSV-Handballer alle Mühe, glücklich auszusehen. Der Versuch misslang, wie so vieles in den 60 Minuten zuvor. Und so war mehr als Freude über den erneuten Einzug ins Viertelfinale der Champions League in einigen Gesichtern es Bundesli-ga-Tabellenführers auch Entset-zen zu lesen über eine ebenso verdiente wie überraschende 27:30-(15:16)Heimniederlage ge-gen KS Kielce. Sie blieb folgenlos, weil der HSV das Hinspiel in Polen eine Woche zuvor mit 30:24 gewonnen hatte.

„Über beide Spiele gesehen ist unser Weiterkommen verdient“, befand Trainer Martin Schwalb. Man habe das letztlich „gut hinbekommen“. Aber die fünfte Niederlage der Saison, die dritte im Wettbewerb, war jedenfalls nicht die Vorlage, die man sich für die anstehende Pokalendrunde gewünscht hatte.

Für Schwalb hatte es vor dem Anpfiff eine gute und eine schlechte Nachricht gegeben. Die gute: Guillaume Gille konnte spielen. Der Kapitän zeigte sich einigermaßen erholt von der Schulterprellung, die er sich am Mittwoch beim 31:23-Heimsieg gegen Göppingen zugezogen hatte – die erstinstanzliche Diagnose Gehirnerschütterung hatte sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Die schlechte: Krzysztof Lijewski konnte nicht spielen. Der Pole hatte sich eine Stunde vor dem Anpfiff eine Spritze in die schmerzende Schulter des linken Wurfarms setzen lassen und nahm am Spiel gegen seine Landsleute nur auf der Tribüne teil. „Ich will nicht riskieren, dass ich danach kaputt bin“, sagte Lijewski, „den ersten Titelgewinn beim Final Four am nächsten Wochenende will ich auf keinen Fall verpassen.“ Für die Pokalendrunde in eigener Halle hofft auch Rechtsaußen Stefan Schröder nach seinem Mittelhand-bruch auf ein Comeback.

Die angespannte Personallage allein erklärt aber nicht, warum der HSV so schwer in die Partie fand. Nach Blazenko Lackovics drittem Tor zum 4:3 (3. Minute) verlor man zunächst in der Abwehr den Körperkontakt und bald auch ergebnismäßig den Anschluss an den polnischen Meister. Namentlich Kielces Kreisläufer Rastko Stojkovic, der den größten Teil des Hinspiels wegen einer Sprunggelenksverletzung verpasst hatte, bekam die Deckung kaum in den Griff. Beim Stand von 5:9 (12. Minute) sah sich Schwalb zu einer Auszeit genötigt. Bertrand Gille ersetzte am Kreis Igor Vori, was vor allem der nun etwas defensiveren Defensive gut tat.

Das war deshalb wichtig, weil im Hamburger Positionsangriff weiterhin recht wenig zusammenlief. An Kielces zupackender Gangart war gut abzulesen, dass der polnische Meister anders als der deutsche Tabellenführer unter der Woche kein Spiel zu bestreiten hatte. Leichte Tore mussten also her: Allein in der ersten Halbzeit traf der HSV dreimal per Tempogegenstoß und viermal durch schnelle Mitte. Den sofortigen Wiederanwurf nach einem Gegentor hat Kielce im Grunde gar nicht im Repertoire, weil ihr Trainer Bogdan Wenta bis zu drei Spieler zwischen Abwehr und Angriff austauscht. Es dauerte jedoch fast bis zur Halbzeit, ehe Marcin Lijewski zum 15:15 den Ausgleich wiederherstellte.

Eine Trendwende war das nicht: Auch in der zweiten Halbzeit rannten die Hamburger meist einem Rückstand hinterher, ohne dass die 2922 Zuschauer in der Sporthalle Hamburg freilich eine Sensation befürchten mussten. Dafür sorgte schon Nationaltorhüter Johannes Bitter, der nach einer Viertelstunde den glücklosen Per Sandström ersetzt hatte. Er hielt mit 13 Paraden (41 Pro-zent Fangquote) die glückliche Niederlage fest.

Der Gegner im Viertelfinale (21. April bis 2. Mai) wird am Diens-ag in Wien ausgelost. Mögliche Gegner sind die Gruppenersten Montpellier, Veszprem (Ungarn), Titelverteidiger Ciudad Real (Spanien) und der deutsche Meis-ter THW Kiel, wobei der HSV das Rückspiel in jedem Fall auswärts bestreiten müsste. Das Halbfina-le findet im Rahmen des Final-Four-Turniers statt, das am 29./30. Mai in Köln Premiere hat.

Statistik des Achtelfinal-Rückspiels:

HSV Hamburg – KS Vive Kielce 27:30 (15:16)

Tore für HSV Hamburg : Duvnjak 6, Lindberg 6/3, Lackovic 4, Bertrand Gille 3, Marcin Lijewski 3, Vori 2, Jansen 1, Flohr 1, Guillaume Gille 1

KS Vive Targi Kielce : Stojkovic 9/1, Rosinski 6, Posiadlo 5, Jurasik 3, Nat 3, Kuchczynski 3, Zaremba 1

Zuschauer : 2922

Strafminuten : 4 / 10