Lindberg überragt bei der Revanche mit zwölf Treffern. Kapitän Guillaume Gille erleidet Gehirnerschütterung.

Hamburg. Die letzten Sekunden liefen noch, da war der Spannungsabfall bereits deutlich in den Gesichtern der HSV-Handballer abzulesen. Sie lachten im Wissen, dass sie ihrem großen Traum einen weiteren Schritt näher gekommen waren. Mit 31:23 (17:12) hatten sie das Bundesligaspiel gegen Frisch Auf Göppingen gewonnen, der als Tabellendritter nach Hamburg gekommen war. Sie hatten auch die letzte große Aufgabe bewältigt, die im Bundesliga-Spielplan vor dem Gipfeltreffen mit Titelverteidiger THW Kiel am 22. Mai vorgesehen ist. Und das Wie war durchaus meisterlich.

"Ich bin froh, dass wir diese schwere Hürde genommen haben", sagte HSV-Trainer Martin Schwalb. Vier Tage nach dem 30:24-Sieg in der Champions League in Kielce war der Tabellenführer schnell im Hier und Jetzt angekommen. Ein Treffer von Igor Vori, zwei Gegenstöße von Blazenko Lackovic, und im Nu stand es 3:0 (3. Minute). Vom gefürchteten Göppinger Rückraum war zunächst nichts zu sehen. Die offensive Hamburger Deckung ließ ihm keinerlei Spielraum und schuf so für Johannes Bitter ein prima Arbeitsklima. Hamburgs Nationaltorwart kam unter den Augen von Bundestrainer Heiner Brand der Perfektion bedrohlich nahe. Als Gästetrainer Velimir Petkovic nach zehn Minuten beim Stand von 6:2 eine Auszeit beantragte, betrug Bitters Erfolgsquote 75 Prozent.

Doch als das Spiel weiterging, waren es die Hamburger, die sich eine Auszeit nahmen - nur wusste Schwalb davon nichts. Es dauerte bis zum 7:7 (17.), ehe sich seine Mannschaft wieder ihrer Stärken besann. Torwart und Abwehr wurden bereits erwähnt, auch der Gegenstoß. Was den HSV aber von der Konkurrenz abhebt, ist noch etwas anderes: die hohe Qualität des gesamten Kaders. Sie begann sich auch am Mittwoch früh auszuzahlen. Schwalb brachte nach 20 Minuten Pascal Hens für Lackovic und Bertrand Gille für Vori ins Spiel. Derart gestärkt zog der HSV bis zur Halbzeit auf 17:12 davon. Selbst eine vierminütige Unterzahl konnte der Tabellenführer unbeschadet überstehen.

Die Frage des Siegers war vorzeitig beantwortet, obwohl Kapitän Guillaume Gille nicht mehr mitwirken konnte: Er hatte bei einem Zusammenprall eine Gehirnerschütterung erlitten. Auch Krzysztof Lijewski konnte wegen Schulterproblemen am Wurfarm (Impeachment-Syndrom) nur eingeschränkt mitwirken. Doch das wurde durch entsprechenden Mehreinsatz wettgemacht.

Einzig zu Rechtsaußen Hans Lindberg gibt es derzeit keine Alternative, weil Stefan Schröders Handbruch noch nicht ausgeheilt ist. Aber Lindberg wäre im Moment ohnehin kaum zu ersetzen. Am Mittwoch traf er wieder, wie er wollte: von außen, per Gegenstoß, Siebenmeter, sogar aus dem Rückraum. Nur ein Strafwurf, den er etwas verspielt an die Latte lupfte, erinnerte die Zuschauer daran, dass Lindberg keine Tore werfende Maschine ist. "Beeindruckend" fand Sportchef Christian Fitzek Lindbergs Gala. Am Ende hatte sich der Däne mit zwölf Treffern auch im Privatduell um den Schützenkönigsthron gegenüber Göppingens Lars Kaufmann (drei) einen entscheidenden Vorteil verschafft.

Aber das war wirklich nur eine schöne Nebensache an diesem rundum gelungenen Abend. Am Ende war sich der Fanblock sicher: "Wir holen die deutsche Meisterschaft." Die Auflösung erfolgt spätestens am 5. Juni.

Tore, Hamburg: Lindberg 12 (2 Siebenmeter), Hens 4, Vori 3, M. Lijewski 3, Flohr 2, Lackovic 2, Jansen 2, Duvnjak 1, B. Gille 1, G. Gille 1; Göppingen: Thiede 6, Haaß 4 (1), Kaufmann 3, Kneule 3, Mrvaljevic 2, Schweikardt 2, Schöne 2, Landsberg 1. SR.: Hartmann/Schneider (Magdeburg/Ebendorf). Zuschauer: 10 309. Zeitstrafen: 3; 2.