Das Ausschließen von Fans sehen Pauli-Präsident Corny Littmann und Hamburger Fan-Vertreter kritisch.

Hamburg. Keine Krawalle, dennoch Unzufriedenheit: Das erste friedliche Nordderby seit zehn Jahren zwischen dem FC. St. Pauli und Hansa Rostock am vergangenen Sonntag in der 2. Fußball- Bundesliga hat zu einer Diskussion um die Vorgehensweise bei brisanten Spielen geführt. Das Ausschließen von Fans bzw. die Beschränkung des Kartenkontingents für die Gast-Mannschaft sehen Pauli-Präsident Corny Littmann und Hamburger Fan-Vertreter kritisch. Starke Reglementierungen seien nicht zukunftsfähig, erklärte Littmann am Montagabend bei einer Podiumsdiskussion der SPD- Bürgerschaftsfraktion zum Thema Gewalt beim Fußball.

Die Hamburger Polizei hatte nach Auseinandersetzungen beim Hinspiel verfügt, dass nur 500 personalisierte Sitzplatzkarten für die Hansa-Fans zur Verfügung gestellt werden durften. Die Rostocker Anhänger hatten daraufhin das Spiel boykottiert. „Wir haben nur in Bezug auf die besondere Situation den scharfen Bedingungen einmalig zugestimmt“, sagte Littmann. „Für das Fehlverhalten einzelner Fans kann man doch nicht alle Anhänger einer Mannschaft bestrafen“, sagte Justus Peltzer vom Fanladen St. Pauli.

Auch der Leiter des HSV-Fanprojekts Joachim Ranau sieht die Lösung nicht in Spielen vor leeren Rängen. „Es kommt fast nie zu Ausschreitungen im Stadion, sondern immer nur im Umfeld. Zuschauerverbote oder Sitzplatzstadien wie in Italien bringen deshalb einfach nichts.“

Eckard Gremmler, Konfliktmanager bei der niedersächsischen Polizei, berichtete von alternativen Ansätzen aus Hannover: „Wir haben Gäste-Fans einen Vertrauensvorschuss gegeben, indem wir sie nicht mit einer gepanzerten Hundertschaft, sondern nur mit zwei Konfliktmanagern am Bahnhof empfangen haben. Mit äußerst positiver Resonanz.“ Littmann forderte auch ein Umdenken bei der Polizei: „Fan- Gruppen werden teilweise wie Vieh behandelt. Kein Wunder, dass dann Aggressionen entstehen können“, beschwerte sich der Vereinschef.