Die Bayern müssen in der Champions League wohl auf Robben verzichten, beim VfB Stuttgart droht Khedira den Rest der Saison auszufallen.

München. Tabellenführung verzockt, Arjen Robben verletzt - der Doppel-Schock gegen den VfB Stuttgart traf den FC Bayern vor dem Champions-League-Knüller gegen Manchester United ins Mark. „Es tut sehr weh“, klagte Trainer Louis van Gaal. Und der Schmerz nahm noch zu: Nur drei Stunden nach der eigenen 1:2-Heimpleite stürmte Felix Magath am Samstagabend mit dem FC Schalke 04 im Top-Spiel bei Bayer Leverkusen auf Platz eins und hängte die Bayern ausgerechnet vor dem direkten Duell der beiden Titelanwärter am kommenden Samstag in Gelsenkirchen in der Tabelle um zwei Punkte ab. „Zwei Niederlagen hintereinander – das passiert uns nicht oft“, sinnierte Kapitän Mark van Bommel.

Und wie schon eine Woche zuvor beim 1:2 in Frankfurt verspielte der Rekordmeister erneut eine 1:0- Führung. „Wir haben geführt, dann darf man das Spiel nicht mehr aus der Hand geben“, schimpfte Torwart Jörg Butt. Drei Tage vor dem Heimspiel-Hit gegen ManU und nur 64 Stunden nach dem DFB-Pokal-Kraftakt gegen Schalke hatte sich auch der gewiefte Taktiker van Gaal böse verzockt. Sein Plan, müde werdende Stuttgarter in der zweiten Hälfte mit den 45 Minuten lang geschonten Topstars Robben und Franck Ribéry zu überrennen, ging nicht auf. Zumal er mit der Auswechslung des starken Olic daneben lag. „Wir haben gegen eine gut verteidigende Mannschaft keine Lösung gefunden“, meinte van Gaal, der seine müden Spieler aber nicht tadeln wollte: „Ich bedanke mich für die Mühe, die sie sich gemacht haben.“ Nach dem 1:0 von Olic (32. Minute) sorgten der starke Christian Träsch mit einem abgefälschten Distanzschuss (41.) sowie Angreifer Ciprian Marica (50.) für die Wende zugunsten der nun besten Rückrundenmannschaft der Bundesliga. „Es war nach über zehn Jahren mal wieder Zeit, hier zu gewinnen“, frohlockte Trainer Christian Gross nach dem ersten VfB-Sieg in München seit 1999.

Die Europa League ist wieder in Reichweite, und nur die schwere Knieverletzung von Nationalspieler Sami Khedira trübte die Freude der Schwaben. „Ich hoffe, es ist nicht dramatisch“, sagte Gross. Diese Hoffnung zerschlug sich am Sonntag: Khedira erlitt bei dem harten Zweikampf mit Nationalelf-Kollege Miroslav Klose einen Anriss des Kreuz- und Innenbandes im linken Knie. Eine Operation soll vermieden werden und Khedira „im Optimalfall“ schon in vier Wochen wieder belastbar sein. Seine WM-Teilnahme ist dennoch stark gefährdet. Die Bayern bringt derweil eine vergleichsweise harmlosere Wadenzerrung von Topstar Robben in Not. „Es wird schwierig für das Spiel gegen Manchester“, sagte van Gaal. Es wird bis Dienstagabend ein Wettlauf mit der Zeit werden.

Ein Ausfall von Robben würde die Ausgangsposition der Bayern, die gegen Manchester schon auf Bastian Schweinsteiger (Gelb-Sperre) verzichten müssen, verschlechtern. Denn zu abhängig erscheinen die Münchner von Robben und auch Ribéry. Der öffentliche Rummel um die nur offensiv denkenden „Rib“ und „Rob“ kommt im Team nicht immer gut an. „Das sind zwei Spieler, die ein Spiel alleine entscheiden können. Aber man muss auch bedenken, dass neun andere auf dem Platz sind, die die Drecksarbeit machen“, bemerkte Klose, der forderte: „Wir müssen uns sammeln und die Kräfte bündeln, dann wird das gegen Manchester ein ganz anderes Spiel.“ Der VfB nutzte die Gunst der Stunde. „Uns kam zu Gute, dass Bayern im Pokal über 120 Minuten gehen musste“, meinte Torhüter Jens Lehmann. „Das 2:1 hat uns beflügelt. Wir haben gut und geschickt verteidigt“, analysierte Gross. Zwei Tore bereitete Geburtstagskind Cacau (29) vor, der vor dem Absprung steht. „Ich habe noch drei Tage Zeit zu überlegen und werde die richtige Entscheidung treffen.“ Der Nationalspieler soll dem VfB zumindest noch beim geplanten Endspurt in die Europa League helfen. „Das war ein kleiner Schritt“, kommentierte Manager Horst Heldt: „Wir müssen diese drei Punkte im nächsten Spiel gegen Gladbach vergolden.“