Ein mühsamer 35:28-(15:15)-Erfolg in Kassel hält den HSV an der Tabellenspitze. Der Konkurrent patzte beim 30:32 gegen Lemgo.

Kassel. Auf der Rückfahrt nach Hamburg kam im Mannschaftsbus noch einmal richtig Stimmung auf. Die Nachricht von der 30:32-(14:14)-Niederlage des THW Kiel beim TBV Lemgo versüßte den HSV-Handballern ihren mühsamen 35:28-(15:15)-Erfolg in Kassel gegen den MT Melsungen. "Jetzt sind die Kieler erneut ein bisschen stärker unter Zugzwang", meinte HSV-Sportchef Christian Fitzek, während Präsident Andreas Rudolph warnte: "Wir sollten nicht allzu viel rechnen, sondern endlich wieder unsere Form finden." Fakt aber ist: Die Hamburger können sich vor dem ultimativen Meisterschaftsduell am 22. Mai in der Color-Line-Arena eine weitere Niederlage in der Bundesliga erlauben, ohne gleich alle Chancen auf den ersten Titelgewinn in der achtjährigen Vereinsgeschichte einzubüßen.

Dieses kleine Polster scheint dann auch nötig, präsentiert sich die Mannschaft von Trainer Martin Schwalb doch derzeit nicht gerade in stabiler Verfassung. Auch gegen Melsungen mussten die Hamburger bis zur 34. Minute einem Rückstand hinterherwerfen, ehe vier schnelle Gegenstöße nach Ballverlusten der Melsunger das Spiel in den nächsten zehn Minuten entschieden. Der Däne Hans Lindberg und der Pole Krzysztof Lijewski zeichneten sich dabei aus, jedoch nicht nur in dieser Phase. Mit zehn (bei 13 Versuchen) und acht (bei zehn Versuchen) Treffen waren sie wie zuletzt die herausragenden Torschützen des HSV.

Dass die Hamburger erst in der zweiten Halbzeit ihre Klasse ausspielten, wertete Nationalspieler Pascal Hens nicht als Schwäche, sondern als Stärke. "Wir haben eine breite Bank und können deshalb unser Spiel konsequent bis zum Ende durchziehen. Das ist eine große Qualität dieser Mannschaft. Wir müssen mal von dem Gedanken wegkommen, dass wir immer schon zur Pause mit fünf, sechs Toren führen müssen. Das wird auch der Leistung unserer Gegner nicht gerecht." Melsungen bot in der Tat 34 Minuten lang eine sehr starke, vor allem im Angriff. Johannes Bitter musste deshalb nach 21 Minuten und nur zwei Paraden das HSV-Tor räumen, Per Sandström hielt anschließend 13 Bälle.

"Ich hatte nie das Gefühl, dass wir dieses intensiv geführte Spiel verlieren könnten. Dafür haben wir zu viel Engagement gezeigt. Die größere Ballsicherheit hat die Begegnung schließlich für uns entschieden", meinte Schwalb nach seinem 150. Bundesliga als HSV-Coach. Er durfte in Kassel seinen 110. Sieg feiern.

Vor dem nächsten Bundesligaspiel am Sonnabend gegen Lemgo muss Schwalb einmal mehr um seine Nationalspieler zittern. Bitter, Hens und der diesmal schwache Matthias Flohr sind in zwei Test-Länderspielen am Dienstag in Aarau und am Mittwoch in Stuttgart gegen die Schweiz im Einsatz. "Wir werden auf die Belastungen der Klubs achten", verspricht Bundestrainer Heiner Brand. In Kiel und Hamburg wird man ihn beim Wort nehmen.

Tore: Melsungen: Vasilakis 7, Vuckovic 7 (3 Siebenmeter) , Schöngarth 3, Junillon 3, Klitgaard 3, Tellander 3, Tzimourtos 2; HSV: Lindberg 10 (4), K. Lijewski 8, Jansen 3, Lackovic 3, Vori 3, Flohr 2, M. Lijewski 2, Hens 2, Duvnjak 1, B. Gille 1. Schiedsrichter: Dedens/Geckert (Magdeburg). Zuschauer: 4300 (ausverkauft). Zeitstrafen: 4; 2. Siebenmeter: 3 (3 verwandelt); 5 (4; Lindberg scheitert an Torhüter Lechte).