Während Ex-Trainer Hanning kein wirkungsvolles Konzept erkannte, führt Sportchef Fitzek diesen Eindruck auf fehlende Frische zurück.

Hamburg. Bob Hanning glaubt weiter fest an die Handballer des HSV. Selbst die jüngsten schwachen Leistungen des Bundesliga-Tabellenführers können seine Meinung nicht erschüttern. "Sie werden diesmal deutscher Meister. Keine Mannschaft in der Bundesliga ist besser besetzt. Die individuelle Klasse wird am Saisonende den Ausschlag geben", sagt der ehemalige HSV-Trainer (2002 bis 2005) und heutige Geschäftsführer der Füchse Berlin.

34:32 (14:15) hatte der HSV am Mittwochabend die Berliner besiegt, weil Krzysztof Lijewski und Blazenko Lackovic in den kritischen Momenten die entscheidenden Tore warfen, als acht Tage nach der Pleite gegen Gummersbach (31:39) die Hamburger vorzeitig alle Chancen auf den Titel zu verspielen drohten. Sechs Minuten vor Schluss hatten die Füchse, der Tabellenneunte, noch 29:28 geführt. "Die Vorstellung des HSV war schon erschreckend", sagt Hanning, "aber sie haben eben einen Lijewski und Lackovic, die mit ihrer Klasse dem Spiel eine Wende geben können."

Hannings Urteile haben Martin Schwalb angeblich noch nie interessiert, die beiden Alpha-Tiere können einfach nicht miteinander, doch in der Einschätzung des Spiels stimmte der HSV-Trainer diesmal Hanning zu. Über die Vorstellung seines Teams und die Pfiffe der schwachen Schiedsrichter geriet "Rumpelstilzchen" Schwalb während der 60 Minuten wiederholt in Rage, am Ende kassierte er für sein ungebührliches Verhalten eine Zweiminutenstrafe. Christian Fitzek, der Sportchef des HSV, nimmt seinen Trainer in Schutz. "Er wollte die Mannschaft an der Seitenlinie nur aufrütteln. Martin war enttäuscht von dem Auftritt, den er nach der glanzvollen Vorstellung im Champions-League-Spiel in Zagreb (33:29) nicht für möglich gehalten hatte."

Während Hanning beim HSV in Angriff und Abwehr kein wirkungsvolles taktisches Konzept erkennen konnte, führt Fitzek diesen Eindruck auf die fehlende Frische zurück: "Der März und April sind in jeder Saison die kritischen Monate. Die Spieler haben diesmal die EM im Januar noch in den Beinen, die bevorstehenden Highlights im Kopf und viele kleine Wehwehchen im Körper. Da läuft im Augenblick niemand hüpfend und frohlockend durch die Gegend. Mit diesem ganzen Sud hat nicht nur der HSV zu kämpfen, sondern alle Vereine, die noch im Europapokal vertreten sind."

Was Fitzek rät? "Siegen!" Auswärts, glaubt er, werde das dem HSV auch leichter fallen. "Da fühlt sich die Mannschaft nicht unter dem Druck, dem Publikum eine Topleistung liefern zu müssen." Hoffnung ist gegeben: Am Sonntag (15 Uhr, live auf dsf.de) spielen die Hamburger in Melsungen.