Sollte der DFB den Prozess gegen Manfred Amerell verlieren, würde Präsident Theo Zwanziger von seinem Amt zurücktreten.

München. DFB-Chef Theo Zwanziger droht im Schiedsrichter-Skandal um Manfred Amerell mit Rücktritt. „Wenn wir diesen Prozess verlieren, muss ich selbstverständlich sofort von meinem Amt als DFB- Präsident zurücktreten“, sagte Zwanziger im „kicker“ (Donnerstag). Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes geht allerdings davon aus, dass es nicht zu einem Prozess kommt.

Das Münchner Landgericht verhandelt am Donnerstag Amerells Antrag auf Unterlassung. Danach soll der DFB nicht mehr öffentlich behaupten dürfen, der frühere Schiedsrichter-Funktionär habe in der Vergangenheit mehrere Unparteiische bedrängt und/oder belästigt.

Der DFB hat den Fall Amerell bereits vor zwei Wochen abgeschlossen und geht davon aus, dass der Eilantrag des 63-Jährigen abgelehnt wird. Sollte der Ex-Referee Recht bekommen, hält Zwanziger Konsequenzen für unvermeidbar. „Dieser Fall träte ein, wenn die Aussagen aller jungen Schiedsrichter, die wir zu schützen haben, und ihre eidesstattlichen Erklärungen falsch wären. Denn dann wäre Herr Amerell das Opfer“. Laut „kicker“ erwägt der zuletzt heftig in die Kritik geratene Zwanziger offenbar, die Vertrauensfrage zu stellen. Über die Einberufung eines außerordentlichen Verbandstages am 30. April wird diskutiert.

FIFA-Schiedsrichter Michael Kempter, der im Dezember 2009 den Fall ins Rollen gebracht hatte, und vier weitere Referees haben Amerell schwer belastet und ihre Vorwürfe der sexuellen Belästigung und Übergriffe per eidesstattlicher Erklärung festgehalten. Amerells Münchner Anwalt Jürgen Langer wirft dem DFB vor, Fakten zu verschweigen und zu vertuschen, und verlangt Akteneinsicht. Amerell war am 12. Februar zurückgetreten und bestreitet alle Vorwürfe.

Als „zentrale Figur einer Schmutz- und Hetzkampagne“ hat Langer den früheren Schiedsrichter Franz-Xaver Wack angeprangert. Der Münchner Zahnarzt versteht sich bei der Aufklärung der delikaten Affäre als „Vertrauensmann“ der jungen Schiedsrichter. Wack soll vom DFB Akteneinsicht erhalten haben. Seine Behauptung, DFB- Schiedsrichter-Chef Volker Roth habe schon vor fünf Jahren von den angeblichen Neigungen gewusst, begegnete Roth mit einer Klage- Androhung.