Vor dem Beginn der Spiele wurde im deutschen Lager gehofft. Die Auftritte der deutschen Ski-Adler waren bislang allerdings ernüchternd.

Whistler. Zu den unerklärlichsten Gattungen deutscher Lande zählen schon seit Jahren die Skispringer. Was zum Teufel etwa ist in der vergangenen Woche mit Michael Uhrmann passiert? Vor Olympiabeginn verkündete der Bayer, die Konkurrenz werde darauf achten müssen, "was der Uhrmann macht". Auf der Normalschanze sprang er dann tatsächlich um die Medaillen mit und belegte einen hochanständigen fünften Platz. Nur eine Woche später wurde derselbe Uhrmann von der Großschanze 25. und schloss sich mit ein, als er sagte: "Es ist nicht so toll, wenn drei aus dem Team nicht gerade das größte Selbstvertrauen haben."

Oder man nehme Martin Schmitt: Der segelte im Training für die Großschanze auf 145 Meter, bei längerem Anlauf, in Ordnung, aber doch immerhin einen Meter weiter als Olympiasieger Simon Ammann bei seinem famosen ersten Sprung. Derselbe Schmitt brachte es dann fertig, den Wettkampf als 30. zu beenden. Er wurde nur deshalb nicht Letzter aller für den zweiten Durchgang qualifizierten Springer, weil der Finne Janne Ahonen wegen Knieproblemen nicht mehr antrat. "Ich habe ein nachdenkliches Gefühl", sagte Schmitt nach dem Springen.

Sowohl Uhrmann als auch Schmitt bezogen sich in ihren Äußerungen auf das Teamspringen heute (19 Uhr). Nach dem starken Mannschaftsergebnis auf der Normalschanze wurden die Deutschen schon als Herausforderer der hochfavorisierten Österreicher gehandelt. Legt man hingegen den Auftritt am großen Hügel zugrunde, auf dem auch heute gesprungen wird, sind Norweger, Finnen, Tschechen und Polen zumindest nicht schlechter einzuschätzen als die Equipe von Bundestrainer Werner Schuster. Der Dritte ohne Selbstbewusstsein war im Übrigen Andreas Wank, er belegte Platz 28. Den Negativtrend brach allein Michael Neumayer als Sechster. "Ich schieße mich langsam ein", sagte er.

Da es sich aber auch bei ihm nachweislich um einen deutschen Skispringer handelt, muss diese Einschätzung rein gar nichts bedeuten. Vielleicht hat sich Neumayer bis heute schon wieder ausgeschossen, oder Schmitt schlägt die Österreicher oder alle gucken nur auf den Uhrmann - oder was auch immer.