Fernando Alonso, der neue Starpilot aus Spanien soll Michael Schumacher, der jetzt im Silberpfeil sitzt, vergessen machen - und begeistert die Italiener.

Hamburg/Maranello. Der Start war etwas holprig. Aber dennoch kann Ferrari den ersten Sieg der neuen Grand-Prix-Saison für sich reklamieren. Die italienische Scuderia stellte ihr feuerrotes Spielmobil mit dem wenig einfallsreichen Projektnamen F10 als erstes Modell des Formel-1-Jahrgangs 2010 gestern in Maranello vor. Dass weder die Liveübertragung im Internet (technische Probleme) noch die Premierenausfahrt (Schnee auf der Hauspiste in Fiorano) klappte, hakten die Roten locker ab.

Ferrari verband die Enthüllung des Rennwagens mit einer Kampfansage an Michael Schumacher und die Silberpfeile von Mercedes. Denn auch für die Italiener gibt es nur ein Ziel: den WM-Titel. "Diese Saison ist sehr wichtig für uns", sagte Teammanager Stefano Domenicali. "Sie muss ein Wendepunkt werden." Ähnlich pathetisch formulierte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo den Anspruch an sein Fahrerduo Fernando Alonso und Felipe Massa: "Sie haben den Auftrag, das Team zum Erfolg zurückzuführen." Ähnliche Worte wird man heute auch bei der McLaren-Vorstellung von Jenson Button und Lewis Hamilton in der Zentrale ihres Hauptsponsors Vodafone hören.

Ein Mann wurde in Maranello wie ein Halbgott begrüßt: Fernando Alonso. Der 28 Jahre alte Spanier soll den abtrünnigen Michael Schumacher vergessen machen. Anders als der Deutsche, der in 15 Ferrari-Jahren kaum über die Begrüßungsfloskel "Bongiorno" hinauskam, eroberte Alonso die Herzen der Tifosi im Sturm. In fließendem Italienisch beschrieb er seine Aufgabe wie in Stein gemeißelt: "Wir wollen den Ferrari-Fans in der ganzen Welt ihren Stolz zurückgeben." Kein Wunder, dass Ferrari-Chef Montezemolo dahinschmolz: "Das ist der richtige Mann zur richtigen Zeit für uns!" Die Lobeshymnen auf den zweimaligen Weltmeister wollten kein Ende nehmen: "Er ist erst 28, aber ein sehr reifer Champion."

Das sollte wohl auch heißen: Pah, wir brauchen Schumacher nicht mehr. Die Italiener hatten es ihrem langjährigen Edelchauffeur übel genommen, dass er für einen Werbefilm zur Mercedes-Teampräsentation in Stuttgart ausgerechnet einen roten (!) Mercedes-Sportwagen vom Typ SLS pilotiert hatte und dann noch augenzwinkernd ausgestiegen war. Wenige Wochen zuvor hatte Schumacher noch Ferrari-Autos getestet ...

Jetzt tauscht Ferrari ein Ego - Schumacher - gegen ein anderes - Alonso - ein. Der Spanier, den Montezemolo als Teamplayer vorstellte, hat bislang noch jeden Stallgefährten wegbeißen wollen. Zuletzt hatte das bei McLaren zum Hass-Duell mit Lewis Hamilton geführt, das 2007 am Ende beide den möglichen Titel kostete. Damals profitierte Ferrari. Dass Felipe Massa nach seinem schweren Unfall im Sommer zurückkehrte ("Ich bin einfach nur glücklich"), spielte angesichts der Alonsomanie nur eine Nebenrolle.

Übrigens war auch der Ferrari F10, den das Team gestern präsentierte, noch nicht komplett, mithin eine Mogelpackung. Die Flügel stammten noch aus dem Vorjahr. Dennoch zeigt die Konstruktion, wie die Autos des Jahrgangs 2010 aussehen werden: wegen größerer Benzintanks deutlich länger und mit einer hohen Nase. Da orientieren sich die Designer am schnellsten Auto des Vorjahres. Und das war nicht das von Weltmeisterteam Brawn GP, sondern Sebastian Vettels Red Bull.