Neben Matthias Flohr vom HSV wurden auch der Kieler Dominik Klein sowie Martin Strobel aussortiert.

Mannheim. Nationaltrainer Heiner Brand hat die deutschen Handballer nach einem Wutausbruch mit erhobenem Zeigefinger und einer deutlichen Ansage in einen zweitägigen Heimaturlaub geschickt. Die zeitweise schwache Leistung gegen Brasilien (34:22) bei der Generalprobe für die am Dienstag beginnende EM in Österreich hatte dem Bundestrainer die Laune verdorben. "Wir können nur gut spielen, wenn wir 100 Prozent Einsatz und Willen zeigen. Ich hoffe, dass die Mannschaft das aus diesem Spiel gelernt hat", meinte Brand, der nach einer kurzen Nacht am Donnerstag seinen 16-köpfigen EM-Kader benannte.

Dabei schaffte der gegen die Brasilianer mit zehn Treffern überragende Uwe Gensheimer erstmals den Sprung in den erlauchten Kreis. Der Linksaußen von den Rhein-Neckar Löwen erhielt etwas überraschend den Vorzug vor dem ehemaligen Weltmeister Dominik Klein. "Dominik zeigt immer eine hundertprozentige Leistungsbereitschaft, aber derzeit findet er nicht zu seiner Form. Uwe hat seine Sache am Mittwoch gut gemacht", erklärte Brand. Dagegen war die Streichung von Martin Strobel, Matthias Flohr sowie Steffen Weinhold zu erwarten.

Seine restlichen Schützlinge indes gelobten noch vor ihrer Abreise am Donnerstagnachmittag Besserung. "Die wahre Stärke unserer Mannschaft werden wir zu Beginn der Europameisterschaft sehen", sagte Kapitän Michael Kraus mit Blick auf das erste Gruppenspiel am Dienstag in Innsbruck gegen den WM-Dritten Polen (18.15 Uhr/Live im ZDF). Der Spielmacher nahm aber auch seine Teamkollegen in die Pflicht. Jeder sei gut beraten, "ab jetzt nur noch an dieses Turnier zu denken und zu Hause mentale Kraft zu tanken."

Volles Verständnis zeigte Kraus auch für die Brandreden des Bundestrainers in der Halbzeitpause und der ersten Auszeit. "Es ist doch klar, dass ein Coach ausflippt, wenn man so auftritt, wie wir am Anfang", meinte der Spielmacher. Gegen den WM-21. aus Brasilien setzten sich die Gastgeber in Mannheim erst nach dem Wechsel deutlich ab und offenbarten vor allen Dingen in der Abwehr Mängel.

In heimischen Gefilden soll Freitag und Samstag die Regeneration nach 13 Tagen Trainingslager mit vier Testländerspielen (zwei Siege/zwei Niederlagen) im Vordergrund stehen. Am Sonntag trifft sich die DHB-Auswahl dann direkt vor Ort in Innsbruck, um im Hotel «Grauer Bär» Quartier zu beziehen.

Allzu perspektivisches Denken hat Brand in den nächsten Tagen indes strengstens untersagt. "Er hat uns verboten, Richtung Halbfinale zu schielen. Das wäre auch unrealistisch", sagte Abwehrchef Oliver Roggisch, "erst einmal müssen wir die schwere Vorrunde überstehen."

In der Gruppe C bekommt es der EM-Vierte von 2008 neben Polen mit Slowenien (20. Januar) und Schweden (22. Januar) zu tun. Aus den vier Vierergruppen erreichen die jeweils drei bestplatzierten Teams die Hauptrunde. Sein Aufgebot muss Brand offziell bis Montag gemeldet haben. Voraussichtlich wird er zunächst nur 15 Spieler nominieren, um noch während der Vorrunde jemanden nachnominieren zu können. Nach der Vorrunde dürfen zwei Spieler ausgetauscht werden, nach der Hauptrunde noch einer.

Seit dem Titelgewinn 2004 in Slowenien wartet die Brand-Sieben auf eine EM-Medaille. "Den Traum vom Turniersieg gibt es natürlich immer. Aber so hart wie in diesem Jahr war es noch nie", meinte Keeper Johannes Bitter. Der Hamburger konnte gegen Brasilien nicht überzeugen, geht aber nach seiner Ellbogen-Operation trotzdem als deutsche Nummer eins in die EM.

Bitter ist neben Kraus, Roggisch und Torsten Jansen der wichtigste Leistungsträger der jungen deutschen Auswahl, die bei der EM den Ausfall der Stammspieler Pascal Hens (Pause) und Sebastian Preiß (Achillessehnen-OP) verkraften muss. Hens traut seinen Kollegen einiges zu. "Wichtig wird sein, gut ins Turnier zu starten. Das könnte einen Rausch auslösen. Das Halbfinale ist drin", sagte der 29-Jährige dem Hamburger Abendblatt.