Auch ohne seine Unterstützung traut der Hamburger Rückraumspieler Deutschland das Halbfinale in Österreich zu.

Hamburg. Nun spielt Pascal Hens also doch EM. "Handball-Simulator European Tournament 2010" heißt ein Computerspiel, für das der Rückraumstar des HSV Hamburg Pate steht. Das reale Turnier in Österreich aber findet ohne den 29-Jährigen statt.

Hamburger Abendblatt : Am Dienstag startet Deutschland gegen Polen in die EM. Verspüren Sie Wehmut nach Ihrer Absage?

Pascal Hens : Ein bisschen kribbeln wird es schon. Aber ich bin sicher, dass die Entscheidung, die ja lange feststeht, richtig war. Das Risiko wäre einfach zu groß gewesen. Die Achillessehne braucht ein halbes Jahr zur Genesung, und ich bin froh, dass ich diese Zeit bekomme.

Abendblatt: Aber Sie spielen beim HSV doch, und zwar so gut wie lange nicht.

Hens : Man muss es realistisch sehen. Im Spiel war alles gut, aber ich trainiere nur dosiert. In so ein belastendes Turnier zu springen wäre fatal.

Abendblatt: Hätten Sie eine solche Vernunftsentscheidung vor fünf Jahren auch gefällt?

Hens : Da hätte ich sicher gespielt. Mit der Zeit lernt man eben den eigenen Körper besser kennen. Und mit 29 muss man auch an die Zukunft denken.

Abendblatt: Hatten alle Verständnis für diese Entscheidung?

Hens : Mir hat da keiner reingeredet. Physiotherapeuten, Ärzte, Teamkollegen: Jeder, mit dem ich gesprochen habe, hat mich darin bestärkt. Auch der Bundestrainer hatte Verständnis.

Abendblatt : Heiner Brand dürfte ohne Sie einen schweren Stand haben. Sehen Sie eine Chance?

Hens : Natürlich. Lars Kaufmann spielt auf Halblinks eine gute Saison und bringt viel Selbstvertrauen mit. Wenn er mal ins Rollen kommt, ist er schwer zu stoppen. Wichtig wird sein, gegen Polen, gegen die wir nicht unbedingt Favorit sind, gut ins Turnier zu starten. Das könnte einen Rausch auslösen. Gegen Frankreich in der Hauptrunde wird es zwar sehr schwer werden. Aber das Halbfinale ist drin.

Abendblatt : Sie wollen die Mannschaft vor Ort unterstützen. Werden Sie 2011 bei der WM in Schweden wieder mittendrin sein statt nur dabei?

Hens : So ist der Plan. Aber es bleibt abzuwarten, wie sich das Jahr entwickelt. Der Bundestrainer sagt ja selbst, ihm nützt nur ein gesunder "Pommes".

Abendblatt : Bis zu zwölf Hamburger sind in Österreich im Einsatz. Fürchten Sie, dass die Pause den HSV nach der starken Hinserie aus dem Rhythmus bringt?

Hens: Nein, sofern alle verletzungsfrei bleiben. Zum einen betrifft das Problem viele Bundesliga-Vereine. Zum anderen ist die Situation eine andere als nach Olympia 2008: Wir sind jetzt eine eingespielte Mannschaft. Vielleicht ist es sogar ganz gut, einmal aus dem gewohnten Umfeld herauszukommen.

Abendblatt: Würde Ihnen die Meisterschaft mit dem HSV mehr bedeuten als EM-Gold?

Hens : Schwer zu sagen. Beides ist etwas Großes. Aber Europameister war ich schon. Und für die Meisterschaft arbeitet man das ganze Jahr. Insofern wäre es vielleicht höher einzuschätzen.

Abendblatt : Nur Sie und Per Sandström sind aus der ersten Garde in Hamburg verblieben. Stört Sie das oder genießen Sie die Ruhe?

Hens : Die geringe Belastung tut schon gut. Ich versuche die Zeit zu nutzen, um fit zu werden, arbeite viel an Koordination und Spritzigkeit. Im Prinzip hole ich die Saisonvorbereitung nach, die ich wegen der Operation an der Ferse verpasst habe.

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