Brasilianer in der Bundesliga: Mal treiben sie mit Dribblings den Gegner zur Weißglut - mal den eigenen Trainer mit ihren Extratouren.

Hamburg. Brasilianer und der Fußball - das ist vor allem eine Geschichte der schönen Tore, der pikanten Dribblings und der brillanten Pässe. Und doch gibt es zu diesem Märchen noch eine weitere Episode abseits des Spielfelds. Immer dann, wenn die Trainer der deutschen Profi-Klubs ihre Stars in den Urlaub nach Südamerika schicken, beginnt das Bangen um deren rechtzeitige Heimkehr.

So ist das zurzeit bei Bruno Labbadia und seinem Star aus Brasilien, Zé Roberto, der nicht ins Trainingslager des HSV ins türkische Belek reist. Er wolle in Brasilien zur Reha bleiben - und entschied das ohne Absprache mit seinem Trainer. In Hoffenheim kam der Brasilianer Carlos Eduardo einen Tag zu spät zum Auftakt der Vorbereitung auf die Rückserie. Ähnlich war das bei Schalkes Trainer Felix Magath und seinem Außenverteidiger Rafinha, der den Trainingsstart der Gelsenkirchener in Spanien schwänzte. "Ich weiß nicht, wo er steckt", hatte Magath am ersten Trainingstag gesagt. Seine Worte verlaufen sich irgendwo zwischen Besorgnis und Kopfschütteln.

Dabei hat Magath weniger Chaos als sein Vorgänger Fred Rutten. Beim Trainingsauftakt in der vergangenen Winterpause kehrten gleich zehn Spieler verspätet aus dem Urlaub zurück - unentschuldigt. Darunter auch die Brasilianer Marcelo Bordon und Zé Roberto II. "Alles zu früh und zu kalt in Deutschland. Ich komme nicht wieder", soll Letzterer gemeckert haben.

Das klingt verdächtig nach den Worten des launischen Brasilianers Romário. Er trieb es bei seinen Vereinen regelmäßig auf die Spitze: Einmal soll er Training als "Kalorienverschwendung" bezeichnet haben.

Vor allem aber bei Werder Bremen Manager Klaus Allofs muss das Kopfschütteln groß gewesen sein. Schließlich durfte er die diversen Extratouren von Stürmer Ailton verwalten. Immer wieder verlängerte Ailton eigenmächtig seinen Urlaub: Nach der Sommerpause 2002 kehrte er - zu spät - mit so schlechten Fitnesswerten aus dem Urlaub zurück, dass er sogar Sonderschichten auf dem Trainingsplatz ableisten musste. Im Sommer 2003 die gleiche Prozedur wie in jedem Jahr: Wieder traf Ailton vier Tage zu spät zum Trainingsauftakt ein. Werder zögerte, dem Stürmer überhaupt einen neuen Vertrag anzubieten. Die Klubführung brummte Ailton eine 20.000-Euro-Strafe, die höchste in der Geschichte des Vereins, auf.

Es muss eine Hassliebe sein, die Vereine wie Schalke, der HSV und Werder Bremen mit ihren Brasilianern verbindet. Einerseits stören sie mit ihren Extratouren die konzentrierte Vorbereitung und die Harmonie im Team. Andererseits sind sie für den Erfolg der Mannschaft unverzichtbar. Wer es sich leicht macht, schiebt die Ausreißer einfach auf die Mentalität ab: "Südländer halt". Doch es ist für die Brasilianer nicht immer leicht ist, die Verbindung zur fernen Heimat zu halten: Gerade diese Winterpause lässt nur kurze Besuche bei der Familie zu - verbunden mit langen Flügen und Jetlags. Nach nur wenigen Tagen Weihnachtspause hat die Vorbereitung auf die Rückserie schon wieder begonnen: Training, Hotel, Spiele. Und wenig Zeit für die Familie.

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