Claudia Pechstein kann sich der Unterstützung durch die deutsche Teamleitung trotz aller Unklarheiten in Bezug auf ihre Blutwerte sicher sein.

Berlin. Auch wenn Claudia Pechstein für die deutschen Meisterschaften am Freitag und Sonnabend in Berlin noch gesperrt ist, der Unterstützung durch die deutsche Teamleitung kann sich die Berlinerin sicher sein. Verbandsspitze und viele Team-Kolleginnen stehen hinter der wegen auffälliger Blutwerte gesperrten Eisschnellläuferin, und selbst ihre Dauer-Rivalin Anni Friesinger hält sich beim Thema Pechstein mittlerweile mit Kritik zurück.

Während sich das Gros der deutschen Athleten bei der Einzelstrecken-DM am Wochenende für die Weltcups qualifizieren muss, gilt für Pechstein eine Ausnahmeregelung, die die Hochachtung der Teamleitung vor der 37-Jährigen widerspiegelt. „Sie ist eine Top-Athletin und für die Weltcups gesetzt“, sagt Präsident Gerd Heinze von der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG). Und Teamchef Helge Jasch meint: „Von ihrem Kaliber haben wir nicht viele. Wenn wir auf sie verzichten würden, schwächen wir uns selbst. „Das Ticket für die Olympischen Spiele in Vancouver (12. bis 28. Februar) jedoch muss sich die 37-Jährige Pechstein in den Weltcups erlaufen - sollte sie freigesprochen werden. „Deshalb wäre es gut, wenn sie bereits beim Weltcup in Berlin starten könnte“, sagte Heinze. Der Heimweltcup beginnt am 6. November. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat ein Urteil in dem Revisionsverfahren ab dem 5. November in Aussicht gestellt. Nur im Falle eines Freispruchs darf die Berlinerin auf den Gewinn ihrer sechsten olympischen Goldmedaille hoffen.

Gerd Heinze ist sich „ziemlich sicher“, dass es im Fall Pechstein einen Freispruch geben wird. Ein Indiz dafür sei die Tatsache, dass der CAS jüngst alle am Verfahren beteiligten Parteien aufgefordert hatte, zu den neuen Ausführungsbestimmungen des Codes der Welt-Antidoping-Agentur WADA in Sachen Blutdoping Stellung zu beziehen, auch die DESG. „In den neuen Bestimmungen wurde deutlich, dass die Blutprofile der Athleten bei Auftreten von Anomalien in Zukunft gründlicher untersucht werden müssen, bevor es zu einer Strafe kommt“, sagte Heinze.

Innerhalb der deutschen Mannschaft sehnt man eine Entscheidung herbei und fühlt mit: „Ich habe zu Claudia Kontakt gehalten. Das war bestimmt nicht einfach für sie. Ich hoffe auf ein gutes Ende für sie“, sagte Teamkollegin Daniela Anschütz-Thoms. Die Erfurterin will am Wochenende auf jeden Fall über 1000 und 1500 m in Berlin starten. Sprint-Weltmeisterin Jenny Wolf hofft auf ein baldiges Ende in dem juristischen Hick-Hack. „Klar war ihr Fall auch innerhalb der Mannschaft ein Thema. Man spricht drüber. Aber bald sollte der Sport wieder im Vordergrund stehen.“

Nach dem Ausfall von Pechstein sind Anschütz-Thoms und Wolf die Hauptakteure bei der Einzelstrecken-DM am Wochenende, da auch die zweimalige Olympiasiegerin Anni Friesinger-Postma am Donnerstag absagen musste. Die 32-Jährige klagte wieder über Probleme im Knie, das im vergangenen Jahr operiert wurde. Ihr Arzt riet der Inzellerin von einem Start ab, um die Teilnahme am ersten Saison-Weltcup eine Woche später an selber Stelle nicht zu gefährden.

Für Daniela Anschütz-Thoms kommt die DM dagegen gerade recht. „Das ist eine gute Standortbestimmung“, sagt die 35-Jährige, die sich für den Winter viel vorgenommen hat. „Ich will bei Olympia eine Einzelmedaille holen. Egal, auf welcher Strecke“, sagte Anschütz-Thoms. Und auch für Jenny Wolf wäre alles andere als eine Medaille in Vancouver auf ihrer Paradestrecke über 500 m eine Enttäuschung. „Wenn man dreimal Weltmeisterin wurde, da gibt man sich nicht mehr mit Rang vier zufrieden.“