Neben den Favoriten Ammann und Schlierenzauer hofft der Deutsche auf einen Erfolg - ZDF überträgt ab 16.30 Uhr live.

Oberstdorf. "Zauberer" Simon Ammann gegen "Flugkünstler" Gregor Schlierenzauer - die 57. Vierschanzentournee könnte zum Fall für zwei werden. Nicht nur Tournee-Legende Sven Hannawald rechnet jedoch damit, dass im Schatten des Duells der Favoriten am Ende ein lachender Dritter oben steht. "Ammann und Schlierenzauer werden sich aneinander aufreiben. Davon könnten die anderen profitieren wie die Norweger oder Martin Schmitt", sagte der einzige Grand-Slam-Sieger der Geschichte.

Auch der doppelte Skiflug-Weltmeister Schlierenzauer glaubt nicht an ein Duell der Schweiz mit Ammann gegen Österreich mit Schlierenzauer und dem ebenfalls chancenreichen Gesamtweltcup-Dritten Wolfgang Loitzl: "Vergesst mir Deutschland nicht mit Routinier Schmitt." Schließlich weiß der Sieger der Generalprobe von Engelberg aus den Erfahrungen der letzten Jahre ganz genau, dass Erfolge vor dem Grand Slam nichts wert sind. Vor zwei Jahren landete er als Seriensieger vor der Tournee ebenso nur auf Platz zwei der Gesamtwertung wie sein Landsmann Thomas Morgenstern im letzten Winter.

"Die Tournee gehört zur Königsklasse, die hat ihre eigenen Gesetze. Das ist ein Mythos, eine psychische Belastung wie bei der Tour de France. Für mich ist es dieses Jahr das größte Ziel, endlich die Tournee zu gewinnen", sagt Schlierenzauer, der am Tag nach dem Tournee-Finale 19 wird. Seit Andreas Widhölzl 1999/2000 wartet das Überfliegerland Österreich auf einen Tournee-Gesamtsieg - und die Schweiz hat überhaupt noch nicht gewonnen.

"Es wäre ein Traum, das als Erster zu schaffen. Die Chancen sind sehr gut", sagt Gesamtweltcup-Spitzenreiter Simon Ammann, Olympiasieger von 2002. Seit damals hat er den Spitznamen "Harry Potter", und der Zauberer arbeitet vor der Tournee mit allen Tricks: "Es wäre toll, die österreichische Dominanz im Skispringen zu zerschlagen."

Es ist ein böser Nervenpoker, der in den vergangenen Wochen zwischen den Lagern der beiden Favoriten ablief. Der überragende Ammann wurde aus Österreich als "Bankräuber" und "Schummler" beschimpft, weil er angeblich immer zu hohe Noten von den Haltungsrichtern bekommt. Kürzlich versicherte Wettfavorit Gregor Schlierenzauer (2,75 für 1) noch süffisant, dass ihm die Leistungen von Ammann (3,7 für 1) "keine schlaflosen Nächte bereiten".

Auch der mit einer Quote von 19 für 1 gehandelte Martin Schmitt hat über Weihnachten gut geschlafen, denn in Engelberg war er zuletzt auf Augenhöhe mit dem Favoritenduo. "Momentan haben Simon und Gregor eine gewisse Dominanz. Aber ich habe aufsteigende Tendenz und sehr gute Erinnerungen an meine Siege in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen", sagt der viermalige Weltmeister.

Bundestrainer Werner Schuster sieht ebenfalls Außenseiterchancen für seinen Vorflieger, schiebt aber den einst von ihm geformten Ammann und Schlierenzauer die Favoritenrolle zu: "Die schöpfen ihr Potenzial momentan am besten aus. Schlierenzauer hat die besten Anlagen, er ist nur schwer zu schlagen."

Bleibt noch der Kommentar von Ex-Bundestrainer Wolfgang Steiert, der jetzt russischer Chefcoach ist: "Die beiden Favoriten müssen erst mal durch den Stress bei der Tournee durch. Martin Schmitt ist sicher ein Geheimtipp."