Bundestrainer Joachim Löw hat erneut die Einstellung deutscher Profis kritisiert. Er fordert, sich mehr mit dem Beruf auseinanderzusetzen und nennt ausländische Klubs als Vorbilder.

Hamburg. Der verordnete Frieden dauerte nicht lange an. Nach dem öffentlich beigelegten Streit zwischen Joachim Löw und seinen unzufriedenen Altstars Michael Ballack (FC Chelsea) und Torsten Frings (Werder Bremen) hat sich Joachim Löw erneut zu Wort gemeldet. Der Bundestrainer bemängelt die Einstellung vieler Profis zu ihrem Beruf. "Es ist eine Tendenz zu erkennen, dass Spieler, wenn sie mal auf der Bank sitzen, sofort ihrer Enttäuschung Luft machen. Wir täten gut daran, uns mehr über die Qualität des Fußballs zu unterhalten und nicht über Empfindlichkeiten der Spieler", sagte Löw in einem Interview mit der "Sport Bild". Ein deutlicher Seitenhieb auf Ballack und Frings.

Manchem Spieler in Deutschland fehle das Verständnis dafür, ein Teil einer Mannschaft zu sein. "Das Spiel einer Mannschaft ist entscheidend. Nicht der Einzelne", betonte der Bundestrainer. Es gehe nicht, dass Spieler die Entscheidungen des Trainers nicht akzeptieren und sich öffentlich beschweren. "Das ist ein untragbarer Zustand", so Löw, der sich von der professionellen Arbeitsweise beim AC Mailand oder dem FC Arsenal London beeindruckt zeigte.

Der jüngst beigelegte Zwist mit Kapitän Michael Ballack und Torsten Frings habe dem Ruf der Nationalmannschaft geschadet, erklärte Löw weiter. "Es war schlecht für das Team. Weil es das positive Bild der Nationalmannschaft zumindest vorübergehend beeinflusst oder sogar verändert hat."

Vor und nach der WM 2006 sei eine gute Entwicklung zu erkennen gewesen. "Da ist es bedauerlich, wenn es heißt, was ist denn auf einmal bei der Nationalmannschaft los?" Es schade dem ganzen deutschen Fußball, wenn solche Dinge sogar Thema Nummer eins in den Nachrichtensendungen seien. Löw: "Wir müssen höllisch aufpassen."