Knapp vier Wochen nach seiner Aussprache mit Bundestrainer Joachim Löw versucht Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack, seine damals hohe Wellen schlagende Kritik am Kurs des Bundestrainers zu rechtfertigen und herunterzuspielen.

München. "Manchmal will man eben auch bewusst an die Öffentlichkeit gehen, um ein bisschen wachzurütteln. Es hat während und nach der Europameisterschaft ein paar Irritationen gegeben. Ich finde das aber gar nicht schlimm im Fußball, wenn man mal anderer Meinung ist", sagte der 32 Jahre alte Mittelfeldspieler in einem Interview mit "Premiere" vor dem Champions-League-Spiel seines Klubs FC Chelsea am Mittwoch gegen Girondins Bordeaux.

Ballack hatte sich Ende Oktober bei Löw "entschuldigt", rückgängig machen wollte er das Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ), das den Bundestrainer enttäuscht und verärgert hatte, auch im Nachhinein nicht. "Nein, denn ich habe lediglich in einem vernünftigen Ton meine Meinung gesagt. Ich habe auch niemanden attackiert, das wollte ich ja auch gar nicht", erläuterte Ballack. Er sei "von vielen Seiten" dafür kritisiert worden , dass er mit seinen Ansichten zur Nationalelf an die Öffentlichkeit gegangen sei: "Inhaltlich wurde aber sehr wenig kritisiert."

Ballack hatte unter anderem mehr Respekt und Ehrlichkeit gegenüber langjährigen Leistungsträgern der Nationalmannschaft eingefordert und sich dabei auch für seinen langjährigen Weggefährten Torsten Frings eingesetzt, der zuvor in den WM-Qualifikationsspielen gegen Russland (2:1) und Wales (1:0) nur noch Reservist gewesen war. Der Bremer musste nach öffentlich geäußerten Rücktrittsgedanken ebenso wie Ballack bei Löw zum Rapport antreten. "Bisweilen muss man halt auch ein paar kritische Töne in der Öffentlichkeit sagen. Man kann eben nicht nur alles intern ansprechen", sagte Ballack.

Sein Gespräch mit dem Bundestrainer beschrieb der DFB-Kapitän in dem "Premiere"-Gespräch als "harmonisch". Das FAZ-Interview hat zumindest aus seiner Sicht am guten Einvernehmen mit Löw "nichts geändert". Entscheidend auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika ist für ihn ohnehin, "dass wir beide den Erfolg wollen und uns gegenseitig respektieren - und das ist der Fall".