Am Donnerstag beginnen die Wettkämpfe. Mit Jan Gustafsson, Marta Michna und Niclas Huschenbeth sind drei Hamburger mit von der Partie.

Dresden. Zwei Wochen nach der Weltmeisterschaft in Bonn zwischen dem siegreichen Inder Viswanathan Anand und dem Russen Wladimir Kramnik wird in Deutschland um die nächste Krone des Schachs gezogen. Bei der Schach-Olympiade im Internationalen Congress Center am Elbufer von Dresden geht es bei Männer und Frauen bis zum 25. November um die Titel eines Mannschafts-Weltmeisters.

Jedes Team besteht aus vier Spielern, elf Runden stehen auf dem Programm. Russland, die Ukraine und China bei den Männern (Titelverteidiger ist Armenien) sowie Titelverteidiger Ukraine und China bei den Frauen gelten als Favoriten. Das deutsche Männer-Quartett ist auf Rang elf gesetzt, die Frauen-Riege auf Platz zwölf. Insgesamt 152 Nationen nehmen mit 1350 Spielern an dem Schach-Festival in Sachsen teil. Das ist Rekord wie die Gesamtkosten von 5,2 Millionen Euro, davon 2,1 Millionen für Kost und Logis. Bis auf Weltmeister Anand ist die gesamte Weltelite nach Dresden gereist. Beim Hamburger Softwarehause ChessBase können im Internet unter www.schach.de die wichtigsten Partien live verfolgt werden.

Drei Hamburger sind bei der Olympiade mit von der Partie: Jan Gustafsson (Elo 2634), 29 Jahre alter Großmeister vom Hamburger Schachklub von 1830, sowie seine Vereinskollegen Marta Michna (30; Elo 2404)), eine gebürtige Polin und Mutter von vier Kindern, und Niclas Huschenbeth (Elo 2437). Der 17-Jährige, Hamburgs Talent des Jahres 2006, spielt für die zweite deutsche Mannschaft, einem Nachwuchsteam. Der Gastgeber darf bei Männer und Frauen jeweils mit zwei Mannschaften an die Bretter.

Gustafsson ist in der Herren-Nationalmannschaft der einzige gebürtige Deutsche. Das Team ist nach den internationalen Wertungszahlen (Elo-Zahlen) das bisher stärkste, das jemals für Deutschland bei einer Schach-Olympiade (gibt es seit 1927) antrat. Gustafssons Mitspieler sind die Großmeister Arkadij Naiditsch (Dortmund; Elo 2678), Igor Khenkin (Weilburg; 2647), der amtierende deutsche Meister Daniel Fridman (Bochum; 2630) und als Ersatz der Dortmunder David Baramidze (2557), der in der Bundesliga seit zwei Monaten für den Hamburger SK antritt.

Vor acht Jahren gewann die deutsche Männer-Mannschaft in Istanbul die Silbermedaille, der bislang größte Erfolg. "Den zu wiederholen wird unmöglich", glaubt selbst Bundestrainer Uwe Bönsch. Die Kader wurden in den vergangenen Monaten in mehreren Trainingslagern vorbereitet. "Alles, was möglich ist, haben wir getan", sagt Gustafsson, "wir haben täglich bis zu zehn Stunden gearbeitet." Mehr sei nicht möglich gewesen, meint der Hamburger in seiner bekannt zynischen Art, "schließlich muss ich irgendwann auch noch meine 14 Stunden schlafen." Gustafssons Stärke sind die Eröffnungsphasen der Partien, die heute bis weit ins Mittelspiel reichen. Kein Deutscher Spieler kennt die Tricks und Strategien besser als er. Seine Schwäche: Er weicht zu oft dem anschließenden Kampf aus und willigt vorzeitig in ein Remis ein.

Das wird ihm in Dresden schwerer fallen: Vor dem 30. Zug ist es den Spielern untersagt, sich auf ein Unentschieden zu einigen. Ebenfalls neu: Mit dem Spielbeginn, der ist in Dresden auf 15 Uhr angesetzt, haben alle Spieler anwesend zu sein, sonst verlieren sie kampflos. Bisher war es erlaubt, bis zu einer Stunde später zu erscheinen. Mit der neuen Regel, die sich an anderen Sportarten orientiert, verfolgt der Weltschachbund weiter sein ehrgeiziges Ziel, irgendwann in das Programm Olympischer Spiele aufgenommen zu werden. Deshalb werden auch in Dresden wieder Dopingproben durchgeführt.