Der HSV darf weiter vom ersten Europapokalsieg seit 1983 träumen. Im Viertelfinal-Hinspiel des Uefa-Cups gegen Manchester City gelang der Elf von Trainer Martin Jol ein hochverdientes 3:1. Nach dem frühen 0:1-Schock drückte der HSV mächtig auf das Gaspedal und dreht das Spiel durch Tore von Joris Mathijsen, Piotr Trochowski und Paolo Guerrero. Die Bilder des Spiels. Die Spieler in der Einzelkritik.

Der Hamburger SV darf dank einer Klasse- Vorstellung gegen das Millionen-Ensemble von Manchester City von seinem ersten Europapokal-Halbfinale seit 26 Jahren träumen. Die stürmischen Schützlinge von Trainer Martin Jol feierten am Donnerstagabend einen hochverdienten 3:1 (1:1)-Sieg im Hinspiel des UEFA-Cup-Viertelfinals. Von dem frühen Rückstand durch Stephen Ireland nach nur 35 Sekunden unbeeindruckt, wendeten Joris Mathijsen (9.), der stark aufspielende Nationalspieler Piotr Trochowski (63./Handelfmeter) und der kurz zuvor eingewechselte Istanbul-Held Paolo Guerrero (78.) vor 50 500 begeisterten Zuschauern in Hamburg das Blatt. "Der Sieg ist wichtig. Das 1:0 aus der ersten Minute tut aber ein bisschen weh", meinte Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer.

In der Runde der besten Vier am 30. April und 7. Mai könnte es sogar zum deutschen Duell mit Werder Bremen kommen. Der Erzrivale aus dem Norden gewann zu Hause gegen Udinese Calcio ebenfalls mit 3:1. Zuvor müssen die Hamburger aber das Rückspiel bei der heimstarken Manchester-Mannschaft entsprechend gestalten.

Allerdings hätte die Partie aus HSV-Sicht kaum ungünstiger beginnen können. Die letzten Zuschauer hatten nicht einmal ihre Plätze eingenommen, da rappelte es im Kasten von Keeper Frank Rost. Ireland spielte einen langen diagonalen Ball auf 36-Millionen-Euro- Einkauf Robinho, der in diesem Jahr noch torlose Brasilianer düpierte Mathijsen und Collin Benjamin und legte auf den nach vorne geeilten Ireland auf. Mit rechts schob der irische Nationalspieler den Ball ins Netz. Im Gegensatz zu den Bayern bei deren Debakel in Barcelona am Abend zuvor, brachen die Hamburger aber nicht auseinander.

Ganz im Gegenteil. Anfangs auch ohne Guerrero, der im Vergleich zum 1:0 in Hoffenheim ebenso in der Startformation fehlte wie der nicht spielberechtigte Mikael Tavares, gelang den Nordlichtern schon früh der - fast schon erzwungene - Ausgleich. Zuerst waren noch der ins Team zurückgekehrte Mladen Petric (5.) und Michael Gravgaard (8.) an Manchester-Torwart Shay Given gescheitert.

Dann war auch der irische Auswahlkeeper bei Mathijsens Kopfball nach einer Trochoswki-Ecke chancenlos. Und die offensiv ausgerichteten Jol-Schützlinge, die mit der Mut machenden Bilanz von 10 Siegen in 14 Pflichtspiel in die Begegnung gegangen waren, machten weiter Dampf, jedoch ohne die Defensive zu vernachlässigen. Trochowski scheiterte aber zweimal an Given (19./44.), Jonathan Pitroipa mit einem Kopfball-Heber an der Latte und Ivica Olic zielte mit einem akrobatischen Seitfallzieher Zentimeter zu hoch (44.).

Deutlich wurde aber auch, dass mit den technisch versierten Gästen, die für 28 Millionen Euro binnen eines halben Jahres sich die Dienste des derzeit verletzten Vincent Kompany und des im UEFA-Pokal für ManCity nicht spielberechtigten Nigel de Jong von den Hamburgern gesichert hatten, zumindest in der ersten Hälfte immer zu rechnen war. So wie nach einer knappen halben Stunde als Rost in höchster Not gegen Craig Bellamy rettete.

Vom Schwung der ersten Halbzeit war nach dem Seitenwechsel erstmal nicht mehr so viel zu sehen - nach einem zehnminütigen Durchatmen drehten die Hamburger aber wieder auf: Zuerst rettete Shaun Wright- Philipps kurz vor der Linie, dann krönte Trochowski seine starke Leistung mit dem eiskalt verwandelten Elfmeter nach klarem Handspiel von Micah Richards. Und der HSV drängte auf den dritten Treffer, den Guerrero dann unter großem Jubel der Fans erzielte.

"Ich hätte gerne noch ein viertes Tor gehabt. Ein 3:1 ist gefährlich, wenn die wieder so ein frühes Tor machen, wird es sehr schwer", sagte HSV-Trainer Martin Jol nach dem Spiel.

Zuletzt hatte der HSV 1983 in einem Europapokal-Halbfinale gestanden: Damals gewann der in diesem Jahr noch in DFB-Pokal vertretene und um die deutsche Meisterschaft kämpfende Bundesliga-Dino am Ende sogar den Landesmeister-Pokal.