Der viel gescholtene Geschäftsführer des THW Kiel, Uwe Schwenker, ist von seinem Amt zurückgetreten. Er zog damit die Konsequenzen aus der Manipuliationsaffäre und den gegen ihn laufenden Ermittlungen.

Kiel. Uwe Schwenker ist mit sofortiger Wirkung von seinem Amt als Geschäftsführer des deutschen Handball-Rekordmeisters THW Kiel zurückgetreten. Der 50-Jährige zog damit die Konsequenz aus der Manipulationsaffäre und den gegen ihn laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue. "Es gibt keinen Rausschmiss von Uwe Schwenker. Er hat selbst diesen Schritt vollzogen", betonte Gesellschafter Georg Wegner.

Grund hierfür sei ausdrücklich nicht der Vorwurf der Spielmanipulationen, für die es auch nach Einsicht in die Ermittlungsakten keine belastbaren Beweise gebe, hieß es in einer Presseerklärung des THW. Vielmehr sei es darum gegangen, "den überragenden sportlichen Erfolg der Mannschaft nicht zu gefährden und den Verein vor weiterem Schaden zu bewahren".

Schwenker werde deshalb auch bis zum Ende des Geschäftsjahres am 30. Juni Angestellter der GmbH & Co. KG bleiben und weiter "mit Rat und Tat zur Verfügung stehen", betonte Wegner. Bei Durchsicht der etwa 1000-seitigen Ermittlungsakten sahen die Gesellschafter und der Beirat des Bundesliga-Tabellenführers keine eindeutigen Beweise für die im Raum stehenden Vorwürfe, der THW habe mehrere Champions-League-Spiele, darunter das Finale 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt, durch Schiedsrichterbestechung manipuliert. Allerdings gibt es laut Wegner "Hinweise auf Unregelmäßigkeiten der Buchführung". Der Gesellschaftssprecher nannte ausdrücklich eine Zahlung von 92.000 Euro an den angeblichen Spielervermittler Nenad Volarevic sowie zwei Barabhebungen in Höhe von 40.000 und 20.000 Euro.

Der Aufforderung der Gremien, den Verwendungszweck der Gelder zu erklären, sei Schwenker auf Anraten seiner Rechtsbeistände nicht nachgekommen. Er sei erst nach Abschluss der Ermittlungen bereit, Hinweise vorzulegen. Diese Haltung nannte der Jurist Wegner "aus strafrechtlicher Sicht nachvollziehbar". Arbeitsrechtlich aber könne "die Verweigerungshaltung nicht akzeptiert werden". Zumal sich die Ermittlungen der Kieler Staatsanwaltschaft noch Monate, womöglich sogar bis zu einem Jahr hinziehen könnten. Wegner: "Eine solche Belastung könnte der Verein nicht aushalten."

Der frühere Nationalspieler Schwenker hatte sein Amt seit 1992 ausgeübt. In dieser Zeit hat der THW Kiel 26 bedeutende nationale und internationale Titel gewonnen. Seine Nachfolge übernimmt vorläufig Geschäftsstellenleiterin Sabine Holdorf-Schust. Zur neuen Saison will der THW einen neuen Geschäftsführer präsentieren. Über Kandidaten sei allerdings noch nicht gesprochen worden.

Der Beiratsvorsitzende Ulrich Rüther betonte, dass die Sponsoren dem Verein die Treue halten wollen. "Es gibt keinen Anlass, unser Engagement zu überdenken", sagte der Vorstandsvorsitzende von THW-Hauptsponsor Provinzial. "Aber wir verlangen rückhaltlose Aufklärung der Vorwürfe und wollen, dass der Verein Verantwortung übernimmt." Als Konsequenz aus der Affäre erwägen die Führungsgremien, bei der Buchführung künftig das Vieraugenprinzip einzuführen, um etwaigen Manipulationen einen Riegel vorzuschieben.