Der Däne war zwischen November 2004 und November 2007 WBA-Weltmeister im Supermittelgewicht, hielt von Oktober 2006 bis November 2007 auch den WBC-Titel. Beide verlor er im November 2007 an Joe Calzaghe, holte sich den WBA-Titel aber im Juni 2008 zurück.

Hamburg. Seit dem 3. November 2007, als er gegen den inzwischen zurückgetretenen Superchampion Joe Calzaghe seine einzige Niederlage in bislang 42 Profikämpfen erlitt, ist Mikkel Kessler im Profiboxen weltbekannt. Deutsche Fans bewundern den 30 Jahre alten Dänen, weil er mit Markus Beyer, Danilo Häußler (beide Sauerland) und Dimitri Sartison aus dem Hamburger Universum-Stall gleich drei nationale Hoffnungsträger ausknockte. Von der Berühmtheit des smarten WBA-Weltmeisters im Supermittelgewicht würden die deutschen Top-Promoter gern profitieren. Die Gelegenheit dazu scheint günstiger denn je: Kessler, der seit Beginn seiner Karriere im März 1998 beim dänischen Platzhirschen Palle unter Vertrag steht, will sich wegen anhaltenden Streits über die Laufzeit des Kontrakts so bald wie möglich von Palle trennen.

Während Promoter Mogens Palle und dessen Tochter Bettina, die als Kesslers Managerin fungiert, eine Laufzeit bis Februar 2010 angeben, ist Kessler der Meinung, nur noch für einen Kampf an Palle gebunden zu sein. Dieser soll im Frühsommer gegen Pflichtherausforderer Gusmyl Perdomo (Venezuela) stattfinden, der bei Universum unter Vertrag steht. Über seinen Berater Simon Lundt Hansen ließ Kessler, der für ein Gespräch ebenso wie Hansen nicht zu erreichen war, deshalb sowohl bei Sauerland als auch bei Universum die Bereitschaft für eine Zusammenarbeit abklopfen.

Offiziell geben sich die deutschen Toppromoter zugeknöpft. Universum will die Gespräche mit Hansen bereits im Keim erstickt haben, da man Palles Version Glauben schenke. Sauerland-Geschäftsführer Christian Meyer sagte: "Kessler ist ein sehr interessanter Boxer, aber so lange er seine Vertragssituation mit Palle nicht geklärt hat, werden wir uns zurückhalten." Über diese Aussage kann Mogens Palle nur den Kopf schütteln. Der 75-Jährige vermutet, dass Sauerland längst einen Vorvertrag mit Kessler besitzt, was Meyer dementiert. Überhaupt wirft Palle dem Sauerland-Geschäftsführer "schlechten Stil" vor. Dieser hätte seinem Star durch finanzielle Versprechungen den Kopf verdreht. "Ich bin mir sicher, dass sie alles versuchen, um Mikkel zu bekommen", sagte er.

Tatsächlich würde eine Verpflichtung Kesslers für Sauerland mehr Sinn machen als für Universum, da der Stall derzeit nur drei Welt- und zwei Europameister unter Vertrag hat und so potenzielle Hauptkämpfer nötiger braucht als Universum mit zehn Welt- und zwei Europameistern. Außerdem steht bei den Berlinern mit Mads Larsen ein weiterer dänischer Supermittelgewichtler unter Vertrag, der bei einem Duell mit Kessler für einen spektakulären Zahltag sorgen könnte.

Davon träumt auch Mogens Palle, der das Duell in Kopenhagen veranstalten möchte - als persönliche Abschiedsgala. "Ich bin sogar bereit, auf den dritten vertraglich gesicherten Kampf zu verzichten, wenn Mikkel für mich gegen Larsen kämpft", sagt er. Sollte Kessler jedoch weiterhin die Trennung forcieren, müsse er mit einer gerichtlichen Auseinandersetzung rechnen. "Ich will eine friedliche Einigung, aber ich werde nicht zusehen, wie Mikkel mir meinen Abschied verdirbt", sagt Palle. "Ein Prozess kostet viel Zeit. Zeit, die er in seinen besten Sportlerjahren nicht verschenken sollte." Das Ringen um den Weltstar geht also in die nächste Runde.