WBO-Weltmeister Joe Calzaghe schlägt WBA/WBC-Champion Mikkel Kessler und beweist seine Extraklasse.

Cardiff/Hamburg. Als Ringsprecher Michael Buffer die Punktwertungen verlesen hatte und feststand, dass Joe Calzaghe der neue Superchampion im Supermittelgewicht ist, gab es kein Halten mehr im Millenium Stadium in der walisischen Hauptstadt Cardiff. Die Explosion der Emotionen unter den 52 000 Fans ließen selbst den sonst cool und gelassen auftretenden Italo-Waliser die Fassung verlieren. Mit Tränen in den Augen stieg er auf die Ringseile und ließ sich feiern für eine Leistung, die der gesamten Boxwelt größten Respekt abfordern muss.

Der 35 Jahre alte WBO-Weltmeister, der seinen Titel seit Oktober 1997 hält, besiegte seinen sieben Jahre jüngeren Kontrahenten Mikkel Kessler aus Dänemark über zwölf Runden klar (117:111, 116:112, 116:112) nach Punkten und sicherte sich damit auch Kesslers WBA- und WBC-WM-Titel. Für Calzaghe war es im 44. Profikampf der 44. Sieg, während Kessler im 40. Fight die erste Pleite hinnehmen musste. "Ich bin sehr stolz auf meine Leistung", sagte Calzaghe, der sich nun Superchampion nennen darf.

Dass er diese Bezeichnung mehr als zurecht trägt, bewies der Rechtsausleger eindrucksvoll. In einem Kampf, der in puncto Technik, Athletik und auch Dramatik auf höchstem Niveau stand, ließ er dem schlagstärkeren, aber technisch limitierteren Kessler kaum eine Chance zur Entfaltung. Zwar traf der Däne mehrfach mit seiner rechten Schlaghand, doch Calzaghe ließ sich nie aus der Ruhe bringen und dominierte den Kampf durch seine Schnelligkeit. "Joe vergeudet nie Kraft, er bleibt in allen Aktionen locker. Das kann er wie kein Zweiter", sagte Jürgen Brähmer. Der Profi aus dem Hamburger Universum-Stall saß gemeinsam mit seinem Promoter Klaus-Peter Kohl in Cardiff am Ring und hofft nun, Calzaghe herausfordern zu können.

Dazu wird es jedoch wohl ebenso wenig kommen wie zum von Kessler erhofften Rematch. Calzaghe bekräftigte erneut, dass er einen Aufstieg ins Halbschwergewicht plane, um US-Superstar Bernard Hopkins herauszufordern. Da der Kampf mit Kessler in den USA zur Prime Time gezeigt wurde - er begann erst um 2.30 Uhr MEZ -, stehen Calzaghe, der noch nie in Übersee boxte, nun alle Türen offen. Es gilt als wahrscheinlich, dass er seine drei Titel niederlegt, was wiederum Brähmer und dessen ebenfalls hoch gelistetem Stallkollegen Denis Inkin (Russland) die Chance eröffnen würde, um einen vakanten Titel zu boxen. "Wir werden abwarten, was Joe macht. Es wäre jedoch toll, wenn wir ihn noch einmal in Deutschland präsentieren könnten", sagte Kohl.