Trainer Martin Jol bleibt dennoch gelassen, zumal Olic jetzt bis Sommer bleiben wird. Vorstand will sich bei Stürmersuche jetzt Zeit lassen

Hamburg/Köln. Es wäre der spektakulärste Transfer der letzten Jahre gewesen. Nun aber ist die Hoffnung des HSV auf die Verpflichtung von Lukas Podolski (23) zerstoben. Der Nationalspieler wird nun doch den kölschen Weg gehen und von der kommenden Saison an wieder für den 1. FC Köln spielen. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef des FC Bayern, bestätigte der Münchner "tz": "Die Kölner haben sich noch einmal bewegt. Ich bin zuversichtlich, dass das jetzt klappt."

Voraussichtlich wird der Nationalstürmer schon in den nächsten Tagen einen Vertrag in Köln unterzeichnen. Die Kölner haben ihr Angebot von 7,5 Millionen auf annähernd zehn Millionen Euro erhöht. Rummenigge vielsagend: "Sie müssen noch ein wenig drauflegen. Das sollten sie auch noch hinbekommen. Sie sind auf einem sehr guten Weg."

Der Grund für die plötzliche Nachbesserung des Angebots ist offensichtlich: Die Kölner spürten die unmittelbare Konkurrenz des HSV. Nach Abendblatt-Informationen hatte Podolski in den vergangenen Tagen intensiver denn je über einen Wechsel nach Hamburg nachgedacht - auch entnervt durch das wochenlange Hickhack im Transferpoker zwischen Bayern und Köln. Ein Wechsel Podolskis zum HSV wäre für FC-Chef Wolfgang Overath der Image-Super-Gau gewesen - schließlich gilt Podolski in Köln als Heilsbringer, für dessen Rückholaktion viele FC-Fans sogar Geld spenden wollten. Also legte er noch einmal nach, obwohl der Nationalspieler im Juli 2010 sogar ablösefrei gewesen wäre.

HSV-Trainer Martin Jol nahm die Nachricht gestern zumindest äußerlich gelassen hin: "Rummenigge ist der Macher des FC Bayern, er entscheidet dort." Immerhin kann Jol jetzt sicher sein, dass sein Stürmerstar Ivica Olic jetzt bis zum Vertragsende im Sommer beim HSV bleiben wird: "Darüber bin ich sehr froh." Denn der Plan des HSV hatte einen Tausch zwischen Podolski und Olic im Winter vorgesehen, um den Rest-Marktwert des Kroaten mit der Ablöse für Podolski zu verrechnen. Gewinner des geplatzten Deals ist auch der Brasilianer Thiago Neves. Dessen angedachter Verkauf noch im Januar, um Gehalt und Ablöse für Podolski stemmen zu können, ist erst einmal vom Tisch.

Nur: Wie geht es jetzt weiter beim HSV in Sachen Stürmersuche? Einen Schnellschuss wird es wohl nicht geben. Der Vorstand will zunächst abwarten, ob es am Ende für einen Platz in der Champions League oder zumindest im Uefa-Cup reichen wird. Schließlich trennen den HSV (4.) derzeit nur zwei Punkte von Spitzenreiter Hoffenheim - aber eben auch nur sechs Punkte vom Tabellensiebten Schalke. Sollte der HSV wie zuletzt in der Rückrunde einbrechen, wäre ein internationaler Startplatz in akuter Gefahr.

Ein Investment in zweistelliger Höhe wäre nur bei einem Start in der Champions League vertretbar. Reicht es wie in dieser Saison nur zu einem Uefa-Cup-Platz, müsste eine deutlich kleinere Lösung her. Sollte der HSV ganz aus den internationalen Rängen abstürzen, wäre auch denkbar, dass man auf die Torgefahr von Petric und Guerrero vertraut.

Lukas Podolski muss sich jetzt keine Sorgen mehr machen. In Köln, dass ist sicher, werden sie ihn bei jeder Ballberührung feiern. Indes: Seine Chancen auf internationale Vereinssätze wären beim HSV deutlich größer gewesen. Dass er sich stattdessen lieber für die Heimat entschied, zeigt, dass der HSV am Ende womöglich auch froh sein kann, dass der Podolski-Deal scheiterte.