Trainer Martin Jol: “Man kann nichts ausschließen.“ Gerüchte um einen Tausch mit Lukas Podolski. Galerie: Ivica Olic Bilder: Olic und Wiese – Szenen einer Freundschaft

Dubai. Müde sah er aus nach dem ersten Training in Dubai. Die Nacht zuvor war kurz gewesen, das Einschlafen im Kingsize-Bett des Fünfsternehotels JW Marriott war Ivica Olic schwergefallen. Doch als er dann in der Lobby saß und erstmals ausführlich über seinen Wechsel zu Bayern München redete, blitzten die Augen schnell wieder. Und einen kleinen Seitenhieb Richtung seines Noch-Arbeitgebers konnte sich der 29-Jährige auch nicht verkneifen.

Ganz nebenbei erwähnte Olic erneut, dass er schließlich vor einigen Monaten zu einer Vertragsverlängerung in Hamburg bereit gewesen wäre. Nachdem der HSV aber nicht in die Gänge gekommen war, hätte er angefangen, den Markt zu sondieren. Und nun spielt er spätestens ab Juli in München. Womöglich auch schon früher.

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Olic beim Rekordmeister - "es war eine große Entscheidung, ich konnte zwischen Bayern und Juventus Turin wählen", bestätigte der Kroate auch das ernsthafte Interesse aus Italien. Er holte sich Ratschläge von den Kollegen ein, von den früheren Bayern-Spielern Paolo Guerrero und David Jarolim, er sprach mit seinem Nationalmannschaftskollegen Robert Kovac. Sein Fazit: "Alles ist dort ein Niveau höher anzusiedeln als anderswo."

Natürlich auch finanziell. "Ins Wettrüsten mit den Bayern konnten wir nicht einsteigen", sagte HSV-Chef Bernd Hoffmann. "Irgendwann werden wir auf Augenhöhe mit den Münchnern sein. Im Moment sind wir es aber noch nicht." Rund vier Millionen Euro kann Olic ab der kommenden Saison verdienen und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, nach den Meisterschaften in Kroatien und Russland auch in Deutschland einen Titel zu gewinnen.

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Den Ausschlag für Bayern und gegen Juve gaben - neben dem Geld und sportlichem Ruhm - familiäre Überlegungen und die Stadien. "Für meine Kinder ist Deutsch, das muss ich leider sagen, die erste Sprache, noch vor Kroatisch. Die Umstellung ist also nicht so groß. Außerdem bin ich zufrieden mit der Bundesliga. Ich habe einige Male in Italien gespielt und erlebt, dass die Atmosphäre in den Stadien dort nicht das Niveau wie in Deutschland hat." Gestern ging Olic ("Für Bayern zu spielen war immer ein Traum") noch davon aus, dass er bis zum Sommer versucht, sich mit einem Titel aus Hamburg zu verabschieden. Doch eine kategorische Aussage gab es von ihm zu dem Thema nicht. "Für mich war es bis heute kein Thema, schon im Winter den HSV zu verlassen. Ich kann nur abwarten und mich auf das nächste halbe Jahr konzentrieren."

Dass ein vorzeitiger Abgang nicht gänzlich ausgeschlossen ist, deutete Trainer Martin Jol leise an: "Ausschließen kann man nichts", antwortete der Niederländer in perfekter Fußball-Diplomatensprache auf die Frage nach einem vorzeitigen Wechsel Olics, um zugleich die Vorzüge des Kroaten anzupreisen: "Ein Spieler, der in die Räume geht, ist eminent wichtig im modernen Fußball."

Im Hintergrund arbeitet Dietmar Beiersdorfer längst an der Olic-Nachfolge. Es gäbe auch "Alternativen im Team", sagte der Sportchef des HSV. Doch klar scheint, dass der Klub alles versuchen würde, sollte sich die Möglichkeit ergeben, den in München unglücklichen Lukas Podolski nach Hamburg zu lotsen. Finanziell leichter zu stemmen wäre der Deal mithilfe eines Transfererlöses für Olic.

Um Verhandlungen über einen Tausch (plus Aufschlag) zu führen, müssten sich Hoffmann und Beiersdorfer nur zehn Minuten ins Taxi setzen und sich ins Palace-Hotel chauffieren lassen, wo die Bayern derzeit residieren. Doch der Ball liegt bei Münchens Manager Uli Hoeneß - und der hat sich noch nicht beim HSV-Vorstand gemeldet. Nach Abendblatt-Informationen hat der Rekordmeister derzeit auch wenig Interesse an einem vorzeitigen - und damit teuren - Wechsel des Kroaten.

Egal ob schon ab Winter oder im Sommer, Olic ist sich der Schwere seine Aufgabe bewusst: "Ich weiß, wie groß die Konkurrenz ist. Aber auch beim HSV saß ich schon mal auf der Bank. Ich möchte es probieren, mich im Training anbieten, alles versuchen, auf meine Chance lauern und sie dann nutzen." Genau das erwartet man auch beim Rekordmeister. Hoeneß ist sicher: "Olic ist ein hungriger Spieler."