Der Vertrag mit dem Hauptsponsor läuft aus, der Namensgeber der Arena hat zu kämpfen, die weltweite Finanzkrise wird sich auswirken - wer soll den Kroaten ersetzen? Bilder von Ivica Olic Bilder: Olic und Wiese – Szenen einer Freundschaft

Hamburg. Um 12.32 Uhr betrat er die Nordbank-Arena. Er lächelte, er strahlte, er wirkte rundherum zufrieden. Und er tat überrascht, als er gefragt wurde, wie er sich denn nun entschieden habe. Ivica Olic (29) musste seine ganz Schauspielkunst aufbieten, um sein Geheimnis nicht preiszugeben: "Oh, so eine direkte Frage", sagte der Kroate, der darauf gefasst sein musste - und es auch war. Die Entscheidung, dass er im Sommer vom HSV zum FC Bayern wechseln wird, war längst gefallen, aber Olic mauerte. Er wolle erst ein Gespräch mit dem Trainer führen. Dabei stehen die Eckdaten seines neuen Kontrakts längst fest: Olic erhält beim Rekordmeister als Handgeld eine Summe zwischen vier und fünf Millionen Euro, und er wird künftig pro Saison etwa 4,5 Millionen (3,2 in Hamburg) verdienen. Bei diesen Summen konnte der HSV nur eines: kapitulieren.

Und Olic? Der setzte seinen "Eiertanz" fort: "Ich war im Urlaub, es war Weihnachten, die Familie war bei mir, mein Vater war krank - ich habe mir keine Gedanken um meinen Wechsel gemacht." Das war reif für das Ohnsorgtheater. Olic weiter: "Es ist keine Frage des Geldes. Es ist nicht einfach für mich, es wird mein letzter großer Vertrag, da muss man lange nachdenken." Zu diesem Zeitpunkt ging es hinter den Kulissen nur noch um den endgültigen Vollzug - per Unterschriften auf einem Fax. Mündlich war alles rund um den Drei-Jahres-Vertrag geklärt. Immerhin wurde Olic zum Schluss seiner Erklärungen doch noch offensiver: "Ich kann sagen, dass ich sicher noch bis zum Sommer beim HSV bleiben werde, aber danach hat der HSV keine große Chance, dass ich bleibe."

Kurios: Kurz darauf trat Trainer Martin Jol vor die Kameras. Auf die Fragen der TV-Reporter blickte sich der 52-jährige Coach immer wieder hilfesuchend und achselzuckend zu HSV-Pressechef Jörn Wolf um. Dieser bekräftigte dann - quasi aus dem Off -, dass Olic noch nichts verraten habe. Erst später, nach einem Waldlauf, sprachen der Stürmer und sein Trainer über den Wechsel, der nun nicht mehr nur Spekulation ist, sondern perfekt. Ivica Olic wird ein Bayer.

Für den HSV gilt es nun, seinen Torjäger zu ersetzen. Zwölf Pflichtspiel-Tore hat Ivica Olic in dieser Saison bereits geschossen, und er war der Vorbereiter bei acht weiteren HSV-Treffern. Eine beeindruckende Quote - und eine schwere Aufgabe für Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Welcher Stürmer kann der Nachfolger von Olic in Hamburg werden? Lukas Podolski hinterlegte bereits grundsätzliches Interesse an einem Wechsel zum HSV, wenn der erhoffte Transfer nach Köln scheitern sollte. Aber der bei den Bayern glücklose deutsche Nationalstürmer soll um die zwölf Millionen Euro kosten. Der HSV hat aber nicht einmal eine auf dem Konto.

Und es kommen noch härtere Zeiten auf den Klub zu: Der Vertrag mit Mittelfeldspieler Nigel de Jong soll verlängert werden, was finanziell auch ans Eingemachte gehen wird. Zudem läuft der Vertrag mit Hauptsponsor Emirates aus, der Namensgeber der Arena - die HSH-Nordbank - hat schwer zu kämpfen. Findet der HSV jetzt adäquaten Ersatz? Gerade zu Zeiten der weltweiten Finanzkrise kein leichtes Unterfangen. Die Profis werden künftig ihre Gürtel enger schnallen müssen, auch wenn Olic gerade einen etwas anderen Weg vorzeichnet Der Kroate aber wird 2009 eine der wenigen Ausnahmen (in der Bundesliga) bleiben.

Weshalb der HSV auch klug beraten sein dürfte, einen neuen Stürmer in den eigenen Reihen zu suchen. Ein Angriff mit Paolo Guerrero und Mladen Petric hat sicher auch viel Durchschlagskraft. Und wenn dazu noch ein torgefährlicher Mittelfeldspieler auftreten würde, dann könnte der Verlust von Olic kompensiert werden. Oder wird der HSV wieder in Russland - wie einst mit Olic, der 2007 für 2,5 Millionen von ZSKA Moskau kam - fündig? Als ein Kandidat wird jetzt Stürmer Pawel Pogrebnjak von Zenit St. Petersburg gehandelt.