Auch diese Woche musste sich Milan Baros wieder ärgern, dass er nach knapp einem halben Jahr bei Galatasaray noch immer kein Wort Türkisch versteht.

Hamburg/Istanbul. Auch diese Woche musste sich Milan Baros wieder ärgern, dass er nach knapp einem halben Jahr bei Galatasaray noch immer kein Wort Türkisch versteht. Denn was die Istanbuler Sport- und Tageszeitungen über seinen gelungenen Auftritt am Sonntag beim 2:2 gegen Trabzonspor berichteten, dürfte dem Tschechen geschmeichelt haben: "Olay adam Baros" (Baros sorgte für Aufregung) titelte etwa die Fußballzeitung "Fanatic" - und beschrieb, wie der Torjäger rechtzeitig vor dem Uefa-Cup-Rückspiel gegen den HSV seine Topform wiedergefunden habe. Nachdem der Stürmer im Hinspiel gesperrt fehlte, wird er von Medien und Fans spätestens nach seinem 17. Saisontor gegen Trabzonspor als Galatasarays Hoffnungsträger gepriesen.

Trainer Bülent Korkmaz hält nur wenig von derlei Lobhudeleien, zollte seinem Stürmerstar und dessen Kollegen aber stille Anerkennung nach den guten Spielen beim HSV und Trabzonspor, indem er ihm und der Mannschaft den gestrigen Nachmittag frei gab. Selbst ohne Türkischkenntnisse weiß auch Baros, dass es spätestens morgen mit der Entspannung vorbei ist, wenn Galatasarays fanatische Anhänger im seit Wochen ausverkauften Ali Sami Yen Stadion erneut auf entscheidende Baros-Treffer hoffen.

HSV-Mittelfeldmann David Jarolim, der den 27-jährigen Angreifer seit Jahren aus der tschechischen Nationalmannschaft kennt, warnt seine Kollegen deswegen eindringlich vor seinem Freund: "Milan ist in absoluter Topverfassung. Er ist clever, lässt sich gern mal fallen und provoziert so den einen oder anderen Elfmeter." Trotzdem hat Jarolim keine Angst vor einem Aufeinandertreffen mit seinem Landsmann: "Wenn es nicht anders geht, muss man ihn auch mal treten", sagt Jarolim lachend.

Überhaupt nicht zum Lachen zumute ist derzeit Lincoln, Galatasarays zweitem Star. Der Ex-Schalker wurde vom Verein zu einer empfindlichen Geldstrafe - in den türkischen Medien wird von 40 000 Euro gesprochen - verdonnert, nachdem er dem Trainer in Hamburg nach seiner Auswechslung den Handschlag verwehrte. Beim 2:2 in Trabzon ließ Korkmaz Lincoln zudem 90 Minuten lang außen vor, was er später öffentlich damit erklärte, dass er den Brasilianer für die Partie gegen den HSV nur schonen wollte. Und obwohl im Umfeld viel mehr davon ausgegangen wird, dass das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen Korkmaz und Lincoln endgültig zerrüttet ist, zweifelt trotzdem niemand daran, dass der Trainer seinen ungeliebten Mittelfeldregisseur im Spiel gegen den HSV aufstellt. Schließlich kann Baros nicht allein für die Geistesblitze in Galatasarays Offensive sorgen. Lincolns Hilfe ist willkommen.