Ivica Olic und Piotr Trochowski setzten beim 2:0 Glanzlichter. Mladen Petric fällt mit Muskelfaserriss mehrere Wochen aus. Bilder des 24. Spieltages.

Hamburg. Nach dem Abpfiff stampfte er erst einmal direkt in die Kabine. Durchpusten. Doch auch einige Minuten später fand Piotr Trochowski deutliche Worte. Erst in der Mannschaftsbesprechung am Sonntag hatte der deutsche Nationalspieler erfahren, dass er gegen Energie Cottbus nicht in der Startformation stehen würde. "Natürlich war ich nicht glücklich darüber", gab Trochowski ohne Umschweife zu. Ob er denn nicht angesichts der vielen englischen Wochen hätte dankbar sein müssen für die Zwangspause? "Pause kann ich im Urlaub genug machen."

Die richtige Antwort hätte er auf dem Platz gegeben, fügte Trochowski schließlich noch hinzu. Und was für eine. Solch einen frechen, direkt verwandelten Freistoß wie den des 24-Jährigen hat man in Hamburg lange nicht mehr gesehen. Während alle auf eine Hereingabe warteten, schoss Trochowski aus 22 Metern vom rechten Strafraumeck direkt ein. Cottbus-Torwart Gerhard Tremmel wurde auf dem falschen Fuß erwischt und sah dabei aus wie ein verirrter, etwas trotteliger Stadionbesucher, als der Ball an ihm vorbeirauschte.

Die steile Flugkurve des Balles erinnerte ein wenig an die Technik von Manchester Uniteds Cristiano Ronaldo, der ebenfalls seine Schüsse mit Vollspann über die Mauer abgibt.

Trochowski war der eine Akteur, der beim 2:0-Sieg gegen Energie Cottbus ein Glanzlicht setzte. Der andere war Ivica Olic. Nachdem er gegen Galatasaray Istanbul zunächst nur auf der Bank gesessen hatte, schien der Kroate gegen die Lausitzer die versäumten Kilometer vom Donnerstag aufholen zu wollen. Alle gefährlichen Aktionen liefen über den Stürmer. Für seinen Einsatz belohnte sich der 29-Jährige mit einem kunstvollen Kopfballtor zur 1:0-Führung.

Dank Olic und Trochowski hätte es also ein durchaus erfreulicher Sonntag für den HSV sein können. Nach zwei Niederlagen in der Bundesliga hielt die Elf von Martin Jol weiter Kontakt zur Tabellenspitze, ist jetzt mit vier Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Hertha BSC Tabellenvierter - punktgleich mit Wolfsburg und den FC Bayern. Mindestens genauso wichtig: Der Vorsprung auf den ersten Nicht-Europapokal-Platz sechs beträgt nach der Niederlage von Stuttgart in Bremen sechs Punkte.

Dennoch war die Freude über den ersten Heimsieg über Cottbus nach zuletzt drei Remis stark getrübt. Schon in der ersten Halbzeit fasste sich Top-Torjäger Mladen Petric bei einem Sprint an den rechten Oberschenkel. Der Kroate humpelte vom Platz und schilderte nach der Partie seine erste Vermutung, die später die Ärzte bestätigten: "Ich habe ein starkes Ziehen gespürt und war mir sofort sicher, dass es sich um einen Muskelfaserriss handelt." Endgültige Gewissheit soll heute eine Kernspintomographie bringen.

"Das ist ein herber Verlust", klagte Jol, der nun ausgerechnet im Rückspiel des Achtelfinales des Uefa-Pokals (19. März) und am kommenden Sonntag beim Gastspiel gegen Schalke 04 auf seinen Stürmer mit der besten Torquote (18 Treffer in 33 Pflichtspielen) verzichten muss, der zudem acht Vorlagen zu Toren beisteuerte.

Aber nicht nur Petric, auch viele Zuschauer fühlten sich trotz des 2:0 in der zweiten Hälfte als Verlierer des Abends. Weil das HSV-Team die Offensivbemühungen bald phasenweise völlig einstellte und die sich bietenden Chancen am Ende leichtfertig-lässig vergab, als die harmlos-biederen Cottbuser alles nach vorne warfen, gab es am Ende sogar Pfiffe. Tausende Zuschauer verließen schon Minuten vor Spielende das Stadion. Ein Beleg dafür, dass die Ansprüche und Erwartungen in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen sind. Dabei waren es gerade solche eher unansehnlichen Siege, mit denen Hertha BSC den Weg zur Tabellenspitze fand.

"Wir brauchten einen Sieg und mussten ihn in der ersten Halbzeit klarmachen in solchen Wochen", sagte Jol, der neben Trochowski auch Jerome Boateng und Dennis Aogo eine Auszeit "gönnte" und auch auf Michael Gravgaard (Adduktoren) verzichten musste. "In der zweiten Hälfte hatten wir trotzdem noch vier große Chancen. Aber es fehlte hier und da die Spritzigkeit. Mir wurde gesagt, es sei ein Arbeitssieg gewesen. Das wäre eigentlich schlecht, aber okay. Ich bin trotzdem zufrieden mit unserer Abwehr, die zu Null gespielt hat. Denn nach vorne haben wir den Unterschied."

Und genau das war vor dem Galatasaray-Spiel Jols Definition von "großen Mannschaften". Fehlt also bloß noch die Wiederholung in drei Tagen in Istanbul.