Wiese, Zieler oder ter Stegen: Bis zum 29. Mai müssen Löw und Torwarttrainer Köpke einen der drei Keeper streichen. Neuer sicher dabei.

Porto Cervo. Zwei Wochen vor Meldeschluss hat Andreas Köpke in Abwesenheit von Manuel Neuer das Torwart-Karussell der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mächtig in Schwung gebracht. „Jeder, der hier ist, hat die Chance, in den 23-köpfigen Kader zu rutschen“, sagte der Bundestorwarttrainer am fünften Tag des Trainingslagers auf Sardinien.

Anschließend an den Zweikampf zwischen Jens Lehmann und Oliver Kahn vor der Heim-WM 2006 und der nicht erwarteten Ausbootung von Timo Hildebrand aus dem EM-Kader 2008 könnte es erneut eine Überraschung in der Torwartfrage geben.

Nachdem von Freitag bis Sonntag auch für die drei Keeper Tim Wiese, Ron-Robert Zieler und Marc-André ter Stegen an der Costa Smeralda aktive Erholung angesagt war, steht seit Wochenbeginn knallhartes Torwarttraining auf dem Programm. „Sie mussten erst mal runterkommen. Jetzt sind sie froh, dass sie mal wieder den Ball in der Hand halten“, sagte Köpke über die drei Schlussleute, die noch bis zum 28. Mai um die Plätze hinter Manuel Neuer kämpfen.

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Die unumstrittene Nummer eins wird erst drei Tage vor der Nominierung mit den Teamkollegen von Bayern München in die zweite Trainingsphase nach Südfrankreich hinzustoßen. Bis dahin könnte auch schon eine Entscheidung gefallen sein, wer am 4. Juni als Nummer zwei bzw. Nummer drei mit zur EM (8. Juni und 1. Juli) nach Polen und in die Ukraine reist.

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„Wir haben noch keine Reihenfolge festgelegt“, versicherte Köpke. Zuvor hatte der 59-malige Nationaltorwart aber durchblicken lassen, dass der Bremer Tim Wiese (30) und Ron-Robert Zieler (23) von Hannover 96 aufgrund ihrer Erfahrung in der Nationalmannschaft leichte Vorteile gegenüber Greenhorn ter Stegen (20) haben, der bis vergangenen Freitag noch keine Berührungspunkte mit der A-Mannschaft hatte. „Wir wissen bei Tim und Ron-Robert, die schon länger dabei sind, was sie können“, sagte Köpke, um dann schnell zu ergänzen, dass „Marc-André seine Sache ausgezeichnet macht.“

Der Gladbacher Newcomer hofft wie seine Rivalen auf eine EM-Fahrkarte: „Wir kämpfen alle um die Plätze. Jeder gibt sein Bestes, um dabei zu sein und keiner wird dem anderen etwas schenken. Ich werde bis zum letzten Tag alles geben.“ Der Hannoveraner Zieler gibt sich ähnlich cool. „Ich bin immer gut mit Drucksituationen umgegangen“, sagte die bisherige Nummer drei, die ebenso noch zittern muss wie Wiese, der 2010 bei der WM in Südafrika ein loyaler Stellvertreter Neuers gewesen war, allerdings bisher noch keines seiner insgesamgt sechs Länderspiele gewinnen konnte.

Löw selbst schürt den Kampf der Keeper ganz bewusst: „Im Moment haben wir keine Veranlassung, eine endgültige Entscheidung zu treffen“, sagte er. In rund 14 Tagen müssen er und Köpke aber eine Entscheidung treffen. „Das ist brutal und tut weh, aber das gehört auch zu meiner Aufgabe“, sagte Köpke mit Blick auf dieses unangenehme Gespräch.