Podolski und Höwedes plagen Muskelprobleme, Klose reiste angeschlagen an. Nur Mertesacker sorgt für einen kleinen Lichtblick im Nationalteam.

Porto Cervo. So hatte sich Joachim Löw seinen ersten Arbeitstag auf Sardinien nicht vorgestellt. Miroslav Klose musste sich nach seiner Ankunft im Trainingscamp der Nationalmannschaft gleich in medizinische Behandlung begeben. Die mit Muskelproblemen ebenfalls angeschlagenen Lukas Podolski und Benedikt Höwedes konnten am Montag erneut nicht trainieren. So nahmen lediglich sechs Feldspieler und drei Torhüter am Trainingsbetrieb teil.

Trotz diverser Probleme knapp vier Wochen vor der EM demonstrierte der Bundestrainer Lockerheit, posierte zum Trainingsbeginn für die Fotografen und begrüßte die Reporter. „Das muss man doch machen, wenn man später kommt“, scherzte Löw, der wegen des DFB-Pokalendspiels erst am Sonntag nach Italien geflogen war.

Improvisation bleibt angesagt im ersten Trainingslager, das sich mit der Ankunft der fünf Dortmunder Mats Hummels, Mario Götze, Marcel Schmelzer, Ilkay Gündogan und Sven Bender am Dienstag etwas mehr füllen wird. Die Situation sei „für die Trainer sehr schwer“, bekannte Teammanager Oliver Bierhoff: „Es stellt hohe Anforderungen an die Trainer, sehr kurzfristig zu reagieren.“

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Auch bei Klose muss Löw seine Planungen gleich wieder modifizieren. Der 33 Jahre alte Torjäger hatte sich im Training bei Lazio Rom eine Blessur am rechten Sprunggelenk zugezogen und fehlte deswegen am Sonntagabend beim 3:1-Sieg gegen Inter Mailand. In italienischen Medien wurde prompt wild spekuliert: „Man muss unweigerlich denken, dass sich der Deutsche ohne eine EM vor der Tür anders entschieden hätte“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“.

Der gebürtige Pole checkte am Montagvormittag nach dem Flug von Rom nach Olbia im Teamhotel Rommazino ein, wo DFB-Arzt Josef Schmitt „eine genaue Diagnose“ der Verletzung erstellen sollte. Erst danach könne über die „weitere Therapie“ entscheiden werden, teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit.

Eine erneute Trainingspause von Klose, der nach einem Riss im Beugemuskel des linken Oberschenkels vor zwei Momaten gerade erst wieder fit geworden war, wäre vor allem für Löw ärgerlich. Der Bundestrainer hatte geplant, „dass für Miro hier ein umfangreiches Programm stattfindet“.

Das kann Mertesacker, zweites großes Sorgenkind in Löws EM-Wunschformation, bislang in vollem Umfang absolvieren. „Ich kann bis an die Grenze gehen und voll durchziehen“, berichtete der 27 Jahre alte Innenverteidiger. Er könne seinen im Februar operierten rechten Fuß „uneingeschränkt belasten“. Mertesacker sei im Soll, betonte Löws Assistent Hansi Flick: „Er ist sehr spritzig. Er ist auf dem Weg, auf dem wir ihn erwartet haben.“

Nach einer Bootstour am Vortag wurde das Übungspensum zum Wochenbeginn wieder angezogen. Mit Bremsschlitten wurde bei Marco Reus & Co. die Schnellkraft geschult. Tim Wiese, Ron-Robert Zieler und Marc-André ter Stegen nahmen das spezielle Torwarttraining auf – ihr Dreikampf um die zwei Kaderplätze hinter Manuel Neuer ist damit eröffnet. „Es ist sehr anstrengend, aber wir haben auch ein großes Ziel vor Augen“, sagte der Gladbacher Reus nach den Einheiten.

Wenn die Dortmunder da sind, „werden wir in die richtige Arbeit reinkommen“, kündigte Löw eine weitere Intensitätssteigerung an. Das BVB-Quintett dürfte am Dienstag zwar müde, aber auch euphorisiert die EM-Vorbereitung aufnehmen. Mertesacker wünscht sich, dass er neben den Dortmunder Titeljägern später auch noch Champions-League-Gewinner in Empfang nehmen kann: „Wir als Nationalmannschaft hoffen, dass nicht nur die Dortmunder mit einem positiven Erlebnis zu uns kommen, sondern auch die Bayern.“