Die Bad Oldesloerin begann gegen die Französin Marion Bartoli stark, verlor im zweiten Satz den Faden. Die Aufholjagd kam am Ende zu spät.

Paris. Für Julia Görges ist der Traum vom großen Coup in Paris geplatzt: Nach einem Wechselbad der Gefühle verpasste die Hoffnungsträgerin durch ein 6:3, 2:6, 4:6 gegen Marion Bartoli (Frankreich/Nr. 11) den Sprung ins Achtelfinale der French Open. Selbst ein Blitzstart und insgesamt 48 direkte Gewinnpunkte verhinderten das Ausscheiden der Weltranglisten-18. aus Bad Oldesloe nach 2:02 Stunden nicht.

Am Sonnabend haben noch die als letzte Deutsche im Feld verbliebenen Andrea Petkovic (Darmstadt) und Michael Berrer (Stuttgart) die Chance, in die Runde der letzten 16 einzuziehen.

Görges unterstrich zunächst ihre gute Form, als sie zwölf der ersten 13 Ballwechsel für sich entschied. Zwei Breaks ermöglichten der Fed-Cup-Spielerin eine schnelle 4:0-Führung. Nach 33 Minuten verwandelte Görges, die in den vergangenen Wochen mit zwei Siegen über die Branchenführerin Caroline Wozniacki (Dänemark) große Erwartungen geschürt hatte, ihren dritten Satzball.

In der Folge fand die einstige Wimbledon-Finalistin Bartoli dann immer besser ins Spiel uns setzte Görges mit kraftvollen Grundschlägen unter Druck. Zudem wurde die Deutsche offenbar von Sandkörnern behindert, die ihr durch den Wind ins rechte Auge geflogen waren. Zweimal musste Görges in Durchgang zwei ihren Aufschlag abgeben.

Im entscheidenden Satz gelang der Weltranglisten-Elften Bartoli dann das Break zum 2:1, von dem sich Görges trotz einer Aufholjagd von 1:5 auf 4:5 letztlich nicht mehr erholte. Nach 122 Minuten verwandelte die Französin ihren ersten Matchball. Für Görges war der Einzug in die dritte Runde troztzdem der bislang größte Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier.

Auch die Tennis-Weltranglistenerste Caroline Wozniacki ist ausgeschieden. Die Dänin verlor am Freitag in der dritten Runde überraschend klar mit 1:6, 3:6 gegen die Slowakin Daniela Hantuchova und wartet damit weiter auf ihren ersten Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier. Zuvor waren bereits die Weltranglisten-Zweite Kim Clijsters aus Belgien und die australische Vorjahresfinalistin Samantha Stosur frühzeitig gescheitert.

Nun ruhen die Hoffnungen auf Andrea Petkovic, die am Samstag gegen Jarmila Gajdosova (Australien) spielt. Die Hessin bekommt in den Tagen von Paris die Auswirkungen ihrer neue Popularität zu spüren - und stößt an ihre Grenzen. „Ich merke, dass ich nicht mehr alle Autogrammwünsche erfüllen kann. Das tut mir leid, aber ich muss lernen, mit meiner Energie zu haushalten“, sagte Petkovic, die bei ihrem Lieblingsturnier im Schatten des Eiffelturms sogar als Anwärterin auf den Titel gilt.

Und Erfolge wie die Viertelfinal-Teilnahme bei den Australian Open und der Aufstieg in der Weltrangliste führen nicht nur zu offensichtlichen Veränderungen. Auch im tiefsten Inneren von Petkovic haben sie Elememtares ausgelöst. „Natürlich habe ich immer noch Respekt vor den Topspielern. Aber ich sehe einen Nadal oder Djokovic nicht mehr wie Götter an“, beschreibt die Einser-Abiturientin die neue Situation. Sie spürt inzwischen, dass sie zum Elitekreis dazugehört. In Miami gratulierte jüngst sogar Rafael Nadal zur Leistung: „Well done“.

Auf einer Stufe mit den Topstars der Szene sieht sich Petkovic aber (noch) nicht. Für Bodenhaftung sorgen vor allen Dingen ihr Freundeskreis, der mit der musikbegeisterten Hessin nicht über Tennis sprechen darf, und das Elternhaus. „Wenn mich meine Mutter anschreit, weil ich den Teller stehen lasse“, berichtete Petkovic, „dann gibt es keine Starallüren.“

Die letzten deutschen Hoffnungen bei den Herren trägt Michael Berrer, der als einziger von 15 gestarteten DTB-Männern übrig geblieben ist. „Das ist eine schwache Bilanz“, meinte der 30-Jährige und will das Match gegen den an Nummer vier gesetzten Schotten Andy Murray nicht einfach nur genießen: „Ich gehe in das Spiel und will gewinnen.“ (sid)