Der Eishockey-Bundestrainer führte Deutschland in die Zwischenrunde der WM in der Slowakei. Kann er nun doch Teamchef bleiben?

Bratislava. Erfolge wecken Begehrlichkeiten. Die deutschen Eishockey-Nationalspieler, das Sensationsteam der Weltmeisterschaft in der Slowakei, haben sofort ihren Anspruch erweitert. "Nach diesen beiden Siegen", sagte Felix Schütz mit Blick auf die Erfolge gegen die Weltmeister aus Russland und die Slowakei (vor 1,8 Millionen Fernsehzuschauern bei Sport.1) sowie den damit verbundenen ersten WM-Gruppensieg seit 78 Jahren, "können wir auch jeden anderen hier im Turnier schlagen." Allenthalben Euphorie. Nur die Verantwortlichen des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) müssen sich nach dem neuerlichen Eishockey-Märchen Gedanken machen. Denn Uwe Krupp, der Erfolgstrainer hinter der Bande, wollte eigentlich nach der WM seine Tätigkeit beim Verband beenden. Nun soll neu nachgedacht werden.

"Es ist unglaublich, was sie auf dem Eis leisten", sagte DEB-Präsident Uwe Harnos. Ein Lob für Uwe Krupp schloss sich an: "Was er begonnen hat, zahlt sich aus. Er scheint die phänomenale Gabe zu haben, den Spielern immer das Richtige zu sagen." Doch über einen Nachfolger wollte er sich nicht äußern: "Jetzt spielen wir das Turnier erst zu Ende, dann schauen wir weiter." Heute gegen Slowenien (16.15 Uhr, Sport1 live).

Bislang sperrt sich Harnos, seinen Trainer in einer Doppelfunktion arbeiten zu lassen. Denn Krupp wird zur neuen Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) die Kölner Haie übernehmen. Ralph Krueger, der bis Februar 2010 Nationaltrainer der Schweiz war, soll Wunschkandidat der DEB-Spitze sein. Allerdings steht er erst in einem Jahr zur Verfügung. Noch-Sportdirektor Franz Reindl, der sich nach der WM auf die Position des Generalsekretärs zurückzieht, nannte das bevorstehende Ende der Amtszeit Krupps "höchst bedauerlich". Eigentlich sei das "eine Katastrophe", denn Krupp sei "ein Meister seines Fachs".

Uwe Krupp gibt sich derweil von allen Gedankenspielen unberührt. Er vermittelt den Eindruck, als beschäftige er sich nur mit seiner Mannschaft und den nächsten Gegnern. Schließlich beginnt am Freitag die Zwischenrunde, die Deutschland als Sieger der Gruppe A um 16.15 Uhr gegen den Zweiten der Gruppe D bestreitet. "Die Jungs sind Krieger. Sie kämpfen für Deutschland", lobte Krupp seine Spieler in den höchsten Tönen: "Dieser Erfolg basiert auf unseren deutschen Tugenden - Arbeit, Fleiß, Ehrgeiz."

Seinen eigenen Anteil am deutschen Eishockey-Märchen, das vor einem Jahr mit dem grandiosen vierten Platz bei der Heim-WM begonnen hatte, erwähnte er nur am Rande: "Wir unterstützen sie, loben sie. Da ist kein Platz für Negativität." Über eine mögliche Verlängerung seiner Amtszeit sagte Krupp kein Wort: "Der Verband geht sowieso seinen Weg. Da braucht man sich keine Sorgen zu machen."

Die Vereine der DEL glauben nicht an eine Doppelfunktion für Krupp. "Uwe hat einen guten Job gemacht", sagte Stéphane Richer, Sportdirektor der Hamburg Freezers, "aber auch nur, weil er sich zu einhundert Prozent um die Entwicklung der Nationalmannschaft gekümmert hat. Ich finde, wir brauchen einen Bundestrainer, der sich rund um die Uhr mit der Nationalmannschaft beschäftigt." Marco Stichnoth, Geschäftsführer der Hannover Scorpions, behauptet: "Der Erfolg liegt nicht nur an Uwe, sondern vor allem am Gesamtkonzept, das jetzt Früchte trägt. Ein neuer Trainer kann das ebenso weiterführen." (sid/HA)