Freezers-Sportchef Stéphane Richer über die heute in der Slowakei beginnende Eishockey-WM und die deutschen Chancen

Hamburg. Wenn Stéphane Richer an die Eishockey-Weltmeisterschaft 2010 in Deutschland zurückdenkt, fällt immer wieder das Wort Wunder. In der Tat war das, was die Mannschaft von Bundestrainer Uwe Krupp vor einem Jahr erreichte, märchenhaft. Erst im Halbfinale scheiterten die Kufencracks an Russland und erreichten am Ende den vierten Platz.

An ein derart herausragendes Abschneiden glaubt der Sportchef der Hamburg Freezers bei der heute Nachmittag beginnenden Weltmeisterschaft in Bratislava und Kosice (Slowakei) nicht. Dort trifft das Nationalteam zunächst auf Russland (16.15 Uhr, Sport1 live). "Auf dem Papier sieht die Mannschaft gut aus. Offensiv sind die Deutschen gut besetzt. Jedoch gibt es Probleme mit dem Überzahlspiel", analysiert der 45-Jährige, der die DEB-Auswahl in der WM-Vorbereitung beobachtete. Eine besondere Rolle nimmt laut Richer vor allem Torhüter Dennis Endras ein. Der Augsburger war beim "Eishockey-Märchen" vor einem Jahr der Garant für den Erfolg und verschaffte sich durch seine Paraden einen NHL-Vertrag bei den Minnesota Wild. Über mangelnde Arbeit wird sich der 25-Jährige auch bei dieser WM nicht beschweren können. Mit den Russen, den Slowenen und dem Gastgeber Slowakei, die unlängst NHL-Star Marian Gaborik von den New York Rangers nachnominierten, warten dicke Brocken. Die Deutschen bekommen, anders als im letzten Jahr, keine Verstärkung aus Nordamerika. Dennis Seidenberg (Boston), Marcel Goc (Nashville) und Christian Ehrhoff (Vancouver) spielen noch in den Play-offs. "Für Deutschland muss es darum gehen, unter die ersten acht Teams bei der WM zu kommen. Um nicht in der Abstiegsrunde zu landen, muss ein Sieg gegen Slowenien her", sagt Richer, der im DEB-Kader gern mehr Hamburger Profis sehen würde. Lediglich der scheidende Ex-Kapitän Alexander Barta wurde nominiert.

Aber auch so wird sich die Reise am kommenden Donnerstag für Richer lohnen. Dann wird der Sportchef gemeinsam mit Trainer Benoît Laporte in die Slowakei zu einer Scouting-Tour aufbrechen. Unter anderem wird es ein Treffen mit den beiden dänischen Nationalspielern Jesper Jensen und Daniel Nielsen geben, die beide in der kommenden Saison für die Freezers spielen. Darüber hinaus wird Laporte an einem Trainer-Symposium in Bratislava teilnehmen.