Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Dass man beim deutschen Eishockey so schnell mit dem Begriff "historisch" bei der Hand ist, muss kein Ausdruck von Maßlosigkeit sein. Denn tatsächlich haben die Puckjäger mit dem Adler etwas vollbracht, was noch nie einem deutschen Team gelang. Sie haben Russland geschlagen und führen eine WM-Gruppe uneinholbar an. Nun aber haben die Erfolge auf slowakischem Eis auch ein Problem zutage gefördert, das die Oberen des Deutschen Eishockey-Bundes diskret unter den Teppich gekehrt hatten: Was wird aus Uwe Krupp?

Der Bundestrainer hat einen Vertrag bei den Kölner Haien unterschrieben und wird künftig in der Deutschen Eishockey-Liga hinter der Bande stehen. Er wäre nicht abgeneigt, bis zur Installation eines starken Nachfolgers in Doppelfunktion auch für das Nationalteam zu arbeiten. Denn den neuen Mann gibt es noch nicht.

Krupp ist für viele der Vater des deutschen Eishockey-Wunders. Er hat die Mannschaft radikal verjüngt, bekannte Namen aussortiert und sich auch von Rückschlägen wie dem Beinahe-Abstieg 2009 nicht entmutigen lassen. Verwegene würden die Erfolge auf dem Eis "nachhaltig" nennen. Dass er die Euphorie des Wintermärchens 2010 ein Jahr später noch übertrumpfen könnte, hatte niemand erwartet.

Sicher ist Krupp nicht der Beliebteste in Verband und Vereinen, da geht es ihm nicht anders als Jürgen Klinsmann, der 2006 den deutschen Fußball auf den Kopf stellte. Auch der ging, als es am schönsten war. Doch Krupp hat keinen Getreuen Jogi Löw, der nahtlos übernehmen könnte - und eigentlich immer schon die Arbeit gemacht hatte.