In der Nacht zum heutigen Freitag wurde am Kreuzfahrtterminal der neuen HafenCity die Lightshow ausprobiert, die heute abend zur Taufe des Clubschiffs “AIDADiva“ mehrere Hunderttausend Menschen an die Hamburger Wasserkante locken soll.

Hamburg. Im Vorfeld hatte anhand von Fotomontagen des Veranstalters eine verblüffende Ähnlichkeit der Scheinwerfer- Laser- und Feuerwerks-Show zu Lichtdom-Inszenierungen von Albert Speer und Leni Riefenstahl anlässlich von Nazi-Großereignissen Aufsehen und Besorgnis erregt, zumal das heutige Datum ebenfalls einen Bezug zum "Dritten Reich" hat wo am 20. April der Geburtstag des Diktators Adolf Hitlers gefeiert wurde.

Der Lichtkünstler Gert Hof, geboren in der DDR und inzwischen weltweit bekannt für seine präzise inszenierten Giga-Licht-Events, war schon früher wegen mutmaßlicher Spielereien mit Elementen von Überwältigungsästhetik in die Kritik geraten, zum Beispiel anlässlich der Berliner Milleniumsfeier.

Gegen 1 Uhr fingern etwa einhundert gewaltige bewegliche Scheinwerfer computergesteuert durch den Hamburger Nachthimmel. Sie sind im Kranz einmal rund ums Schiff auf den oberen Decks aufgestellt und können wenn sie endlich justiert und programmiert sind - hübsche Fächer, Strahlenkränze, Lichtpyramiden und ähnliches hervorbringen, nett anzusehen, besonders, wenn sie auch noch ihre Farbe wechseln und in Rot, Blau oder Gelb leuchten. Man muss sich das etwa so vorstellen wie eine übergroße Geschenkpackung mit einem Kreuzfahrtschiff in der Mitte.

Etliche Möwen, die noch spät unterwegs sind irritiert das ein wenig, und die Lichtpunkte, die die Leuchtfinger irgendwo hoch oben in die Wolken pieksen, locken Nachtschwärmer aller Art in die HafenCity, Taxifahrer und Polizisten auf Nachtschicht, U-Bahner nach Dienstschluss, verliebte Pärchen, die der eisige Wind zusammenschweißt, Amateurfotografen, denen der Wind die Bilder verwackelt, Malocher, die ungerührt in Latzhose und kurzärmligem T-Shirt in die Kälte starren und eine rauchen.

Die Event-Inszenierung, die heute abend noch durch Feuerwerk und Lasershow und Musik während der kurzen Show-Fahrt durch den Hafen verstärkt wird, soweit das nach einigen durchfrorenen Stunden beim Probetanzen der Lichterketten erkennbar ist, trägt schon leicht gigantomanische Züge. Aber es ist ganz sicher keine Nazi-, sondern eher eine bunte, bewegte und in die Realität übertragene Werbeästhetik in XXL-Größe, die da auf sinnfreien Sinnenfang gehen wird.