67 Prozent Marktanteil der DB-Tochter in Schleswig-Holstein. Bei den Konkurrenten NOB und AKN wächst die Sorge vor einem neuem Monopol.

Kiel. Die Regionalbahn Schleswig-Holstein erobert sich Zug um Zug ihre alte Vormachtstellung zurück. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember kann die DB-Tochter ihren Marktanteil auf 67 Prozent steigern, im Fall eines Zuschlags für zwei weitere Streckennetze sogar auf etwa 90 Prozent.

"Die Zeit, in der wir als Verlierer des Wettbewerbs im Bahnverkehr galten, sind vorbei", sagte die Leiterin von DB Regio Nord, Manuela Herbort. Das Unternehmen biete heute der Landesweiten Verkehrsservicegesellschaft (LVS), die für das Land den Bahnnahverkehr managt, mehr Qualität zu günstigeren Preisen. Die LVS bestätigte den Trend. "Die Bahn ist durch den Wettbewerb besser geworden", sagte LVS-Chef Bernhard Wewers.

Ob der frühere Fast-Monopolist in Schleswig-Holstein auf der Erfolgsspur bleibt, wird sich Anfang nächsten Jahres zeigen. Dann entscheidet das Land auf Vorschlag der LVS, welches Unternehmen das Bahnnetz Mitte (von Hamburg nach Kiel und Flensburg) ab 2014 fahren darf. Streckeninhaber ist die Regionalbahn, Mitbewerber sind die private Nord-Ostsee-Bahn (NOB) sowie die Nordbahn, hinter der die AKN und - über die Benex GmbH - die Hamburger Hochbahn stehen.

"Wir rechnen uns gute Chancen aus", meinte Manuela Herbort. Sie kündigte zudem an, dass die Regionalbahn sich 2012 auch um das Westnetz (Hamburg-Sylt) und damit die prestigeträchtige Route bewerben will, auf der seit 2005 die NOB fährt. Im Kieler Landeshaus hält sich die Freude über das Comeback der Regionalbahn in Grenzen, weil Schleswig-Holstein seit 1996 wie kein anderes Bundesland auf den Wettbewerb mehrerer Anbieter gesetzt hatte und damit die Subventionen für den Bahnbetrieb um geschätzt mehr als 500 Millionen Euro senken konnte.

+++ Bahnchef Grube: "Unser Unternehmen muss sexy sein" +++

Landesverkehrsminister Jost de Jager (CDU) spricht von einer "Erfolgsgeschichte". "Mit unserem Wettbewerbskonzept haben wir Verkrustungen aufgebrochen und nicht zuletzt für mehr Qualität im öffentlichen Verkehr gesorgt." Nutznießer sind die Bahnkunden. Dank der eingesparten Bahnsubventionen konnte die Landesweite Verkehrsservicegesellschaft in den vergangenen 15 Jahren rund 25 Prozent mehr Züge fahren lassen, alte Bahnstrecken (etwa Neumünster-Bad Segeberg-Bad Oldesloe) wieder in Betrieb nehmen und mehr als 20 zusätzliche Bahnstationen (etwa Horst bei Elmshorn) eröffnen. Dank der Bahnoffensive stieg die Zahl der Fahrgäste seit 1996 um mehr als 30 Prozent.

Einen weiteren Aufschwung erhofft sich das Land von der Ausschreibung des Netzes Mitte. Im Idealfall fahren die Züge zwischen Hamburg und Kiel künftig im 30-Minuten-Takt (bisher jede Stunde) und das für einen geringeren Landeszuschuss als bisher. Bis auf das Netz Mitte sind bereits alle anderen Strecken einmal ausgelobt und vergeben worden.