Nach dem Fiasko gegen den SV Rugenbergen stehen die Oberligafußballer vor dem Abstieg. Einige Spieler kamen mit dem Druck nicht zurecht.

Oststeinbek. Christian König hätte am liebsten gar nichts gesagt, man musste das verstehen an diesem Abend der Ratlosigkeit, aber dann ergriff der Mannschaftskapitän des Oststeinbeker SV doch noch das Wort. Das Kellerduell der Fußball-Oberliga Hamburg mit dem bizarren Ergebnis einer 1:5 (0:1)-Niederlage gegen den SV Rugenbergen war erst seit ein paar Minuten vorbei, trotzdem analysierte König messerscharf. "Der Gegner hat immer einen Schritt mehr gemacht als wir", sagte der Verteidiger, und das war ja das eigentlich alarmierende gewesen an diesem Spiel: Den Stormarnern fehlten der Biss, der Wille, die Emotionen.

Die Spieler blickten ins Leere, als Stefan Kohfahl noch auf dem Feld seine Standpauke hielt. Der Trainer gestikulierte wild, referiert über das Versagen bei gegnerischen Standardsituationen und über einen Angriff, der seinen Namen nicht verdient hatte. Ein paar Meter entfernt feierten die Gäste, mit großer Wahrscheinlichkeit werden sie auch kommende Saison in der Oberliga spielen. Beim OSV hatten sich alle schon vor Wochen auf die beiden Duelle mit Rugenbergen fokussiert, die Spiele sollten der Schlüssel zum Klassenverbleib sein. Das 0:1 im ersten Vergleich Mitte April wäre zu verkraften gewesen. Die erneute Niederlage bedeutet nun wohl das Ticket für die Landesliga.

Kohfahl ist in seiner Laufbahn noch nie abgestiegen, am Freitag könnte es so weit sein. Beim TSV Buchholz, an der früheren Wirkungsstätte des Trainers, muss Oststeinbek deutlich gewinnen, zugleich auf eine Niederlage des SC Vier- und Marschlande gegen Germania Schnelsen hoffen. Der Rückstand auf den einzigen verbliebenen Konkurrenten beträgt drei Punkte und vier Tore. Es wäre schon ein Fußballwunder, denn so gefestigt der OSV in den Wochen zuvor aufgetreten war, so labil wirkt er nun auf der Zielgeraden. "Einige sind mit dem Druck überhaupt nicht klargekommen", so Kohfahl. Man könnte auch sagen: Das Team präsentierte sich in einer desolaten Verfassung.

Einen Ausweg könnte es noch geben, er führt über den Hamburger Fußball-Verband. Die Stormarner wollen die aberkannten Punkte vom 3:0-Sieg gegen Altona 93 (Seyhmus Atug spielte trotz Sperre) zurück. Morgen entscheidet das Sportgericht. Verliert der OSV, und davon ist auszugehen, wird der Verein weitere Schritte einleiten. Die Berufungsverhandlung vor dem Verbandsgericht wäre bereits am Mittwoch.

Gegen Rugenbergen fehlten Atug (gesperrt), Söhren Grudzinski (private Gründe) und kurzfristig auch Michael Weiß (Leistenprobleme). "Wir hatten niemanden mehr, der das Spiel ordnet", sagte Kohfahl. Zum 0:1 traf Jan Melich nach einem Einwurf (38. Minute), in der Schlussphase zerfiel der OSV in seine Einzelteile. Tim Vollmer (75.), Artur Frost (80.), Christian Dirksen (86.) und Daniel Brehmer (88.) erhöhten auf 0:5, ehe Onur Saglam verkürzte (89.).

Bis Freitag wollen sie noch kämpfen in Oststeinbek, "aber der Abstieg käme nicht überraschend. Es würde hier nicht alles zusammenbrechen", sagte Kohfahl. König sprach vom "schlechtesten Saisonspiel", gab sich aber optimistisch. "Ich denke, die Niederlage löst einen Hallo-Wach-Effekt aus", sagte er. Doch der Albtraum Abstieg ist schon fast Realität.

Oststeinbeker SV: Werth - König, Knüppe, Stenzel, Schmidt (79. Sejdi) - Okur (54. Varela Monteiro), Saglam, Mokaddem, Jawla - Pohlmann, Rehr (54. Meier).