Hamburg/Reinbek. Nach sechs Jahren im Atlantic Hotel Hamburg wechselt Sven Schottenheim seinen Arbeitsort und leitet künftig das Hotel am Sachsenwald.

Gerade ist Sven Schottenheim 40 Jahre alt geworden – Zeit für einen neuen Lebensabschnitt: Nach sechs Jahren am Atlantic Hotel in Hamburg wechselt der Familienvater nun auf den Direktorenposten im Waldhaus Reinbek. Die Frage, was ihn vom noblen Hotel Atlantic an der Außenalster in das Waldhaus am Rande des Sachsenwaldes verschlagen hat, wundert ihn ein bisschen.

„Hier hat einfach alles gepasst“, stellt er fest. „Denn es ist nicht so einfach, einen Direktorenposten im Umland von Hamburg zu bekommen.“ Als Vater zweier kleiner Kinder wollte er auf jeden Fall in Hamburg bleiben – er lebt mit seiner Familie in Poppenbüttel.

Hotellerie: Sven Schottenheim suchte nach einer neuen Herausforderung

Ehrgeizig sei er aber auch, sagt der neue Hoteldirektor. Der Abschied vom Atlantic Hotel Hamburg, bei dem er nach eineinhalb Jahren vom Gastronomischen Leiter zum stellvertretenden Direktor und seit April sogar zwischenzeitlich noch zum Hotelmanager aufgestiegen war, sei emotional gewesen. „Da hätte ich auch nicht in jedes Drei- oder Viersternehotel gewechselt“, stellt er klar.

„Aber irgendwann bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich schon alles mitgemacht hatte: den Wechsel zur Marke Kempinski, den Umbau 2018, die Corona-Krise, danach der Markenwechsel zu den Autograph-Collection-Hotels. Da dachte ich, jetzt kann es weitergehen. Meine Flamme brannte nicht mehr zu 100 Prozent, ich brauchte neue Herausforderungen.“

Zimmerzahl ist ihm nicht wichtig

Die Stellenanzeige sei genau im richtigen Moment gekommen. „Ich hatte sehr gute Gespräche mit dem Ehepaar Schlichting und ihrer Tochter Sandra Langhans“, erzählt Sven Schottenheim. Die Eigentümer hätten mit dem Waldhaus einiges vor. „Sie investieren viel in Klasse und auch in Nachhaltigkeit“, sagt der Hotelier aus Leidenschaft. „Das ist mir wichtig, einen starken Partner an meiner Seite zu haben.“ Weniger interessant sei für ihn, wie viele Zimmer ein Haus habe – im Waldhaus sind es 50 Zimmer.

Das Waldhaus habe viel Potenzial. „Ein wunderschönes Boutique-Hotel am Sachsenwald.“ Er gerät direkt ins Schwärmen, wenn er erzählt: „Schon wenn ich morgens ankomme, diese Lage am Wald, das Vogelgezwitscher – die Terrasse und auch das Restaurant sind sehr attraktiv. Und es ist ein sehr persönliches Haus mit vielen Stammgästen und einem guten Einzugsgebiet.“ Das Krankenhaus Reinbek nebenan sei ein guter möglicher Kooperationspartner. „Das Waldhaus Reinbek braucht sich nicht hinter größeren Hotels zu verstecken“, stellt der Fachmann fest. Darauf könne man gut aufbauen und es behutsam weiterentwickeln.

Waldhaus nach Inhaberwechsel renoviert

Das Foyer und die meisten Gasträume hat die Familie Schlichting, die das Fünfsternehaus im Juni 2021 von Familie Schunke übernommen hat, bereits zeitgemäß renovieren lassen: Die Rezeption wirkt nun offener, heller und einladender, die Räume des Restaurants strahlen Qualität und Ruhe aus.

„Die herzliche Gastlichkeit muss natürlich weiter bestehen bleiben“, sagt Sven Schottenheim. Aber er könne sich vorstellen, dass die Abläufe noch verbessert werden, etwa die digitale Buchung für die Gäste vereinfacht und die Speisenkarte beispielsweise um mehr vegetarische und vegane Gerichte erweitert werde. „Da würde ich mich mit meinem Wissen gern einbringen.“ Die Entscheidungen für das nächste Jahr, etwa wie man mit den Kostensteigerungen umgeht, werde die Eigentümerfamilie am Jahresende fällen.

Posten eines Hoteldirektors war sein Ziel

Dass er einmal Hoteldirektor werden wollte, wusste Sven Schottenheim schon lange, seitdem er als junger Koch in Frankfurt gearbeitet habe. „Das pulsierende Leben in einer Hotel-Lobby fand ich schon immer faszinierend“, verrät er. „Dort habe ich erlebt, wie man ein solches Haus mit Restaurant organisiert, und das fand ich total interessant.“ Daraufhin habe er ein Traineeship im Ritz-Carlton absolviert. „Ich habe sehr viel in Sachen Mitarbeiter- und Gäste-Bindung gelernt“, sagt der 40-Jährige.

Das Hotel Atlantic an der Alster in Hamburg.
Das Hotel Atlantic an der Alster in Hamburg. © imago/Joko

Als er sich für die Hotellerie entschieden habe, sei ihm klar gewesen, dass er im Management keine regelmäßigen Arbeitszeiten haben werde. „Es wird sicher Zeiten geben, in denen ich hier vor Ort gebraucht werde“, ist er sicher. „Aber im Team mit meinem ebenfalls neuen Stellvertreter Marcel Borchardt wird es sich auch einspielen, dass wir uns vertreten können. Dann sind auch mal meine Kinder und meine Frau dran.“

Keine Zeit mehr für Sport

Für seine Familie koche er beispielsweise gern. Wenn er davon erzählt, ist seine Leidenschaft für gutes Essen und Ernährung sofort zu spüren. „Das können dann durchaus auch mal gute Spaghetti Bolognese oder die unvermeidlichen Pommes sein“, sagt er. „In der Heißluftfritteuse müssen die ja auch nicht in Fett schwimmen. Aber da meine Frau Vegetarierin ist, bereite ich vor allem Gerichte mit Gemüse zu. Wir probieren einiges aus und kaufen so viele Bio-Produkte wie möglich.“

Nachhaltigkeit ist für ihn ein wichtiges Thema. Er sei jedenfalls überzeugt, dass sich der Fleischkonsum und die Haltung dazu in Deutschland stark verändern werden. „Mit dem aktuellen Flächen-, Energie- und Getreideverbrauch werden wir nicht so weitermachen können“, sagt er.

Sven Schottenheims anderes Hobby, der Sport, komme der Familie zuliebe zu kurz. Zum Joggen, Fußball, Tischtennis oder Darten komme er nicht mehr. „Obwohl, wenn ich mir die Umgebung hier so ansehe, bekomme ich direkt wieder Lust aufs Laufen“, sagt er.