In Ahrensburg missfallen Ton und Form eines CDU-Antrags zur Cafeteria der Reesenbüttel-Grundschule den anderen Fraktionen und dem Bürgermeister

Ahrensburg. Roland Wilde (CDU) schüttelte am Montagabend in der Reithalle des Marstalls viele Hände. Kaum hatten ihn die Ahrensburger Stadtverordneten bei ihrer konstituierenden Sitzung einstimmig zum Bürgervorsteher wiedergewählt, trat Wilde in schwarzem Anzug vom Podium in den Saal und verabschiedete altgediente Parlamentarier mit Blumen und Gläsern. Viel Applaus für viele Legislaturperioden.

Doch je länger die Sitzung dauerte, desto ernster wurden die Gesichtszüge des neuen und alten Bürgervorstehers. Auch seine beiden Stellvertreter Bèla Randschau (SPD) und Christian Schubbert von Hobe (Grüne), kurz zuvor ebenfalls einstimmig in diese Funktionen gewählt, blickten mehr oder weniger konsterniert in die Runde.

Da hatten Ahrensburgs Parlamentarier auf der konstituierenden und ersten Sitzung nach der Kommunalwahl im Mai zunächst vielfach einmütig Personalentscheidungen getroffen. So legten sie unter anderem die Mitglieder und Vorsitzenden der Ausschüsse fest. Und wählten die beiden Stellvertreter von Bürgermeister Michael Sarach (SPD): In geheimer Wahl erhielt als erste stellvertretende Bürgermeisterin Susanne Philipp-Richter (CDU) 16 Ja-Stimmen bei elf Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen. Als zweite stellvertretende Bürgermeisterin entfielen auf Doris Unger (SPD) 25 Ja-Stimmen bei zwei Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen.

Doch dann das. Die Wende von der kollektiven Harmonie zu den gewohnten Ahrensburger Misstönen steckte an diesem schwülen Sommerabend ausgerechnet im letzten Tagesordnungspunkt. "25: Antrag der CDU-Fraktion zur Cafeteria Reesenbüttel", stand auf dem Plan. Von da an knüpften einige Stadtverordnete genau dort an, wo sie vor der Kommunalwahl aufgehört hatten: beim Streit.

Um den Antrag zu begründen, trat CDU-Fraktionschef Tobias Koch ans Rednerpult. 20 Kindern, sagte er, drohe bereits in diesem Jahr an der Grundschule Am Reesenbüttel die Abweisung von der Nachmittagsbetreuung, weil es nicht genug Raum gebe. Im folgenden Schuljahr, prophezeite der Finanzexperte, seien bereits 40 Mädchen und Jungen betroffen. "Diese Situation darf sich nicht wiederholen", rief Koch dem Auditorium zu. Und forderte per Antrag die Verwaltung dazu auf, dass "Planung, Ausschreibung und Baubeginn so rechtzeitig erfolgen, dass die neue Cafeteria zum Schuljahreswechsel 2014/2015 zur Verfügung steht".

Tatsächlich hatten die Stadtverordneten bereits vor Monaten nach längeren Beratungen beschlossen, an der Grundschule Am Reesenbüttel eine rund 700.000 Euro teure Cafeteria neu zu bauen. Damit soll die Voraussetzung für ein erweitertes Platzangebot im dortigen Hort geschaffen werden. Doch CDU-Politiker Koch drängt nun vehement auf Eile. "Es muss bereits diese Sommerpause genutzt werden, um das Projekt voranzutreiben", sagte er.

Prompt erntete der Antragsteller heftigen Widerspruch seitens der SPD. Nicht die Sache wurde dabei kritisiert, sondern sein Ton und die Form. SPD-Fraktionschef Hartmut Möller konterte: "Das sind typische Rechthaber-Anträge!" Dem Antragssteller gehe es einzig darum, sich selbst zu erhöhen. Gleich in der ersten Sitzung nach der Kommunalwahl einen solchen Antrag zu stellen, der de facto die Verwaltung kritisiere, bezeichnete Möller als überaus negativ. Ähnlich sah das auch Béla Randschau (SPD): " Das ist kein guter Start für die parlamentarische Arbeit."

Dann trat Bürgermeister Michael Sarach ans Mikrofon und zeigte sich ebenfalls "überrascht". Er kritisierte den fordernden Ton - nicht die Sache selbst. "Außerdem bin ich gegen jeden Terminismus." Frühestens im November könne - nach der Ausschreibung aller Leistungen - mit dem Bau der Cafeteria begonnen werden. "Danach kommt der Winter." Und wer wolle dann garantieren, dass so ein Bau pünktlich bis zum Start des neuen Schuljahres fertig werde, fragte Sarach.

Einen Vorschlag zur Güte machte schließlich Thomas Bellizzi (FDP). Er fand eine Formulierung, in der die Verwaltung nicht "aufgefordert", sondern "gebeten" werde, "die notwendigen Schritte in die Wege zu leiten, um eine rechtzeitige Fertigstellung der Cafeteria an der Grundschule Am Reesenbüttel soweit möglich zum Schuljahreswechsel 2014/2015 sicherzustellen".

Nach dieser Kontroverse am späten Abend ergriff abschließend Bürgervorsteher Wilde das Wort, nachdem CDU-Politiker Koch den Kompromiss-Antrag der FDP zur Abstimmung vorgeschlagen hatte. Wilde forderte die Stadtverordneten auf, ihr Votum zum FDP-Kompromiss abzugeben. Das Ergebnis, zum friedlichen Ende: 23 Ja-, drei Nein-Stimmen, drei Enthaltungen.