Bei Kontrollen an Oldesloer Schulen stellt die Polizei viele Mängel fest. Zahlreiche Schüler fahren ohne Licht. Beamte appellieren an Eltern.

Bad Oldesloe. Die Sommermonate, in denen es morgens früh hell und abends erst spät dunkel wird, sind seit der Umstellung auf die Winterzeit am Wochenende vorbei. Wenn die Schüler sich nun morgens mit ihren Fahrrädern auf den Weg zur Schule machen, müssen sie die Strecke meist im Dunkeln zurücklegen. Viele Mädchen und Jungen haben sich darauf aber anscheinend noch nicht eingestellt. Das zeigt eine Kontrolle der Oldesloer Polizei. Neun Beamte haben in der vergangenen Woche an zwei Schulen in der Kreisstadt 195 Fahrräder unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Fast jedes zweite Rad wies Mängel auf.

"Am häufigsten funktionierte die Beleuchtung nicht richtig", sagt Andreas Fokuhl, der stellvertretende Leiter der Oldesloer Polizeizentralstation. Mal sei hinten etwas kaputt gewesen, mal vorn. Bei einigen habe sogar gar kein Licht gebrannt. Fokuhl: "Dabei ist eine funktionierende Beleuchtungsanlage in dieser Jahreszeit so wichtig, damit die Kinder in der Dunkelheit auf den Straßen gut von den anderen Verkehrsteilnehmern gesehen werden."

Über die Sommermonate vernachlässigten erfahrungsgemäß viele Radfahrer die Pflege der Beleuchtung, weil sie meist nur im Hellen unterwegs seien. "Und jetzt ist es plötzlich dunkel, aber die Kinder fahren einfach so weiter ohne Licht", sagt Fokuhl. Tino Sdunek, Verkehrslehrer bei der Stormarner Polizei, macht dafür zum Teil auch eine Faulheit der Schüler verantwortlich. Er sagt: "Mit Dynamo fällt das Treten in die Pedalen etwas schwerer." Dabei gebe es inzwischen gute neue Nabendynamos, die nur wenig zusätzliche Kraft erforderten und deshalb beim Fahren kaum behinderten.

"Generell ist es egal, was für eine Beleuchtungsanlage die Räder haben. Hauptsache das Licht brennt", sagt Tino Sdunek. "Denn Radfahrer ohne Licht können zwar selbst noch ganz gut ihre Umgebung sehen, werden aber meist von anderen Verkehrsteilnehmern nicht wahrgenommen." Gefährlich werde es vor allem beim Abbiegen. Wenn der Radfahrer dann noch in entgegengesetzter Richtung auf dem Rad- oder Gehweg fahre, sei es besonders gefährlich und komme oft zu Unfällen.

Außer einer funktionierenden Beleuchtungsanlage seien auch Reflektoren wichtig. "In diesem Bereich gibt es mittlerweile so viele Dinge, etwa reflektierende Schlüsselanhänger, Smileys, Blinkies und Folien zum Ankleben." Zudem empfiehlt der Verkehrslehrer helle Kleidung. Er sagt: "Viele Schüler ziehen dunkle Sachen an. Um besser gesehen zu werden, sollten Schüler helle Jacken und Hosen tragen." Ziel der Kontrolle in Bad Oldesloe war es vor allem, präventiv tätig zu werden. Die Polizei sprach deshalb auch keine Verwarnungen aus, sondern gab den Kindern und Jugendlichen lediglich Mängelberichte mit, die sie ihren Eltern vorzeigen müssen. Sie haben nun 14 Tage Zeit, um ihr Rad verkehrssicher zu machen und anschließend erneut bei einer Polizeidirektion vorzuführen.

Normalerweise stellt die Polizei gebührenpflichtige Ermahnungen aus, wenn sie einen Radfahrer erwischt, der wissentlich ohne Licht im Straßenverkehr unterwegs ist. "Die Höhe des Verwarngeldes liegt meist bei zehn Euro", sagt Andreas Fokuhl. "Allerdings haben wir einen Ermessensspielraum und können daher von Fall zu Fall entscheiden, ob wir eines verhängen oder nicht." Viel mehr als das drohende Verwarngeld sollte die Radfahrer auch die Unfallstatistik abschrecken. Denn die Zahl der Fahrradunfälle ist im vergangenen Jahr in Stormarn um 25 Prozent gestiegen. 231 Unfälle registrierten die Beamten, ein Radfahrer kam dabei sogar ums Leben. Von Januar bis September dieses Jahres ist die Zahl der Fahrradunfälle im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erneut gestiegen. 2011 gab es in den neun Monaten 178 Unfälle, 2012 waren es 216. Das entspricht einem Anstieg von 21 Prozent.

Auffallend hoch ist der Anteil der Kinder, die als Radfahrer in einen Unfall verwickelt und verletzt wurden. Die Zahl lag 2011 bei 48 Mädchen und Jungen, in den ersten neun Monaten dieses Jahres waren es 41. Die Beamten der Oldesloer Polizei wollen ihre Aktion deshalb auf weitere Schulen im Stadtgebiet ausweiten. "Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass die Kontrollen absolut notwendig waren", sagt Andreas Fokuhl. An der Schule am Masurenweg wiesen 13 von 27 Fahrrädern Mängel auf, an der Ida-Ehre-Schule waren 71 von 168 nicht verkehrssicher.

Andreas Fokuhl appelliert besonders an die Eltern, aktiv zu werden. Sie sollten die Fahrräder ihrer Kinder auf Verkehrssicherheit überprüfen, um eine Gefährdung auf dem Schulweg weitestgehend ausschließen zu können.