Die Stormarner Polizei beobachtet, dass sich Radfahrer häufig in Lebensgefahr bringen - und dabei oftmlas nur sehr wenig Einsicht zeigen.

Bad Oldesloe. Sie sind nur schwer zu erkennen, oft in letzter Sekunde - und dann ist es meist schon zu spät. Für Fahrradfahrer, die jetzt ohne Licht unterwegs sind, kann es auf den Straßen lebensgefährlich werden. Wenn die Radler dann noch dunkel gekleidet sind, haben es Autofahrer besonders schwer, sie zu sehen.

Deswegen appelliert die Polizei zu Beginn der dunklen Jahreszeit an alle Fahrradfahrer, auf eine intakte Beleuchtung zu achten. Eltern sollten kontrollieren, ob das Licht am Rad ihrer Kinder funktioniert und Rückstrahler vorhanden sind.

"Die Kleinen fahren jetzt morgens in der Dämmerung zur Schule. Und wenn sie abends zum Sportverein radeln, ist es oft auch schon dunkel", sagt Tino Sdunek, Verkehrslehrer bei der Stormarner Polizei. Wichtig sei auch, den Fahrradweg auf der richtigen Straßenseite zu benutzen. Auf viel befahrenen Straßen kommt es oft zu Zusammenstößen zwischen Auto- und Radfahrern. Die B 75 in Bargteheide ist ein solcher Unfallschwerpunkt.

Karsten Witt, Leiter der Bargteheider Polizei, hat beobachtet, dass beispielsweise Autofahrer, die von der Tankstelle auf die B 75 fahren möchten, auf eine Lücke warten müssen. Kommt dann ein Radfahrer von rechts, wird dieser nicht mehr wahrgenommen - und es knallt. Eine Langzeitanalyse der Landespolizei in Schleswig-Holstein hat ergeben, dass für Radler, die auf dem linken Fahrradweg unterwegs sind, ein dreimal höheres Unfallrisiko besteht als für die, die sich richtig verhalten.

Wer ohne Licht fährt, bringt sich noch mehr in Gefahr. "Dann guckt der Autofahrer zwar in die Richtung des Radlers, kann ihn aber nur schwer erkennen, weil er nur die Scheinwerfer der Autos sieht", sagt Sdunek.

In der dunklen Jahreszeit registriert die Polizei weniger Unfälle als sonst. Das liegt daran, dass im Sommer erheblich mehr Menschen das Rad benutzen als im Winter. Im ersten Halbjahr 2011 zählte die Polizei 116 Unfälle mit Radlern. Im Januar waren es lediglich vier Zusammenstöße, an denen Fahrradfahrer beteiligt waren. Von Monat zu Monat wurden es mehr. Im Juni zählten die Beamten 46 Unfälle, bei denen 42 Beteiligte leicht und sechs sogar schwer verletzt wurden.

Allgemein beobachtet die Polizei eine positive Entwicklung der Unfallzahlen. Während 2005 noch 291 Unfälle mit Radfahrern registriert wurden, sank die Zahl in den vergangenen Jahren. 2008 waren es 242 Unfälle, im darauffolgenden Jahr 243, und 2010 zählte die Polizei 206 Fahrradunfälle.

Karsten Witt hat für den erfreulichen Rückgang eine Erklärung: "Es machen sich inzwischen viel mehr Menschen Gedanken um ihre Sicherheit. Früher waren Sicherheitswesten zum Überziehen oder Jacken mit Rückstrahlern verpönt. Inzwischen gibt es immer mehr Akzeptanz dafür, und diese Dinge haben sich auch bewährt." Auch habe sich die Ausstattung der Räder in den vergangenen Jahren deutlich verbessert.

"Bei den alten, klassischen Seitenläuferdynamos wurde beispielsweise das Licht schwächer, wenn der Radfahrer langsam fuhr", sagt Tino Sdunek und fügt hinzu: "Heute gibt es Nabendynamos, die nur auch bei sehr langsamer Fahrt hell leuchten und sogar Energie speichern, so dass auch im Stand das Fahrrad beleuchtet ist.

Deswegen haben sich laut Karsten Witt auch batteriebetriebene Lampen bewährt. Auch würden Eltern darauf achten, dass ihre Kinder gut sichtbare Kleidung tragen. Zudem würden die Kleinen oft auch selbst darauf achten. "Wenn wir den Kinder erklären, ein verkehrssicheres Fahrrad ihrer eigenen Sicherheit dient, dann verinnerlichen sie dies auch", sagt Sdunek.

Je älter die Radfahrer indes sind, desto weniger Einsicht zeigen sie, so die Beobachtung der Polizei. Wenn beispielsweise Beamte sehen, dass jemand bei Dunkelheit oder Dämmerung ohne Licht auf seinem Fahrrad unterwegs ist, können sie ein Verwarngeld von zehn Euro verhängen. Kommt es zu einem Unfall, kostet dies den Radler sogar 25 Euro - hinzu kommt der Schaden.

"Die Radfahrer sind dann immer empört, wenn wir eine Strafe verhängen, fragen uns, warum wir nichts gegen die Raser auf den Straßen machen und ob wir nichts Besseres zu tun hätten", sagt Sdunek. Die Polizei beobachtete aber nicht nur mangelnde Einsicht, sondern schlichtweg auch Unwissenheit. "Beispielsweise ist es verboten, freihändig zu fahren oder mit Kopfhörern, wobei ein Stöpsel im Ohr erlaubt ist", sagt Sdunek: "Wenn wir mal im Streifenwagen neben einem Radfahrer fahren, der seine Hände in der Jackentasche hat, guckt dieser einmal kurz in den Wagen und fährt dann aber unverändert weiter und wundert sich, warum wir ihn anhalten."