Das Planfeststellungsverfahren für die Entlastungsstraße wird nun am 12. November eröffnet - 30 Jahre nach dem ersten Antrag.

Hammoor. Drei Jahrzehnte haben die Hammoorer gewartet. Jetzt endlich rückt die Entlastung der Hauptstraße und damit die ihrer Anwohner in greifbare Nähe. Am 12. November soll das Planfeststellungsverfahren für den Bau der Trasse eröffnet werden. Das bestätigt der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV).

Rund 13 700 Fahrzeuge fahren nach Angaben des LBV pro Tag über die Hauptstraße (L 89), die vom Autobahnkreuz Bargteheide durch das 1200 Einwohner zählende Dorf bis nach Bargteheide führt. Vor allem durch die Lastwagen des Aldi-Zentrallagers im Bargteheider Gewerbegebiet fühlen sich die Hammoorer in jüngster Zeit massiv gestört. Die geplante Südumgehung würde an der Ahrensburger Straße (K 106) auf Höhe des Großhansdorfer Wegs beginnen und in einem weiten Bogen um die Wohngebiete herum bis zur Zugangsstraße des Aldi-Lagers führen. Die L 89 würden in der Folge täglich nur noch etwa 2500 Fahrzeuge nutzen.

"Ich bin zuversichtlich, dass es nun endlich vorangeht", sagt Horst Lassen (CDU). Hammoors stellvertretender Bürgermeister lebt seit 1965 an der Hauptstraße und kämpft "schon ewig" für deren Entlastung. 1982 stellte er selbst den Antrag auf den Bau einer Umgehungsstraße. Seitdem hatte sich die Planung immer wieder hinausgezögert, Termine wurden verschoben. Im Frühjahr 2010 entschied das Verkehrsministerium, die Pläne aus Kostengründen bis auf Weiteres auf Eis zu legen.

Seit Jahren setzt sich eine Gruppe Hammoorer für die Ortsumgehung ein, unlängst hat sich eine neue Initiative mit dem gleichen Interesse gegründet. "Das Thema zieht sich schon so lange hin, dass wir mittlerweile die neue Generation besorgter Eltern sind", sagt Mitbegründer Ingolf Burkhardt.

Gerade für Kinder sei der Verkehr lebensgefährlich. In den vergangenen drei Jahren sei das Verkehrsaufkommen massiv gestiegen. Autos und Lastwagen führen viel zu schnell durchs Dorf. "Erst vor kurzem ist ein Lkw in zwei Autos, die an der Hauptstraße parkten, gerast und hat diese in einen Vorgarten geschoben. Die Fahrzeuge sind komplett hinüber. Es war pures Glück, dass niemand verletzt wurde", sagt Burkhardt. "So geht es nicht mehr weiter." Dass nun das Planfeststellungsverfahren eröffnet werden soll, wertet der Hammoorer positiv. "Das ist schon einmal ein riesiger Schritt in die richtige Richtung."

Auch in Bargteheide begrüßt man die Entscheidung. "Die Bürger haben ein großes Interesse daran, so leichter zur Autobahn zu gelangen, und vor allem die Gewerbetreibenden wie Aldi erhoffen sich von der Trasse bessere Zufahrtsmöglichkeiten", sagt Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz.

Konkret bedeutet die Eröffnung des Verfahrens, dass ab dem 12. November einen Monat lang die Planungsunterlagen für den Bau der Trasse im Amt Bargteheide-Land sowie in Bargteheide und Ahrensburg öffentlich ausliegen werden. "Nach Ablauf dieser Zeit haben Bürger und Träger öffentlicher Belange noch vier Wochen Zeit, um Einwände zu erheben", sagt Jon Klückmann vom Planfeststellungsbüro in Kiel. Wann genau dann mit dem Bau der Straße begonnen werden könne, sei jedoch unklar. "Das hängt davon ab, wie viele und welche Einwände erhoben werden. Und das lässt sich nicht voraussagen."

Bürgermeister Helmut Drenkhahn (Allgemeine Wählergemeinschaft Hammoor) rechnet mit vielen Gegenstimmen. "Etliche haben etwas gegen den Bau der Trasse", meint Drenkhahn. Dazu gehörten neben Naturschutzverbänden vor allem auch die künftigen Anwohner der Umgehungsstraße. Zehn Grundstücksbesitzer seien davon direkt betroffen. Dazu gehört auch Drenkhahn selbst, dessen Hof an der K 106 liegt. "Dort fahren jetzt schon täglich rund 11 000 Fahrzeuge vorbei. Wenn dann noch die umgeleiteten Autos und Lastwagen dazukämen, wäre das schon ein Einschnitt für mich", sagt Drenkhahn. Deshalb sei die Trasse für ihn persönlich nicht nur eine positive Veränderung. Allerdings sei an der Kreuzung vor seinem Grundstück eine Ampel geplant. Drenkhahn: "Das würde die Lage etwas erleichtern." Laut Jens Sommerburg, dem Leiter des LBV in Lübeck, würden täglich etwa 15 000 Fahrzeuge die Umgehungsstraße nutzen.

Neben den direkten Anwohnern der Umgehungsstraße sind weitere zehn bis zwölf Grundstückseigentümer betroffen, die Flächen für Ausgleichsmaßnahmen abgeben müssten. Insgesamt rund 24 Hektar muss das Land dafür erwerben. Drenkhahn: "Die Mehrzahl dieser Bürger hat bereits ihre grundsätzliche Bereitschaft zum Verkauf erklärt, allerdings ohne die Höhe der Entschädigung zu kennen."

Nicht nur, weil er befangen ist, bleiben bei dem Bürgermeister die Begeisterungsstürme über die Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens aus. "Ich bin realistisch. Es gab während der Planungsphase schon so viele unangenehme Überraschungen", sagt Drenkhahn. Jetzt komme es darauf an, ob das Verkehrsministerium tatsächlich genug Geld zur Verfügung stelle.

Rund 3,5 Millionen Euro waren zuletzt für den Bau der 2,45 Kilometer langen Trasse und den Ausbau eines 1,45 Kilometer langen Stücks der Kreisstraße eingeplant. "Die Kosten sind mittlerweile auf jeden Fall gestiegen", sagt Jens Sommerburg. Auf eine genaue Summe will er sich derzeit jedoch noch nicht festlegen. "Wir sind noch dabei, die Berechnungen zu erstellen", sagt Sommerburg. Drenkhahn geht davon aus, dass die Kosten noch "gewaltig steigen" werden. Mit einem Baubeginn rechnet Hammoors Bürgermeister nicht vor 2016. Drenkhahn: "Bis dahin kann noch viel passieren."