Mitte 2011 sollte die Straße fertig sein, doch noch ist nichts passiert. Einwohner haben Unterschriften für einen Bürgerantrag gesammelt.

Hammoor. Vor fast zweieinhalb Jahren hat die Hammoorer Gemeindevertretung den Bau der Ortsumgehung beschlossen. Ein "historischer Tag", so hieß es damals. Doch passiert ist seitdem nichts. Es gibt noch nicht einmal Informationen über den Planungsfortschritt. Die drei Hammoorer Jutta Freitag, Wolfgang Krecker und Kurt Hinst haben genug vom Warten. Sie haben einen Bürgerantrag gestellt, mit dem sie den Gemeinderat verpflichten wollen, öffentlich über den Planungsstand der Umgehungsstraße zu sprechen.

"Wir sehen keine andere Möglichkeit mehr, konkrete Aussagen über die für unseren Ort so wichtige Umgehung zu erfahren", sagt Jutta Freitag, Sprecherin der Initiative "Sichere Straßen Hammoor". Mehr als 100 Einwohner haben den Antrag unterzeichnet. Damit sind die fünf Prozent, die die Gemeindeordnung für den Antrag fordert, locker erreicht.

Jahrelang gab es Gespräche mit den Behörden, verschiedene Planungsvarianten, drei mögliche Trassenführungen, immer wieder Verzögerungen, ein klares Votum der Bürger und schließlich einen Kompromiss: Die Umgehungsstraße in Hammoor wird im Süden des Dorfes gebaut und führt weit um die Wohngebiete herum. Schon Mitte 2011 sollte der Verkehr über die neue, rund 3,2 Millionen Euro teure Trasse rollen.

Die Bürgerinitiative hat auch in den vergangenen Jahren wiederholt nachgefragt. "Wir haben aber nie befriedigende Antworten erhalten", sagt Wolfgang Krecker. Dabei hätten auch die Politiker aller Parteien den Straßenbau immer unterstützt. "Umso verwunderlicher ist es, dass seit der Entscheidung für die südliche Trasse niemand nachgehakt hat", sagt Krecker. Die Tatenlosigkeit erwecke den Eindruck, dass das Jahrhundertprojekt "so nebenbei" behandelt werde.

Weit über zwei Jahrzehnte wurde in Hammoor um eine Ortsumgehung gerungen. Verkehrszählungen und Geschwindigkeitsmessungen belegten, wie wichtig eine Verlagerung des Verkehrs aus dem Ortskern ist. Gut 16 000 Autos und Lastwagen quälen sich täglich durch das Dorf. Die Anwohner der Hauptstraße (L 89) leiden unter dem immensen Lärm und klagen über das hohe Gefahrenpotenzial. Für Kinder sei es lebensgefährlich, die Straße zu überqueren. Jutta Freitag: "Es grenzt an ein Wunder, dass noch nichts Schlimmes passiert ist."

Mitte der 90er-Jahre wurde eine Umgehungsstraße in die regionalen und landesplanerischen Entwicklungspläne aufgenommen. Seit 2000 soll der Landesbetrieb für Straßenbau in Lübeck einen Auftrag haben, die notwendigen Planungen in die Wege zu leiten. Ein konkreter Realisierungszeitplan sei bis heute aber weder von den Planern noch von den Gemeindevertretern vorgelegt worden. "Stattdessen werden die Termine ständig in die Zukunft verschoben", sagt Wolfgang Krecker. Im Mai stellte Jutta Freitag eine schriftliche Anfrage ans Straßenbauamt. Das antwortete, man "sei froh, den bekannten Zeitplan einhalten zu können". Die Gemeinderatsmitglieder, die Freitag und Krecker bei der Juni-Sitzung mit dieser Aussage konfrontierten, kannten diesen Zeitplan allerdings nicht.

Für die Initiative war damit das Maß endgültig voll. "Wir fühlen uns nicht mehr ernst genommen", sagt Wolfgang Krecker. Deshalb beschreite man jetzt den formellen Weg des Bürgerantrags. Wer hat welche Planungsaufträge vergeben? Was wird geplant? Ist die Nordtangente möglicherweise doch noch im Spiel? Auf diese Fragen möchten die Einwohner Antworten haben. Außerdem soll der Gemeinderat darüber beraten, die Befangenheitserklärung des Bürgermeisters aufzuheben sowie ein Gremium aus Politikern und Bürgern zu bilden, das die Ortsumgehung vorantreibt. Außerdem soll der Gemeinderat mit den von der Trassenführung möglicherweise betroffenen Grundstückseigentümern sprechen.

Bürgermeister Helmut Drenkhahn überrascht das Vorgehen. "Das ist stark überzogen", sagt er, "ein Anruf bei mir hätte gereicht, und wir hätten das auf die Tagesordnung gesetzt." Er will noch einmal mit den Antragstellern sprechen. Drenkhahn: "Vielleicht klären wir das persönlich und können den Verwaltungsaufwand vermeiden, den dieser Antrag nach sich ziehen würde." Anderenfalls muss er den Antrag an die Kommunalaufsichtsbehörde weiterleiten, die über die Zulässigkeit entscheidet.