Ammersbeker Parteien lehnen den Plan eines Vereins ab, eine mehr als 30 Meter hohe Aussichtsplattform zu errichten.

Ammersbek. Wer sich mit dem geplanten Aussichtsturm auf dem Schüberg beschäftigt, fühlt sich an einen Turmbau erinnert, der gehörig schiefgegangen ist. Damals, in Babel, endete der Versuch in Sprachverwirrung. In Ammersbek gibt es ebenfalls Verständigungsprobleme.

Von "durchweg positiver Resonanz" in den politischen Fraktionen sprach Michael Grossmann vom Verein Aussichten für Ammersbek (Afa), als die Parteien Mitte August in die Pläne für den Bau des mehr als 30 Meter hohen Holzturms eingeweiht wurden. Aber: "Die Resonanzen waren sehr verhalten", sagt Ingeborg Reckling, stellvertretende Vorsitzende der SPD Ammersbek. "Es gab keine einheitliche Reaktion, aber einzelne haben massiv protestiert." Noch deutlicher wird Jan-Lübbers Johannsen von den Grünen: "Dass die Resonanz positiv war, stimmt so nicht. Die SPD und Grünen sagen Nein zum Turm." Das Projekt sei "wenig durchdacht", sagt auch der CDU-Ortsvorsitzende Bernd Sutter. "Wir sehen den Turm kritisch, ich kenne keine einzige positive Stimme dazu."

Zwei Jahre hatte der Verein Afa an dem Projekt Aussichtsturm gearbeitet, dann wurde es öffentlich vorgestellt. "Daran so lange zu arbeiten, ohne die Parteien einzuweihen, hat schon ein Geschmäckle", sagt Jan-Lübbers Johannsen. Für ihn besonders ärgerlich: Zwei der Vereinsmitglieder sind zwar nicht in der Partei, aber sitzen für die Grünen im Bauausschuss. "Und der Bürgermeister Horst Ansén gehört auch zu Afa." Johannsen: "Ansén sagt, er wäre als Privatperson Mitglied, aber er wird doch als Bürgermeister erkannt, wenn er für Afa unterwegs ist."

Der Bürgermeister selbst sieht kein Problem. "Ich entscheide ja nicht, ob der Turm gebaut wird", sagt er. "Das wäre eine Verquickung, die natürlich nicht in Ordnung wäre." Zudem sei er selbst Bürger von Ammersbek und dürfe deshalb eine Meinung haben. "Ich bin auch in der Initiative Bürger für Ammersbek, das hat noch niemand kritisiert", sagt er. Die Kritik nehme er aber ernst. "Noch ist der Turm nur eine Idee. Wenn Ammersbek ihn nicht will, wird es ihn nicht geben." Er habe positive und negative Reaktionen mitbekommen.

Einer der zentralen Punkte der Kritiker ist, dass der Schüberg unter Naturschutz steht. "Früher war man in Sorge, dass ein Kindergarten dort Schaden anrichten kann. Und nun sollen schwere Baumaschinen kommen", sagt Bernd Sutter.

Zu der Kritik möchten sich die Mitglieder von Afa erst nach ihrer Vereinssitzung am kommenden Montag datailliert äußern. In einer schriftlichen Stellungnahme des zweiten Vorsitzenden Klaus Tim heißt es aber: "Ein Bauwerk kann nur errichtet werden, wenn es im Einklang mit dem Naturschutzgesetz und der Schutzverordnung für den Schüberg steht. Hier sollte der Naturschutzbehörde mehr vertraut werden, denn eine Ausnahmegenehmigung zum Bau wird nur erteilt, wenn sicher ist, dass der Schutzzweck nicht beeinträchtigt wird, also Berg und Natur nicht irreversibel geschädigt werden."

Ingeborg Reckling von der SPD Ammersbek sagt: "Es gab schon mal Pläne, dort einen Turm zu bauen. In der Zeit wurde der Schüberg durch eine Kreisverordnung geschützt." Das war 1987. "Ich habe mich sehr gewundert, dass nun Leute für den Bau des Turms sind, die sich sonst dafür einsetzen, die Natur zu schützen", sagt sie. Aussichten für Ammersbek hält dagegen: "Überall in Deutschland stehen unbewachte, unbeleuchtete Aussichtstürme, viele davon in Naturschutzgebieten."

Auch das Finanzierungskonzept wird bemängelt. Die Kosten des Turmes sollen sich nach Angaben des Vereins Afa auf etwa 340 000 Euro belaufen. Der Verein rechnet mit Fördergeldern von der Europäischen Union und müsste deshalb eine Restsumme von etwa 212 000 Euro durch Spenden einnehmen.

Folgekosten für die Gemeinde entstünden erst mal nicht, schreibt der Verein Afa, denn: "Douglasienholz ist unverwüstlich und muss nicht gestrichen werden. Der Turm kann nur brennen, wenn der Wald brennt." Mit Folgekosten sei aufgrund von Material und Konstruktion frühestens in 20 Jahren zu rechnen. Und auch dafür soll es dann wieder Fördermittel geben.

Bernd Sutter (CDU) sieht das nicht ganz so euphorisch: "Der Bürgermeister kennt doch die Finanzen. Die Folgekosten können von der Gemeinde nicht getragen werden."

Ein wichtiger Punkt steht ebenfalls in dem Schreiben von "Aussichten für Ammersbek": "Der Turm soll ein vereinendes und kein spaltendes Projekt sein." Das wäre anders als in Babel - und anders als derzeit in Ammersbek.