Radarkontrollen auf der Autobahn haben Stormarn in diesem Jahr schon 2,1 Millionen Euro eingebracht. Polizei will die Unfallzahlen senken.

Bad Oldesloe. Sie sorgen für Staus und Ärger bei den Autofahrern, die Baustellen auf den Autobahnen. Der Kreis Stormarn kann mit ihnen jedoch viel Geld verdienen. Denn mehr und lange andauernde Baustellen bedeuten auch mehr Geschwindigkeitskontrollen durch die Polizei und damit mehr Einnahmen für den Kreis. So hat er dieses Jahr nach Angaben seiner Bußgeldstelle bis Ende August bereits rund 2,12 Millionen Euro an Bußgeldern überwiesen bekommen. Damit ist die im Haushalt für 2012 eingeplante Summe von 1,8 Millionen Euro schon jetzt weit übertroffen worden.

Momentan gibt es auf der Autobahn 1 drei Baustellen. Eine zwischen Ahrensburg und der Raststätte Buddikate, eine vor und nach dem Autobahnkreuz Bargteheide und eine von Reinfeld bis nach Lübeck. Nach Angaben des ADAC wird auf der A 1 bis zum Jahr 2025 fast durchgängig gebaut werden.

Die für den Kreis positive finanzielle Entwicklung war bereits in den beiden vergangenen Jahren zu verzeichnen. So betrugen die Bußgeldeinnahmen im Jahr 2011 rund 2,81 Millionen Euro, mit 1,6 Millionen hatte man gerechnet. Im Jahr 2010 wurden durch Bußgelder 2,3 Millionen Euro eingenommen, im Haushaltsplan waren 1,35 Millionen Euro angesetzt.

"Die Autobahnen machen den großen Teil unserer Arbeit aus", sagt Janina Weber, Leiterin der Bußgeldstelle des Kreises Stormarn. "Wenn dort viel geblitzt wird, haben wir auch viel zu tun." Die Geschwindigkeitskontrollen selbst werden aber nicht durch den Kreis selbst, sondern durch die Polizei erledigt. Zuständig ist der Verkehrsüberwachungsdienst in Neumünster, der das Tempo auf allen Autobahnen im Land Schleswig-Holstein überwacht. Die Einnahmen werden dann verteilt. Während die sogenannten Verwarngelder mit einer Höhe von bis zu 35 Euro in die Landeskasse fließen, gehen die Bußgeldbeträge für schwerwiegendere Tempoverstöße an die jeweiligen Kreiskassen. Entsprechend werden die Verstöße auch von den Kreisverwaltungen oder der Polizei bearbeitet.

"Wenn es Baustellen auf Autobahnen gibt, sind wir häufiger im Einsatz", sagt Wolfgang Kniep, Leiter des Verkehrsüberwachungsdienstes der Polizei. Seine Dienststelle hat für Tempomessungen bis zu zehn Beamte, zwei mobile Messanlagen und mehrere Videowagen zur Verfügung. Die Einsätze auf den Autobahnen werden von der Polizei eigenständig geplant. "Es gibt keine Absprachen mit den Kreisen", sagt Wolfgang Kniep.

Den von Autofahrern gerne geäußerten Vorwurf, das Blitzen in Baustellenbereichen sei bloße Abzocke, weist Kniep strikt zurück. "Diese Kritik kann ich nicht akzeptieren", sagt er. Ziel sei es, die Geschwindigkeit in Baustellen zu reduzieren und dass es weniger Unfälle gibt. "Unsere Erfahrungen zeigen, dass bei Baustellen auf Autobahnen die Unfallzahlen steigen", so Kniep. Andererseits würden Tempomessungen die gefahrene Geschwindigkeit um bis zu 20 Stundenkilometer senken.

Stormarns Landrat Klaus Plöger findet es gut, dass die Polizei ihre Arbeit macht. "Die weiß schon, was sie tut." Er selbst freut sich vor allem, wenn es keine Baustellen auf den Autobahnen gibt. "Sie verursachen Staus, und durch die entsteht ein volkswirtschaftlicher Schaden", sagt er.

Auch beim ADAC sieht man die verstärkten Tempokontrollen an Autobahnbaustellen durchaus positiv. "Sie sind durch verengte Fahrspuren, verkürzte Auf- und Abfahrten sowie umgeleitete Fahrbahnen Unfallschwerpunkte", sagt Christian Schäfer, Leiter Verkehr und Technik des auch für Stormarn zuständigen ADAC Hansa. Im übrigen seien die die Messanlagen der Polizei durchaus auffällig postiert, und die erlaubte Geschwindigkeit werde bereits mehrere Kilometer vorher durch Schilder angezeigt und dann schrittweise reduziert. "Letztlich liegt es am Autofahrer, wie er sich verhält", sagt Schäfer, "er muss aber dann auch die Konsequenzen tragen."