Bei Temperaturen von bis zu 32 Grad im Schatten starten 40 Musiker beim zweiten großen Open-Air-Festival vor dem Wahrzeichen der Stadt.

Es ist 21.50 Uhr: Auf der Open-Air-Bühne vor dem Ahrensburger Schloss liegen die Jungs von Wireless einander in den Armen. Sie strahlen über das ganze Gesicht und schütteln immer wieder leicht ungläubig den Kopf. Willie Effenberger, Lasse Harloff, Sebastian Pisarsky und Felix Wolf haben gerade den Publikumspreis und auch noch den Newcomer-Award des zweiten MusicStorm-Wettbewerbs gewonnen. "Das ist so krass", ruft Willie, und blickt von seinen Bandkollegen zu den rund 2000 jubelnden Fans vor der Bühne.

Im Backstage-Bereich haben sich die übrigen sieben Finalisten versammelt - Solokünstlerin Lisa Seehase sowie die Bands Adam & Ela, Kalamazoo, No Cliché, Time Over At Same Time, Victims Of Voodoo und die Kleinstadtpioniere. Die Spannung bei den jungen Musikern steigt. Wen wählt die Jury zur besten Band und wer darf sich über die damit verbundene CD-Produktion im Wert von 2000 bis 3000 Euro freuen?

+++ MusicStorm-Finale: Schloss mit Lustig +++

+++ Festivalatmosphäre auf der Wiese +++

"Am Anfang des Abends war ich noch relativ entspannt", sagt Tom Willems, Gitarrist der Band Victims Of Voodoo. "Aber dann habe ich all die anderen Bands gesehen, die so gute Sachen gemacht haben, und bin immer nervöser geworden." Auch sein Bandkollege Philippe Claassen hat Herzklopfen, als die Jurymitglieder Jasmin Wagner und Michy Reincke die Bühne betreten, um den Sieger zu verkünden. "Das ist ein wunderschöner Abend und ein tolles Ereignis für die Region", sagt Michy Reincke. "Wir hatten es nicht einfach als Jury. Es waren gute Bands und sehr ungewöhnliche Sänger dabei. Bei vielen glauben wir, dass wir noch einiges von ihnen hören werden."

Tatsächlich haben sich die Musikexperten mit ihrer Entscheidung Zeit gelassen, haben lange kontrovers diskutiert. Am Ende musste sogar abgestimmt werden. Mit drei zu zwei Stimmen fiel die Entscheidung für die Gruppe Victims Of Voodoo. "Als unser Name genannt wurde, war das so ein geiles Gefühl", sagt Philippe Claassen, Sänger der Band. "Denn jetzt können wir endlich das machen, was wir schon immer wollten: mit einem guten Produzenten im Studio eine CD aufnehmen."

+++ Rekord-Hitze +++

Der 26-Jährige ist vom MusicStorm-Finale begeistert. "Es ist super organisiert. Wir wurden von morgens bis abends mit Essen versorgt, alle waren freundlich - uns hat es an nichts gefehlt", sagt er. Viel Spaß hatte die Band auch auf der Bühne. "Wir waren so überwältigt von den vielen Menschen. Da waren Zuschauer bis zum Horizont zu sehen", sagt Philippe Claassen. "Wir hatten alle Gänsehaut."

Auch die anderen sieben Finalisten genießen ihre Zeit auf der Bühne. Den Start machten genau um 17.30 Uhr Adam & Ela. Als die Gruppe aus Bad Oldesloe die ersten Töne spielt, springen zahlreiche Fans von ihren Plätzen auf, laufen zur Bühne und beginnen zu tanzen und zu hüpfen. "Die Kulisse war toll", sagt Sängerin Daniela Kretz, nachdem sie mit ihren Bandkollegen 15 Minuten lang ihre Songs zum Besten gegeben hat. "Open Air zu spielen ist cool. Sonst hängen wir Bands immer nur in dunklen Klubs herum, in denen es von der Decke trieft."

+++ 10 Fragen und Antworten zum MusicStorm-Finale +++

Lauter und rockiger wird es, als die zweite Oldesloer Band, die Kleinstadtpioniere, die Bühne betritt. Die Gruppe gibt auf der Bühne alles, animiert sogar das Publikum zum Mitsingen. "Ich glaube, euch hat man auch in Hamburg gehört", sagt Moderatorin Lena Aden nach dem Auftritt. Die Bandmitglieder sind völlig verschwitzt, ihre Köpfe rot vor Anstrengung. Hinter der Bühne reißen sie sich als erstes ihre nassen T-Shirts vom Leib und greifen zu kalten Getränken. "Das hat echt Spaß gemacht", sagt Trompeterin Franziska Evers, und Sänger Felix Klüssendorf-Mediger ergänzt: "Es ist toll, wenn die Menschen so mitgehen und man auf diese Weise sofort ein Feedback von ihnen bekommt."

Erledigt sind auch die Musiker von No Cliché nach ihrer Performance. Erschöpft stolpern sie die Treppen hinunter in den Backstage-Bereich. "Das ist das Geilste", sagt Sängerin Sonja Rogga. "Wir genießen es, wenn der Schweiß spritzt." Auch die Jungs von Kalamazoo kommen völlig durchnässt von der Bühne. "In den Klubs ist es auch immer warm, weil dort die Luft steht", sagt Sänger Dominik Beseler, der sich vor seinem Auftritt noch mit Bandkollege Victor Schüttfort die Wartezeit mit Kartenspielen vertrieben hat. "Aber so heiß wie heute war es noch nie bei einem unserer Auftritte." Die Jungs haben Ersatz-T-Shirts mit. Dominik: "Das haben wir inzwischen nach unseren vielen Auftritten gelernt."

Richtig laut wird es, als Time Over At Same Time die Open-Air-Bühne betreten. Sängerin Lana Tegge überrascht das Publikum mit einer Mischung aus klarem Gesang und "Shouten". Ein Muss im Gepäck der 18-Jährigen sind deshalb Halspastillen für ihre Stimme. "Noch ist aber alles gut", sagt die Tangstedterin. Kreispräsidentin Christa Zeuke ist begeistert von den acht MusicStorm-Finalisten. "Ich bewundere die Musiker und ihren körperlichen Einsatz bei der Wärme grenzenlos", sagt sie. "Ich freue mich darüber, dass ich hier sein und das miterleben darf."

Auch Hans-Ingo Gerwanski, Direktor der Sparkasse Holstein, genießt den Abend. "Als regionaler Musik-Contest braucht MusicStorm in Deutschland keinen Vergleich zu scheuen", sagt er. "Der Wettbewerb ist im Vergleich zu 2010 noch besser geworden."

Ein Schaulaufen ist der Auftritt für Lisa Seehase. Die 18 Jahre alte Ammersbekerin hat es als einzige Einzelsängerin ins Finale geschafft, weshalb ihr der Award als beste Solokünstlerin nicht mehr zu nehmen ist. Dennoch sind zahlreichen Freunde und Fans der Schülerin gekommen und feuern Lisa mit Plakaten an.

"Ich war bei meinem Auftritt ziemlich aufgeregt, hatte aber selten so viel Spaß auf der Bühne", sagt die junge Sängerin. "Die Atmosphäre war toll. Es war alles so locker, und dazu noch das gute Wetter." Jurymitglied Jens Lück lobt den Auftritt der 18-Jährigen. "Lisa hat das prima gemacht", sagt er. "Sie hätte sich sicher auch gegen Konkurrenz durchgesetzt." Der Musikproduzent wird nun mit Lisa ins Studio gehen und ihre Songs aufnehmen. "Ich bin schon total gespannt, wie die CD-Produktion abläuft", sagt die Ammersbekerin. "Es wird ein toller Moment, wenn ich meine eigene CD zum ersten Mal in der Hand halten darf."

Eine besondere Überraschung gibt es nach dem Auftritt von Victims Of Voodoo für Uwe Sommer. Der Geschäftsführer des Kreisjugendrings (KJR) ist seit 25 Jahren für den KJR im Dienst. Der KJR-Vorsitzende Jan Hansen und Moderatorin Lena Aden überreichen ihm zu diesem Jubiläum einen Präsent-Korb. Anschließend stimmt Lena Aden mit den Besuchern "Finale, ohoho" an. Der letzte Auftritt das Abends steht bevor. Gänsehautstimmung. Die jüngsten Teilnehmer des Wettbewerbs, die Gruppe Wireless, sind an der Reihe, und sie meistern die Aufgabe perfekt. So perfekt, dass sie zwei Preise mit nach Hause nehmen können.