Minister will jugendliche Intensivtäter schneller stoppen. In Stormarn arbeiten Polizei, Justiz und Jugendhilfe bereits gut zusammen.

Ahrensburg. Eine sogenannte Jugend-Taskforce soll kriminelle Karrieren von Jugendlichen früh erkennen und beenden. Schleswig-Holsteins Innenminister Klaus Schlie (CDU) wünscht sich dafür eine engere Zusammenarbeit zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft, Jugendgerichtshilfe, Jugendhilfe und Schulen. Konzepte sollen auf die konkreten Probleme vor Ort zugeschnitten sein und schnell umgesetzt werden.

"In der Praxis arbeiten wir bereits intensiv zusammen. So gibt es fast überall Ermittlungsgruppen", sagt Manfred Börner, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Stormarn. "Ob in der Stadt oder auf dem Land - es gibt eine Szene jugendlicher Krimineller, an der wir hier intensiv dran sind." Der Gewerkschaftler fragt sich, wo das Personal für eine Taskforce herkommen soll: "Wir haben in Schleswig-Holstein eine statistische Lücke von 100 Stellen bei der Polizei." Müsse man sich noch intensiver mit der Jugendkriminalität auseinandersetzen, "müssen wir auf anderen Feldern die Arbeitskraft entblößen". Doch von neuen Stellen sei nicht die Rede. Börner hält es gleichwohl für grundlegend richtig, das Thema in den Fokus zu rücken.

Gerd Dietel, Leiter des Sachgebiets Prävention bei der für Stormarn zuständigen Polizeidirektion, bezeichnet den derzeitigen Personaleinsatz als "ausreichend". Er fügt hinzu: "Die Polizeidirektion setzt seit vielen Jahren besonders geschulte Jugendsachbearbeiter ein. Diese Beamten nehmen regelmäßig an entsprechenden Schulungen und Fortbildungen teil." Im Kreis Stormarn gibt es bei Schutz- und Kriminalpolizei 17 Vollzeit- und fünf Teilzeitstellen. Dietel: "Hinzu kommen andere Kollegen, die geschult sind und einspringen können, etwa wenn ein Jugendsachbearbeiter im Urlaub ist."

Die Polizei bearbeite auch ohne Taskforce Ermittlungsverfahren gegen Jugendliche vorrangig und leite sie ohne Zeitverlust an die Staatsanwaltschaft weiter. Dietel: "Ein direkter Austausch zwischen den zuständigen Dezernenten bei der Staatsanwaltschaft und den Jugendsachbearbeitern auf den Polizeidienststellen ist eine wesentliche Voraussetzung, um Ermittlungsverfahren zu beschleunigen." So stehen die Jugendsachbearbeiter der Polizei mit den Jugendstaatsanwälten und der Jugendgerichtshilfe ständig in Kontakt.

Gerd Dietel war selbst zehn Jahre lang Jugendsachbearbeiter. Er weiß, dass in Vernehmungen die Polizisten "intensiv auf die Jugendlichen einwirken, um weitere Straftaten zu verhindern". Es werde dabei versucht, den Jugendlichen die Folgen ihrer Tat vor Augen zu führen. "Sie sollen so eine Empathie für die Opfer und ein Unrechtsbewusstsein erlangen", sagt Dietel. Laut Statistik haben die geschulten Polizisten in 80 Prozent der Fälle nur einmal mit dem jugendlichen Täter zu tun. "Zu Intensivtätern werden nur drei bis fünf Prozent derjenigen, die einmal mit der Polizei zu tun haben."

Oberstaatsanwalt Günter Möller von der Staatsanwaltschaft Lübeck bestätigt, dass es eine enge Zusammenarbeit mit den anderen Stellen gebe. Er sagt: "Wir wenden ein sogenanntes vorrangiges Jugendverfahren an, bei denen die Fälle schnell abgearbeitet werden sollen." Ein Bericht des Innenministeriums zum Thema Taskforce sei gerade erst eingetroffen. Möller sieht Erfolge der bisherigen Arbeit: "Die Zahlen jugendlicher Intensivtäter sind bei uns gering und zuletzt auch nicht gestiegen." Wie viele Intensivtäter es im Kreis genau gibt, das kann auch Wilhelm Hegermann nicht sagen, Fachbereichsleiter für Jugend, Schule und Kultur in der Kreisverwaltung. "Es ist kein überproportional großes Problem bei uns", sagt er. In welche Richtung der Vorstoß des Innenministers gehen soll, sei ihm nicht klar, so Hegermann weiter.

"Es gibt natürlich jugendliche Mehrfachtäter bei uns, die uns auch eine Menge Arbeit machen", sagt er. "Doch die Zusammenarbeit mit der Polizei und der Staatsanwaltschaft funktioniert bereits gut." Der Kreis hat vier Stellen für die Jugendgerichtshilfe vorgesehen, die ein eigener Aufgabenbereich innerhalb der Jugendhilfe ist. Hegermann betont, dass eine noch intensivere Jugendarbeit nur mit zusätzlichem Personal aufgefangen werden könnte. Und er fügt hinzu: "Wir müssen uns individuell mit dem jeweiligen Täter auseinandersetzen. Pauschallösungen gibt es da nicht."

Nach den Angaben von Gerd Dietel gibt es in der Polizeidirektion (Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg) derzeit 114 jugendliche Intensivtäter. Dietel: "Die Entwicklung von 2008 bis heute verlief in etwa konstant."

Die Staatssekretäre des Innen-, Justiz-, Sozial- sowie Bildungsministeriums treffen sich am 19. September, um einen landesweiten Plan für die Arbeit der Taskforce zu schaffen. Daraufhin sollen die Kreise und kreisfreien Städte selbst für sie passende Konzepte erarbeiten. Ergebnisse soll es im kommenden Frühjahr geben.