... Mühle. Aber warum? Was macht eigentlich eine Mühle? Mahlen. Genau. Aber wie? Das erklären wir anhand der Braaker Mühle. Sie ist eine der drei in Stormarn, die gestern am Mühlentag Besucher eingeladen hatten

In der Braaker Mühle gibt es eine Menge Holz und Karl-Heinz Borchert. Der Vorsitzende des Vereins Braaker Mühle weiß viel über den Galerie-Holländer, so heißt die Mühle bei Leuten, die sich damit auskennen. Und was Borchert weiß, erklärt er gerne- so wie gestern, am Mühlentag. Er tut dies so anschaulich, dass manche sich vielleicht wünschen, er würde noch mehr erklären, das Leben oder so.

Eigentlich ist er gar kein Müller. "Ich bin Bauer, da muss man vieles können", sagt er. Den Sackaufzug selbst reparieren und Balken austauschen zum Beispiel. "Die alte Technik hat mich immer interessiert", sagt er. Und deshalb interessiert ihn auch die alte Mühle, die 1990 schon seit 20 Jahren nicht benutzt wurde und die am Zusammenfallen war.

Borchert gründete damals den Verein, er motivierte Leute, sammelte fast eine halbe Million Mark und begann mit der Restaurierung. Sie erneuerten die Galerie, die Kappe, die Windrose, die Mahlgänge und die Fußböden. Nebenbei war er weiter als Landwirt beschäftigt, bis sein Sohn 1994 den Hof übernahm. Borchert ist etwa halb so alt wie die Mühle, die 161 geworden ist. "Ich habe immer viel gearbeitet", sagt er. Heute ist die Mühle seine Aufgabe. Er klettert über eine schmale Leiter nach ganz oben, in die Kappe, um ein sehr großes Zahnrad mit Bienenwachs zu pflegen. Er klettert in die Mitte, um das Flügelkreuz von der Galerie aus zu bremsen und er klettert wieder nach unten, um in der Müllerstube einen Kaffee zu trinken.

Einen Müller gibt es hier auch, er sorgt dafür, dass die insgesamt 130 Tonnen Bio-Roggen, -Weizen und -Dinkel ordentlich zu Mehl verarbeitet werden. Die 1,5 Tonnen schweren Quarzmahlsteine im Mahlgang bestimmen durch ihren Abstand zueinander, wie grob oder fein das Mehl wird. Um Quetschgetreide herzustellen, gibt es einen elektrischen Mahlgang. Der Großteil des Mehls wird pneumatisch in die Silos der Bäckerei nach gegenüber geblasen. Diese ist im Besitz von Borcherts Schwiegersohn Joachim Lessau. Seine Familie betreibt die Bäckerei in der fünften Generation. Auch die Mühle ist seit 1859 im Besitz der Familie. Der Verein hat sie für 30 Jahre gepachtet.

Zu Lessaus Unternehmen gehören 19 Filialen. Auch Marktstände werden beliefert. Damit es in der Bäckerei bei Flaute nicht zum Mehlnotstand kommt, wurde zusätzlich zum Windmahlgang ein Elektromahlgang eingebaut. Um die Wirtschaftlichkeit der Mühle zu sichern, hat sich der Verein noch weitere Einnahmequellen überlegt. Rund 4000 Menschen besichtigen die Mühle jährlich, immer in Gruppen mit bis zu 25 Leuten. Borchert und ein Kollege erklären ihnen das Prinzip der Mühle, die als einzige der über hundert Wind- und Wassermühlen in Schleswig-Holstein noch Mehl herstellt. Im Mühlenladen kann man Vollkornmehl, Vollkornschrot und Brot kaufen. Die Müllerstube wird ab und zu vermietet, etwa für Hochzeiten. Hinzu kommt noch der Jahresbeitrag der etwa 40 Mitglieder des Vereins, 60 Euro pro Person, juristische Personen, also Stiftungen oder Firmen, zahlen 120 Euro.

Das Prinzip ist erfolgreich: "Der Verein trägt sich selbst. Nur wenn größere Reparaturen anstehen, geht das nicht", sagt Borchert. Größere Reparaturen seien teuer, allzu viele Handwerker, die sich auf Mühlen spezialisiert haben, gebe es nicht. Dann müssen also wieder Spenden gesammelt werden, damit die Mühle nicht wieder aufhört, zu klappern. Dieses Geräusch kommt übrigens vom Schüttler, der das Getreide auf die Mahlsteine fallen lässt. Liedgemäß müsste es bloß noch einen rauschenden Bach in Braak geben, auch wenn an diesem eine Wassermühle besungen wird. Trotzdem: Klappern kann die Windmühle auch, das hat Herr Borchert demonstriert. Klipp, klapp.