Leser der Stormarn-Ausgabe des Abendblatts können ihre Texte zum Thema “Mein Wendejahr“ veröffentlichen. Dietrich von Horn macht den Anfang.

Ahrensburg. Heute starten wir unsere Leseraktion "Stormarn schreibt ein Buch". Der Bargteheider Dietrich von Horn macht den Anfang. Da er Mitglied der Jury ist, läuft sein Text außer Konkurrenz. "Nachgetragene Liebe " hat der Bargteheider seine Geschichte zum Thema "Mein Wendejahr" genannt. Sein Vater starb im Krieg. Er hat ihn nie gesehen. Jetzt hat er einen Brief an seinen Vater geschrieben.

Es ist ein innerer Monolog, der eine innere Wende des Bargteheiders beschreibt: Es ist die Erkenntnis, dass sein Vater ein Liebender war und kein Kriegstreiber und Nazi. Aus der Erkenntnis wächst die Fähigkeit, seinen Vater endlich lieben zu können. Die Wende ereignete sich 2009, beim Blick in eine kleine Kiste mit Briefen seines Vaters, die die Mutter in einem ihrer Schränke verwahrt hatte.

+++ Wendejahr 2009: Nachgetragene Liebe +++

"Meine Mutter hat kaum von ihm gesprochen", sagt von Horn, "als Kind konnte ich sie nicht fragen, und als Erwachsener wollte ich nicht mehr. Aber je älter ich wurde, umso mehr blieb ein Gefühl der Schuld zurück, hervorgerufen durch die immer stärker werdende Anwesenheit der Vergangenheit, mit der ich nichts zu tun haben wollte. Ignorierte Wunden verschwinden aber nicht von allein, man muss sie aufdecken, damit sie heilen können."

Der Bargteheider hat sie aufgedeckt, beim Lesen der Briefe seines Vaters an seine Frau. "Ich wusste fast nichts von meinen Eltern. So habe ich sie besser kennengelernt und dadurch auch mich", sagt der Bargteheider. Der Blick zurück habe seine Sinne geschärft für das Jetzt, für das was wirklich wichtig sei im Leben: die Liebe.

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"Mann und Frau gehören zusammen wie Erde und Meer, Tag und Nacht, wie Schwarz und Weiß. Nur im Zusammenspiel der Elemente wird das Leben sinnvoll." Und noch etwas hat er verstanden. Dietrich von Horn: "Nicht Gott fängt Kriege an, das tun die Menschen, und Gott hilft einem dann auch nicht heraus. Warum auch? Was hat er schließlich damit zu tun."

67 Jahre nach dem Tod seines Vaters hat ihm Dietrich von Horn einen Brief geschrieben. Die Antworten hat sich der Bargteheider selbst gegeben. Für ihn steht fest: "Es ist so, wie der spanische Essayist und Philosoph Ortega y Gasset es einst gesagt hat: Die Vergangenheit kann uns nicht sagen was wir tun, wohl aber, was wir lassen sollen."