Die Stormarn-Ausgabe ruft zu einem Schreibwettbewerb auf. Er begleitet die Leseveranstaltungen zum Wende-Roman von Ruge.

Ahrensburg. Wollten Sie schon immer ihre Erlebnisse zu Papier bringen, eine Geschichte aufschreiben und sich als Autor versuchen? Möchten Sie Nervenkitzel auslösen, Menschen zum Lachen bringen, zum Nachdenken oder sie mit einer kleinen Erzählung berühren? Das Hamburger Abendblatt setzt auf Ihre Kreativität: "Stormarn schreibt ein Buch" heißt die Aktion, zu der die Stormarn-Ausgabe aufruft.

"Stormarn liest ein Buch", heißt die Veranstaltungsreihe, an die wir anknüpfen. Kreiskulturreferentin Friederike Daugelat hat sie initiiert - ein kreisweites Projekt mit 80 Veranstaltungen an 22 Orten, das am 23. April startet. Im Mittelpunkt: "In Zeiten des abnehmenden Lichts" von Eugen Ruge. Und genau dieser Roman ist es, der nun dazu anregen soll, die Seite zu wechseln, vom Leser zum Schreiber zu werden.

Es ist ein deutsch-deutscher Roman. Einer, der über vier Generationen die Geschichte einer Familie und zugleich die Geschichte der DDR beschreibt. Mit der Wende war sie vorbei. Mit der Wende kam etwas Neues. Ein spannender Moment des Umbruchs, der Wunden reißt und zugleich Hoffnung birgt und Chancen bringt. Hier setzen wir für "Stormarn schreibt ein Buch" an. Und so heißt das Thema unserer Leseraktion: "Mein Wendejahr".

"Keine Angst vor dem ersten Satz", sagt Dietrich von Horn. "Einfach erzählen. Direkt, geradeaus und fertig. Dann ergibt sich der Anfang von ganz allein", rät der Bargteheider allen, die es mit dem Schreiben probieren wollen. Der 67-Jährige ist mit dieser Methode bestens gefahren. Seine Geschichten aus der Provinz, die gerade unter dem Titel "Aber sonst ist eigentlich nicht viel passiert" erschienen sind, haben diesen prägnanten Stil und die Jury damit überzeugt: Dietrich von Horn ist Sieger des Roman-Wettbewerbs des Hamburger Abendblatts (wir berichteten).

+++Das Buch+++

Und er macht weiter. Mit einer Art Brief-Roman en miniature, den wir am kommenden Montag veröffentlichen werden, beteiligt sich der Bargteheider nun auch an der Leseraktion "Stormarn schreibt ein Buch". Er beschreibt eine Wende, die sich in seinem Inneren vollzogen hat, als er die Schatzkiste öffnete und die längst vergilbten Briefe seines Vaters las. Es sind Briefe aus dem Krieg, von einem Mann, den er nie gesehen hat und der doch sein Vater ist. Von Horn: "Ich habe ihn eigentlich nie verstanden und ihm auch gezürnt. Das Lesen der Briefe hat das verändert."

Solche Geschichten wünscht sich die Stormarn-Ausgabe. Geschichten von Ereignissen, die das Leben verändert haben: die Geburt eines Kindes, der Tod des Partners, die Lektüre eines Buches, eine Heilung, eine Erkenntnis, eine Reise oder eine Begegnung. Das kann auch eine Reise über die deutsch-deutsche Grenze gewesen sein oder die Begegnung mit einem lieben Menschen nach dem Fall der Mauer. Das kann, aber es muss nicht. Das Thema "Mein Wendejahr" ist weiter gefasst und bezieht sich nicht nur auf den politischen Umbruch in der DDR.

"Ruge schildert in seinem Roman Politisches ebenso wie Privates. Und er verknüpft das geschickt. Das Wendejahr 1989 bekommt gerade durch die wiederkehrenden Kapitel zum 90. Geburtstag des Vaters eine zentrale Rolle. Das ist eine sehr persönliche Perspektive auf ein historisches Ereignis", sagt die Kreiskulturreferentin. Und so darf und soll auch alles, was Ihrem Leben eine Wende gegeben hat, bei der Aktion "Stormarn schreibt ein Buch" zu Papier gebracht werden - ob privat oder politisch. Ihre Geschichte kann sich, angeregt durch den Roman von Ruge, 1989 abgespielt haben, aber genauso gut auch zu jedem anderen Zeitpunkt.

Einzige Bedingung als Reminiszenz an das Wendejahr: Die Geschichte sollte in 89 Zeilen erzählt werden. Eine Jury wird die Manuskripte sichten: Dietrich von Horn, Kreiskulturreferentin Friederike Daugelat und Abendblatt-Redakteurin Martina Tabel. Für die drei besten Manuskripte gibt es einen Buchpreis. Der Sieger erhält eine besondere Überraschung.

Die eingesandten Manuskripte werden alle veröffentlicht

Auch das Manuskript von Dietrich von Horn hatte eine Jury ausgewählt. "Als das Abendblatt anrief, habe ich mich total gefreut. Die wollen auf der Straße sogar schon Autogramme von mir haben", sagt er fast ungläubig und schüttelt seinen "Graukopf". Unter diesem Pseudonym hat sich der pensionierte Grund- und Hauptschullehrer in seinem stark autobiografisch angehauchten Buch verewigt. Mit Humor und Selbstironie nimmt er sich und andere auf die Schippe und das Leben und die Zeitgenossen eher nicht so ernst. Wer da an Bargteheide denkt, liegt nicht vollkommen falsch.

"Die besten Geschichten schnappe ich im Café auf, im Laden, auf der Straße oder bei Ausstellungen", sagt von Horn. Dass er in seinem Buch einer Kunstexpertin den schönen Doppelnamen Dr. Spröde-Drögemann verpasst, sagt alles. "Schreiben ist für mich auch ein bisschen Therapie. Es hat mir bei meiner Arbeit in der Schule gegen den Frust geholfen", sagt der 67-Jährige, der jeden dazu ermuntern möchte, seine Erlebnisse zu Papier zu bringen.

"Jeder Mensch steckt voller Geschichten. Das sind Schätze, die man heben muss", sagt der Bargteheider. Wichtig sei es, daran zu glauben, dass man etwas mitzuteilen habe. "Und das müssen nicht die großen Storys sein", sagt von Horn. Gerade das Triviale, das Alltägliche ist erzählenswert, denn da finden sich die Leser wieder. Und dann wird es interessant", sagt von Horn. Sein Rat an alle, die sich an der Leseraktion "Stormarn schreibt ein Buch" beteiligen wollen: direkt erzählen, das Leben sprechen lassen, möglichst prägnante und kurze Sätze und immer eine Pointe, die verblüfft. Die eingesandten Manuskripte werden alle veröffentlicht, in der Print-Ausgabe oder online.

Ein Quäntchen Mut gehöre allerdings auch dazu. Der Bargteheider weiß das. Er erinnert sich noch genau an eine Bemerkung seines Deutschlehrers. Von Horn: "Ich hatte einen guten Aufsatz geschrieben. Und mein Lehrer sagte zu mir: Von wem hast Du das denn abgeschrieben?'" Das saß. Aber der Bargteheider hat es seinem Pauker bewiesen: Er kann es. Und er kann sogar einen Wettbewerb gewinnen. Dietrich von Horn: "Und genau das sollten alle probieren, die Lust am Schreiben haben. Denn das alleine zählt."