Das abgesagte Konzert im Kleinen Theater Bargteheide hat jetzt ein Nachspiel. Pianist Justus Frantz fühlt sich missverstanden.

Bargteheide. Rückblick: Vor seinem geplanten Konzert im Kleinen Theater schlug der Pianist nur einige Tasten an und ließ sich schließlich noch ein Zentimetermaß reichen. Dann ging er - noch bevor die ersten Zuschauer angekommen waren. Grund: Der Klang stimme nicht, der Flügel sei zu klein.

Jetzt übt Frantz Kritik an der Vorbereitung des Abends.

"Um ein gutes Konzert zu spielen, bedarf es professioneller Vorbereitung. So wenig wie ein Herzchirurg mit einer Nagelschere operiert oder Michael Schumacher auf einem Goggomobil sein Können unter Beweis stellt, so wenig kann ein professioneller Pianist, der seinen Beruf ernst nimmt, seiner künstlerischen Verantwortung gerecht werden, wenn ihm statt eines Konzertflügels von Steinway Modell B 2,10 ein winziger verstimmter mit Kaugummiresten versehener Kawai - Größe 1,40 ohne Klang - angeboten wird." So habe es für ihn in Bargteheide an diesem Abend vor Silvester keine andere Wahl gegeben, sagt Frantz.

"Ein Pianist versucht, sein Instrument zum Klingen zu bringen, eine Vision darzustellen. Das wäre mit diesem Flügel nicht möglich gewesen. Andere Kollegen spielen nicht einmal auf größeren Kawai-Modellen." Ihm habe es für die Zuhörer leid getan, die auf einem so schlechten Instrument Gipfelwerke wie Beethovens Appassionata oder Schumanns Sinfonische Etüden kaum erkannt hätten. Frantz gegenüber dem Abendblatt: "Es wäre für alle Beteiligten eine Qual gewesen."

Dass er vor einigen Jahren schon einmal auf dem Flügel des Kleinen Theaters gespielt hatte, habe er bei Annahme des Engagements nicht mehr erinnert. "Ich habe schon 10.000 Konzerte gespielt. Außerdem ist mein Kopf voll mit Opern-Partituren und Orchesterwerken. Da ist die Erinnerung verständlicherweise nicht mehr so präzise. Zumal ich mich ja auch nicht jeden Tag mit Bargteheide beschäftige", sagt Frantz. Möglicherweise habe es sich damals um einen Benefizabend oder ein irgendwie besonderes Konzert gehandelt. "Das ist dann etwas anderes", sagt Justus Frantz: "Aber niemand kann ernsthaft glauben, dass man einen Verkehrsunfall gern noch einmal wiederholt. Diesmal hatte es einfach keinen Zweck. Ich nehme meinen Beruf ernst. Da geht es nicht darum, einfach nur Kasse zu machen. Das wäre mir zynisch vorgekommen."

Was bleibt, ist das bereits gemachte Angebot, den Abend nachzuholen. Frantz: "Wenn die Bedingungen stimmen."